Peter Mitterhofer

Peter Mitterhofer
Peter Mitterhofer
Peter Mitterhofers Geburtshaus (das „Sagschneiderhaus“, 1896 abgerissen)
1864, Schreibmaschine des Peter Mitterhofer
Schreibmaschinenmuseum Peter Mitterhofer in Partschins

Peter Mitterhofer (* 20. September 1822 in Partschins, Südtirol; † 27. August 1893 ebenda) war ein österreichischer Zimmermann und Erfinder. Ihm wird die marktreife Erfindung der Schreibmaschine zugeschrieben.

Leben

Peter Mitterhofer erlernte im Hause seines Vaters das Tischler- und Zimmermannshandwerk. Nachdem er lange Zeit daheim gearbeitet hatte, begab er sich auf die Handwerkerwalze, wobei er bis zu seinem 40. Lebensjahr u. a. Österreich, Deutschland, Holland und Frankreich bereiste. Nach seiner Rückkehr heiratete er 1862 eine 46-jährige Zimmermannstochter und übernahm die in die Ehe eingebrachte Zimmerei in Partschins.

Neben seiner Arbeit als Zimmermann trat der musikalische Mann als Sänger und Bauchredner auf und fertigte einige Musikinstrumente selbst. In dieser Zeit erfand er auch eine Schubkarre, die sich sehr einfach in eine Rückentrage umfunktionieren ließ, sowie eine Waschmaschine.

Ab 1864 begann Mitterhofer mit der Entwicklung einer Schreibmaschine. Seine erste Maschine, das „Wiener Modell 1864“, blieb unvollendet. Es sollte offensichtlich nur als Versuch dienen und befindet sich heute im Technischen Museum Wien. Die zweite Maschine, das „Dresdner Modell“, steht in den Technischen Sammlungen der Stadt Dresden. Sie besitzt im Wesentlichen die gleichen Konstruktionsmerkmale des ersten Modells und ist hauptsächlich aus Holz gefertigt, nur für Typenkorb und die Typen wurde Metall verwendet. Die Typen dieser ersten Modelle waren aus abgebrochenen Nadeln zusammengesetzt und perforierten das Papier. Mit dem zweiten Modell machte sich Mitterhofer Ende 1866 auf den Weg nach Wien, um bei Kaiser Franz Joseph eine Unterstützung zur Vervollkommnung der Erfindung zu erhalten. In der dem schriftlichen Gesuch beigefügten Beschreibung der Maschine schreibt Mitterhofer wie folgt (aus Ernst Martin: Die Schreibmaschinen und ihre Entwicklungsmaschine):

„Dieser Apparat bildet einen regelmäßigen rechtwinkeligen Körper, dessen Länge 30 Zoll, Breite 14 Zoll und Höhe 11 Zoll beträgt; die äußere Verkleidung des Apparates ist aus Holz gefertigt, nach oben zu wird der Apparat durch einen Schubdeckel der Länge nach zum Gebrauche geöffnet. […]

Die wesentlichen Vorteile des Apparates sind folgende:

1. Es wird durch die Anwendung desselben durch die schnellere Herstellung der Schrift an Zeit gewonnen; die Schrift ist immer gleich schön und gleich deutlich und gleichmäßig, und erfordert beiläufig den vierten Teil an Raum von der gewöhnlichen Kanzleihandschrift; daher ein bedeutendes Ersparnis an Papier erzielt wird und ist die Druckschrift für Jedermann leserlich.

2. Ist mit der Anwendung des Apparates keinerlei Anstrengung der Augen und der Brust verbunden, wie dies beim Schreiben mit der Feder unvermeidlich ist. Denn das einfache Berühren der Tasten mit den Fingern kann in ganz bequemer sitzender oder stehender Stellung und bei einiger Übung selbst im Dunkeln ganz leicht geschehen, und selbst Blinde können mittels dieses Apparates ohne besondere Anstrengung in einigen Tagen das Schreiben mit selben erlernen. Der Apparat wird daher jenen, die an Augen- oder Brustschwäche leiden, von unberechenbarem Vorteile sein und viele talentvolle Leute, welche sonst ihren Pflichten aus oben genannten Gebrechen nicht mehr oder nur ungenügend entsprechen können, werden ihrem Berufe erhalten bleiben.

3. Da die Anwendung dieses Apparates fast ohne Anstrengung vonstatten geht, wird derselbe auch allen jenen vorzüglichen Dienste leisten, welche mit geistiger Kraft arbeiten, wie zum Beispiel Diplomaten, Konzeptbeamten, Advokaten, Notaren, Schriftstellern, Dichtern usw., denn diese können ihre ganze Aufmerksamkeit ihrer geistigen Arbeit zuwenden.

4. Dieser Apparat wäre auch zum Gebrauche ambulanter Feldkanzleien aus dem Grunde sehr praktisch, weil er alles, was zum Schreiben gehört, in sich vereinigt, leicht transportabel ist, einen geringen Raum einnimmt, Feder und Tinte ganz entbehrlich macht, und mittels selben in allen Witterungsverhältnissen schnell geschrieben werden kann; selbst dann wenn die Hand kalt und zum Schreiben mit der Fender untauglich wäre. Nicht minder gute Dienste würde derselbe auch für Kanzleichefs und Beamte zur Ausfertigung von Präsidial- oder Reservatsschreiben, welche strenge Geheimhaltung erheischen, leisten, weil man während des Schreibens den Apparat mit dem Deckel insoweit schließen kann, dass niemand Unberufener Einsicht in die Schrift nehmen kann; auch könnte sich mancher Chef, der eine minder gut leserliche Schrift besitzt, manchen hochwichtigen Akt selbst kopieren, um das Amtsgeheimnis strenge zu bewahren.

5. Können auch Kranke und Bettlägerige mit diesem Apparat schreiben, indem man sich denselben in die Nähe des Bettes stellen lässt; nicht minder eignet sich derselbe für Individuen, welche nur eine Hand haben, denn auch diese werden mittels des Apparates ganz leicht und schnell schreiben können.

6. Endlich ist derselbe auch für den Geschäftsverkehr und in ökonomischer Beziehung wichtig für jene Individuen, welche beim Licht entweder gar nicht oder nur schwer schreiben können, oder eine schwere Hand besitzen, von großem Vorteil. Mittels dieses Apparates geschriebene Schriftstücke erleichtern auch den Schriftsetzern in Buchdruckereien wegen der großen Deutlichkeit die Arbeit. […]“

aus Ernst Martin: Die Schreibmaschinen und ihre Entwicklungsmaschine

Mitterhofer erhielt am 25. Februar 1867 200 Gulden ausbezahlt.

Im dritten Modell, das verschollen ist, wurde erstmals eine Schreibwalze eingebaut. Nummer 4 war das „Meraner Modell 1866“. Es wurde aus Metall gefertigt, und erstmals wurde mit Umschaltung für große und kleine Buchstaben sowie Ziffern gearbeitet. Die fünfte Maschine, das „Wiener Modell 1869“, ist mit Volltastatur und Walze sowie mit Lettern als Typen ausgestattet und stellte bereits eine gebrauchsfähige Schreibmaschine dar. Sie wurde für 200 Gulden, die zweite verbesserte Schreibmaschine für 150 Gulden gekauft und als Geschenk von Kaiser Franz Joseph I. in die Modellsammlung des Polytechnischen Institutes aufgenommen. Seine zwei Reisen nach Wien zur Präsentation seiner Erfindungen unternahm Mitterhofer zu Fuß. Nachdem die kaiserlichen Gutachter den Wert seiner Erfindung nicht erkannten, verlor Mitterhofer das Interesse an einer Weiterentwicklung; er machte auch keine Versuche, seine Erfindung zu vermarkten.

Mitterhofer erlebte noch den Erfolg der in USA von Christopher Latham Sholes hergestellten Schreibmaschinen, ohne jedoch Anteil daran zu haben. Am 27. August 1893 verstarb er verbittert. Auf seinem Grabstein steht der Spruch:

Die Anderen, die von ihm lernten,
Durften die Früchte seines Talentes ernten

Diese Formulierung scheint jedoch etwas über das Ziel hinauszuschießen. Mitterhofer wird auf einem Denkmal, das über seinem Grab errichtet wurde, als „erster Erfinder der Schreibmaschine“ bezeichnet. Er war nur der Erfinder einer Schreibmaschine, wie schon Jahre vorher Ravizza, Beach, Francis usw. Über die ursprüngliche Remington-Schreibmaschine von Glidden (Mechaniker bei der Herstellung der Sholesschen Schreibmaschine), Sholes und Soule wird zwar berichtet „sie beruht in ihrem Wesen vollständig auf der Erfindung Peter Mitterhofers“, dabei müsste jedoch angemerkt werden: „... wie Mitterhofers Erfindung ihrerseits in ihrem Wesen auf der Erfindung Ravizzas beruht“. Dies bedeutet zwar nicht, dass Mitterhofer die Maschine von Ravizza nachgemacht hat. Zu dieser Zeit gab es einfach sehr viele Schreibmaschinenerfinder, und die Idee, eine Schreibmaschine zu bauen, war damals bereits 150 Jahre alt. Sholes war der erste, der die Schreibmaschine durch den Verkauf seiner Erfindung der Fabrikation (nicht der Erfindung der Maschine selbst) an die Waffenfabrik Remington zur großen Verbreitung brachte. Es wäre falsch, Sholes den Ruhm für den schließlichen Erfolg allein zuzuschreiben. Sholes wäre wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, eine Schreibmaschine zu bauen, wenn nicht Glidden ihn infolge seiner eigenen Versuche dazu veranlasst hätte. Mitterhofer hatte keine Anstrengungen unternommen, einen Fabrikanten für seine Erfindung zu finden: Er war Erfinder, kein Unternehmer.

Das 1998 in Partschins errichtete Schreibmaschinenmuseum Peter Mitterhofer zeigt eine von Kurt Ryba aus München zusammengetragene Sammlung von Schreibmaschinen aus aller Welt und gibt mit ihren über 2.000 Exponaten einen Einblick in deren Entwicklungsgeschichte bis zur Ablösung durch den Computer.

Im Jahr 1923 wurde in Wien Floridsdorf (21. Bezirk) die Mitterhofergasse nach dem Erfinder benannt.

Literatur

Weblinks


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