Peter Raue

Peter Raue

Peter Raue (* 4. Februar 1941 in München) ist ein deutscher Rechtsanwalt, Notar, Kunstliebhaber und -förderer. Von 1977 bis 2008 war Raue Vorsitzender des Vereins der Freunde der Nationalgalerie. Seit 2005 ist Raue Honorarprofessor für Urheberrecht an der Freien Universität Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Raue wuchs in München auf und machte dort sein Abitur. Weil sein leiblicher Vater in der Diktion der Nationalsozialisten ein Halbjude war, wurde seinen Eltern im Jahr 1941 die Eheschließung untersagt. In Folge dessen erfuhr Raue erst im Alter von 35 Jahren die Identität seines Vaters. 1961 begann er an der Freien Universität Berlin mit dem Studium der Rechts-, Theaterwissenschaft und Philosophie. Die Bekanntschaft mit dem Ensemble des Hamburger Theaters, dem Deutschen Schauspielhaus, brachte ihn von seinem vormaligen Traum, Schauspieler zu werden, ab.[1] Seitdem lebt er in Berlin.

Recht

1965 absolvierte er sein 1. juristisches Staatsexamen, 1967 folgte seine juristische Promotion. Seine erste Kanzlei als Anwalt mit dem Schwerpunkt auf dem Urheber-, Wettbewerbs- und Presserecht eröffnete er 1971. Zwischen 2001 und 2010 war er Seniorpartner der internationalen Sozietät Hogan & Hartson LLP (Stammsitz: Washington, D.C.). Im Rahmen der Fusion von Hogan & Hartson mit Lovells verließ Peter Raue die Kanzlei und gründete zusammen mit rund 40 weiteren Anwälten aus den Berliner und Münchner Büros von Hogan & Hartson eine eigene Kanzlei, die den Namen Raue LLP trägt.[2]

Im Berliner Büro der Kanzlei am Potsdamer Platz im Kollhoff-Tower präsentiert Raue mittlerweile 600 Gemälde.[3]

Seit dem Sommersemester 1998 war er als Lehrbeauftragter an der FU Berlin tätig, ab dem Sommersemester 2005 ist Raue Honorarprofessor für Urheberrecht geworden.[4]

Recht und Kunst

Raue war in viele Gerichtsverfahren um bedeutende Kunst und prominente Künstler involviert. So vertrat er unter anderem Heiner Müller im Streit mit den Brecht-Erben und war auch an der Umwandlung der Berliner Philharmoniker in eine Stiftung beteiligt.[5]

2002 vertrat er den Bild-Chefredakteur Kai Diekmann im sogenannten „Penis-Prozess“ gegen die Tageszeitung taz.[6][7]

Kunst

Im Jahre 2002 konnte er den Direktor des Museums of Modern Art, Glenn Lowry, davon überzeugen, etwa 200 Gemälde aus der MoMA-Gemäldesammlung während der Renovierung des New Yorker Stammhauses nach Berlin als Ausstellung zu vergeben. Mit einer Rekordzahl von 1,2 Millionen Besuchern endete die verlängerte Ausstellung nach sieben Monaten im September 2004 und war damit die erfolgreichste Ausstellung in Europa seit vielen Jahren. Der Publikumserfolg verschaffte ihm den Spitznamen „Mr. MoMA“. Raue engagiert sich bundesweit nicht nur in juristischer Hinsicht für Kunst und Kultur, sondern ist auch seit Jahrzehnten eine der zentralen Persönlichkeiten des Berliner Kulturlebens.

Als die entsprechende Abteilung des Metropolitan Museums of Art im Sommer 2007 ebenfalls renoviert wurde, gelang es Raue erneut, für die Dauer der Umbauten (vier Monate) eine Sammlung von 150 Gemälden französischer Kunst des 19. Jahrhunderts in die Neue Nationalgalerie zu holen («Die schönsten Franzosen kommen aus New York»). Diese Ausstellung leitete für Raue auch seinen Abschied vom Vorsitz des Vereins der Freunde der Nationalgalerie nach 31 Jahren ein; er kündigte für 2008 seinen Rückzug aus dem Vorstand an. Am 10. März 2008 übernahm die frühere Kulturministerin Christina Weiss diese Aufgabe.[8]

Familie

Raue hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe. Seit Februar 2006 ist er mit Andrea Gräfin Bernstorff verheiratet.[9] [10]

Auszeichnungen

Mitgliedschaften

Schriften

  • Literarischer Jugendschutz. Was kann nach dem Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften indiziert werden? Dissertation, Berlin 1969. Duncker & Humblot, Berlin 1970. (Berliner Abhandlungen zum Presserecht).
  • Persönlichkeitsrechte. Die Verteidigung der persönlichen Rechte. Fischer; Heymanns, Frankfurt am Main 2002.
  • Erinnerungen an „MoMA in Berlin“. In: Jahrbuch Preussischer Kulturbesitz. Jg. 41, 2004, ISSN 0342-0124, S. 161–164.

Literatur

Weblinks

Interviews

Quellen

  1. Henning Kober: Keine Zeit für niemand. In: taz, 31. März 2004. Abgerufen am 9. Juli 2011.
  2. Ulrike Barth: Überraschung in Berlin: Hogan-Partner gründen Raue Rechtsanwälte. Juve - Namen und Nachrichten, 23. März 2010. Abgerufen am 9. Juli 2011.
  3. Fatina Keilani: Der Kulturverführer. In: Der Tagesspiegel, 25. Februar 2004. Abgerufen am 9. Juli 2011.
  4. Peter Raue wird Honorarprofessor an der FU. In: Der Tagesspiegel, 9. Juni 2005. Abgerufen am 9. Juli 2011.
  5. Heik Afheldt: Peter Raue, Anwalt der Kunst. In: Der Tagesspiegel, 23. Februar 2004. Abgerufen am 9. Juli 2011.
  6. Ulrike Simon: Der kleine Unterschied und seine Folgen. Vor Gericht: Der „Bild“-Chef gewinnt gegen die „taz“. In: Der Tagesspiegel, 20. November 2002. Abgerufen am 9. Juli 2011.
  7. Michael Ringel: Penis-Prozess nicht verlängert. In: taz, 3. Mai 2003. Abgerufen am 9. Juli 2011.
  8. Christina Tilmann: Der Impresario : Ende einer Ära: Peter Raue gibt nach 31 Jahren den Vorsitz der Freunde der Nationalgalerie ab. In: Der Tagesspiegel, 8. März 2008. Abgerufen am 9. Juli 2011.
  9. Franziska v. Mutius: Mr. MoMA hat geheiratet. In: Berliner Morgenpost, 17. September 2006. (Kostenpflichtig).
  10. 11. Art Forum Berlin, artnet
  11. Website des Vereins der Freunde der Nationalgalerie
  12. HfM-Hanns-Eisler-Förderkreis
  13. Rezension: Eric W. Steinhauer: Festschrift für Peter Raue. In: Bibliothek : Forschung und Praxis. Saur, München, Jahrgang 31, 2007, Nr. 1, S. 93–94. (Online, pdf, abgerufen am 9. Juli 2011).
  14. Party für „Pitar“ : Viel Harmonisches zum 65. Geburtstag von Peter Raue. In: Der Tagesspiegel. Berlin, vom 10. Februar 2006, abgerufen am 9. Juli 2011.

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