Peter von Kurland

Peter von Kurland
Peter von Biron 1781

Peter von Biron (* 15. Februar 1724 in Mitau; † 13. Januar 1800 in Gellenau, Grafschaft Glatz) war Reichsgraf und Herzog von Kurland und Semgallen (seit 24. November 1769) sowie Herzog zu Sagan (seit 6. April 1786).

Biographie

Seine Eltern waren Ernst Johann von Biron und Benigna, geb. von Trotta gen. Treyden. Im Alter von 16 Jahren musste er zusammen mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder Karl in die Verbannung nach Sibirien und – auf Veranlassung von Zarin Elisabeth I. – ein Jahr später nach Jaroslawl im Osten Russlands. 1762 hob Zar Peter III. die Verbannung auf und Zarin Katharina setzte 1763 Peters Vater Ernst Johann wieder zum Herzog von Kurland ein. Nach dessen Abdankung im Jahre 1769 wurde Peter sein Nachfolger.

Peter von Birons Amtszeit von 1769–1795 war von der Unzufriedenheit der kurländischen Stände geprägt. Deshalb begann er, sich nach Preußen und Böhmen zu orientieren. Zu der von seinem Vater ererbten Freien Standesherrschaft Wartenberg (Sycόw) in Schlesien kaufte er

Durch die dritte Teilung Polens 1795 entfiel die Lehnshoheit des polnischen Königs August Poniatowski und Kurland wurde Russland einverleibt. Peter von Biron wurde von der Zarin Katarina zur Abdankung gezwungen, wobei ihm eine jährliche Rente von 25000 Dukaten und ein Wittum für seine Gemahlin zugesprochen wurde. Für seine kurländischen Besitzungen erhielt er zwei Millionen Rubel. Anschließend begab er sich mit seiner Familie auf sein Herzogtum Sagan. Im gleichen Jahr verkaufte er das Schloss Friedrichsfelde und erstand

Durch seine böhmischen Besitzungen wurde er Mitglied der böhmischen Landtafel.

Peter von Biron heiratete nach zwei kinderlosen Ehen 1779 Anna Charlotte Dorothea, geb. Reichsgräfin von Medem aus altem kurländischen Adelsgeschlecht. Aus dieser Ehe haben vier Töchter das Kindesalter überlebt:

  • Katharina Friederike Wilhelmine Benigna, bekannt als Herzogin Wilhelmine von Sagan; sie erbte nach Peters Tod das Herzogtum Sagan in Schlesien und die Herrschaft Nachod in Böhmen.
  • Maria Luise Pauline (* 19. Februar 1782 in Mitau; † 8. Januar 1845 in Wien); verheiratet mit Friedrich Hermann Otto von Hohenzollern-Hechingen; erbte nach Peters Tod das Prager Palais und die Herrschaften Hohlstein und Nettkow, nach Wilhelmines Tod Erbin des Herzogtums Sagan und der Herrschaft Nachod.
  • Johanna Katharina (*24. Juni 1783 in Würzau; † 11. April 1876 Löbichau); verheiratet mit Franz Pignatelli de Belmondi, Herzog von Acerenza. Erbte 1806 das Prager Kurland-Palais und nach dem Tod ihrer Mutter die Herrschaft Löbichau im Altenburgischen.
  • Dorothea, verheiratet mit dem Grafen Edmond de Talleyrand-Périgord, 7. Herzog von Talleyrand und Herzog von Dino in Kalabrien. Ihr Vater war Graf Alexander Batowski, sie wurde jedoch von Peter von Biron als eigenes Kind anerkannt. Erbte nach Peters Tod das Berliner Kurland-Palais und die Herrschaft Deutsch Wartenberg; erwarb 1842 von ihrer Schwester Pauline das Herzogtum Sagan.

Peter von Biron war musik- und kunstliebend. In seinen Schlössern besaß er umfangreiche Gemälde- und Kupferstichsammlungen. Im Verhältnis zu seinen Untertanen war er fortschrittlich; in Mitau errichtete er ein Gymnasium, in seiner Herrschaft Nachod unterstützte er die Einrichtung von Dorfschulen und schaffte Erleichterungen beim Frondienst.

Als er sich im Dezember 1799 krank fühlte, begab er sich von Nachod aus in das nahe gelegene Gellenau bei Bad Kudowa, um sich von dem Arzt von Mutius, dessen Familie das Schloss in Gellenau gehörte, behandeln zu lassen. Dort besuchte ihn die Herzogin Dorothea mit den vier Töchtern. Am 6. Januar 1800 verfasste er sein Testament und starb am 13. Januar 1800. Sein Leichnam wurde nach Sagan überführt.

Der tschechische Schriftsteller Alois Jirásek hat mit seinem Roman von 1877 "Na dvoře vévodském" (Der Herzogshof) Peter von Biron ein literarisches Denkmal gesetzt. Darin wird der Herzog gütig und um seine Untertanen besorgt dargestellt. Gleichzeitig wird das Leben auf dem Nachoder Schloss während des Sommers 1799 der Zeit entsprechend geschildert. Da Jirasek weitgehend die Erzählungen und Erinnerungen seiner älteren Verwandtschaft und anderer Bewohner aus dem Nachoder Gebiet verarbeitet hat, kann man dem gezeichneten Herzogsbild durchaus Glauben schenken.

Literatur

  • Hugo Weczerka (Hg.): Handbuch der historischen Stätten Schlesien, Stuttgart 1977
  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen: Schlesien, Deutscher Kunstverlag, 2005
  • Věra Vlčková: Pamětihodnosti panstvί Náchod důchodnίho Jana Müllera. In: Stopami Dějin Náchodska, Nachod 1997
  • Alois Jirasek: Na dvoře vévodském, Historický Obraz. Prag 1953

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