Peter IV. von Rosenberg

Peter IV. von Rosenberg

Peter IV. von Rosenberg (tschechisch Petr IV. z Rožmberka; * 17. Januar 1462; † 9. Oktober 1523), war Landeshauptmann von Böhmen und 1493–1523 Regent des Hauses Rosenberg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seine Eltern waren Johann II. von Rosenberg und Anna († 1483), Tochter des Herzogs Heinrich IX. von Glogau. Von 1477 bis 1478 studierte Peter in Begleitung seines Präzeptors an der Universität in Bologna. Es handelte sich vermutlich um ein Grundstudium, mit dem er keinen akademischen Titel erwarb. Sein älterer Bruder Wok II. von Rosenberg hielt sich während dieser Zeit auf dem Hof des bayerischen Herzogs Ludwig von Bayern-Landshut auf und übernahm 1479 die Regentschaft des Hauses Rosenberg. Für die Dauer der Abwesenheit seines Bruders Wok, der 1490 an der Krönung des Königs Vladislav II. in Ungarn teilnahm, wurde Peter vertretungsweise das Amt des böhmischen Landeshauptmanns übertragen, das Wok innehatte.

Nachdem Wok am 4. Dezember 1493 aus gesundheitlichen Gründen auf die Regentschaft freiwillig verzichtete, folgte ihm Peter in der Regierung. Kurze Zeit später ernannte ihn König Vladislav in der Nachfolge Woks zum Landeshauptmann und gleichzeitig für die Dauer seiner Abwesenheit zum Statthalter Böhmens. 1497–1501 konnte Peter im Böhmischen Landtag ein Landesgesetz durchsetzen, mit dem die privilegierte Stellung der Rosenberger vor allen übrigen böhmischen Adeligen und vor den Mitgliedern der Landesregierung anerkannt wurde. Das Gesetz wurde 1501 von den höchsten königlichen Beamten Heinrich IV. von Neuhaus, Johann von Schellenberg (Jan ze Šelenberka), Puta Švihovský von Riesenburg (Půta Švihovský z Rýzmberka), Wilhelm II. von Pernstein, Jan von Janowitz sowie dem König Vladislav unterzeichnet. Mit dem Gesetz sollte die Ehre und der Ruhm der Rosenberger bekräftigt werden. Es bezog sich auf ein Dokument von 1341, in dem König Johann von Luxemburg die höchste Stellung der Rosenberger unter dem böhmischen Adeligen bestätigt haben soll. Sie stellte sich jedoch später als eine Fälschung der rosenbergischen Kanzlei heraus.

1499 resignierte Peter auf das Amt des Landeshauptmanns und des Statthalters. Da sich Vladislav als König von Ungarn häufig außerhalb Böhmens aufhielt, war die Statthalterei Peters für ihn mit hohen finanziellen Belastungen verbunden. Er verfolgte nun die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung seines Dominiums und konnte so die Macht der Rosenberger auf der Grundlage des Landesgesetzes von 1501 festigen. Während seiner Herrschaft wurden die spätgotische Marienkirche in Kalsching und in Unterhaid die Pfarrkirche St. Ädigius errichtet. 1503–1513 wurde das Krumauer Schloss, in dem er residierte, nach Plänen des Baumeisters Ulrich Pesnitzer aus Burghausen im Stil der Spätgotik umgebaut. Ulrich Pesnitzer soll durch den bayerischen Herzog Wilhelm vermittelt worden sein.

Der von seinem Bruder Wok begonnene Aufbau des Wittingauer Teichsystems wurde von Peter fortgesetzt. Unter der Leitung von Štěpan Netolický († Mai 1538) und Fischmeister Václav Bernešek wurden weitere Fischteiche sowie der künstliche Kanal „Zlatá stoka“ (Goldbach) angelegt. Zudem erweiterte Peter seine wirtschaftliche Tätigkeit um den Bergbau. Am 5. Dezember 1513 erhielt er die Schürfrechte für den Abbau von Edelmetallen wie Gold und Silber. Gleichzeitig wurde er von der Fördersteuer befreit und durfte mit den Metallen frei handeln[1].

Da er selbst keine Kinder, hatte sollte das Vermögen testamentarisch unter seine Neffen, die Söhne Woks II. von Rosenberg, aufgeteilt werden. Allerdings verschlimmerte sich nach Woks Tod 1505 das Verhältnis zwischen seinen Söhnen und ihrem Onkel Peter. Da das Rosenberger Vermögen entsprechend eines Eintrags in der böhmischen Landtafel aus dem 1493 unteilbar war, bat Peter den König Ludwig um die Erlaubnis, das Vermögen frei aufteilen zu dürfen. Diesem Antrag wurde am 13. Januar 1519 entsprochen. Erst in der Neuzeit stellte sich die angebliche Unteilbarkeit des Rosenbergischen Dominiums als ein Falsifikat aus der Kanzlei Ulrichs II. von Rosenberg heraus. Der Landtafel-Eintrag aus dem Jahre 1493 basierte nämlich auf einer nicht existenten Bestätigung des Königs Karl IV., die dieser angeblich 1360 ausgestellt haben soll.

Nach der königlichen Genehmigung zur Teilung der Besitzungen trat Peter in Verhandlungen mit seinen Neffen, wobei er Johann favorisierte. Da dieser dem geistlichen Stand angehörte, war er als Regent des Hauses Rosenberg wenig geeignet, so dass dessen Brüder Jost, Peter und Heinrich gegen die Entscheidung protestierten. Sie schlugen ihren jüngsten Bruder Heinrich als Nachfolger Peters vor.

Einen kleineren Teil der Besitzungen übergab Peter noch zu Lebzeiten den Neffen Heinrich, Jost und Peter. Es waren Wittingau, Chaußnik, Sobieslau, Miličín und Příběnice. Den größeren Teil behielt Peter zunächst für sich und vererbte ihn testamentarisch an den ältesten Neffen Johann, den er auch zum Nachfolger in der Regentschaft bestimmte. Die Johann zugedachten Besitzungen waren: Krumau, Prachatitz, Husinec, Sablath, Gratzen, Helfenburg, Rosenberg, Burg Wittinghausen und Haslach. Weitere Besitzungen erhielt er mit der Maßgabe, diese kirchlichen Institutionen zu übereignen.

Nachdem Johann dem Priesterstand angehörte und deshalb keine legitimen Nachfolger haben konnte, verfügte Peter IV. zudem, dass Johanns Erbe nach dessen Tod an fremde Adlige kommen sollte, unter denen Zdeniek Lev von Rosental die Hauptrolle spielte. Mit diesem Testament wurde der sogenannte Rosenberger Erbstreit ausgelöst, und erst 1525 wurde Peters Testament in die böhmische Landtafel eingetragen.

Nach seinem Tod wurde er in der Familiengruft in der Klosterkirche von Hohenfurth bestattet.

Ehefrau

Durch Vermittlung des Oberstlandmarschalls Wilhelm II. von Pernstein vermählte sich Peter 1483 mit Elisabeth von Krawarn (Alžběta z Kravař ; † 1500). Sie war eine Tochter des Georg von Krawarn und Strassnitz (Jiří z Kravař a ze Strážnice) und in erster Ehe mit Bertold/Pertold von Leipa († 1482) verheiratet gewesen. Da Peter und Elisabeth im vierten Grad miteinander verwandt waren, wurde am 9. Juli 1483 durch Papst Sixtus IV. die entsprechende Dispens erteilt und am 30. Juli d. J. der Heiratsvertrag abgeschlossen. In ihm verpflichtete sich Peter, seine künftige Frau in der Ausübung ihres utraquistischen Glaubens nicht zu behindern. Elisabeth brachte die mährische Herrschaft Strážnice mit in die Ehe, die Peter nach ihrem Tod an die Herren von Žerotín verkaufte.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Valentin Schmidt und Alois Picha: Urkundenbuch der Stadt Krummau in Böhmen

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Peter I. von Rosenberg — (tschechisch Petr I. z Rožmberka; * 1291; † 14. Oktober 1347) war Oberstkämmerer von Böhmen. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Legende 1.2 Falsifikate …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Vok von Rosenberg — Peter Wok von Rosenberg (tschechisch Petr Vok z Rožmberka; * 1. Oktober 1539 in Krumau; † 6. November 1611 in Wittingau) war ein böhmischer Ständepolitiker. Mit ihm starb das Adelsgeschlecht der Rosenberger im Mannesstamm aus. Leben Peter Wok von …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Wok von Rosenberg — (tschechisch Petr Vok z Rožmberka; * 1. Oktober 1539 in Krumau; † 6. November 1611 in Wittingau) war ein böhmischer Ständepolitiker. Mit ihm starb das Adelsgeschlecht der Rosenberger im Mannesstamm aus …   Deutsch Wikipedia

  • Peter V. von Rosenberg — (auch der Hinkende tschechisch Petr V. z Rožmberka auch Petr Kulhavý; * 17. Dezember 1489; † 6. November 1545) war ein Adeliger aus dem Geschlecht der Rosenberger. Leben Seine Eltern waren Wok II. von Rosenberg und Margarete von Guttenstein… …   Deutsch Wikipedia

  • Peter II. von Rosenberg — (tschechisch Petr II. z Rožmberka; * um 1326 in Krumau; † 16. November 1384 in Hohenfurth) war ein böhmischer Adliger, Domherr und Propst. Leben Peter II. von Rosenberg entstammte dem böhmischen Adelsgeschlecht Rosenberg. Seine Eltern waren Peter …   Deutsch Wikipedia

  • Peter III. von Rosenberg — (tschechisch Petr III. z Rožmberka) (* 1381; † 7. Dezember 1406), entstammte dem böhmischen Adelsgeschlecht der Rosenberger. Leben Der älteste Sohn des Heinrich III. von Rosenberg stammte aus dessen erster Ehe mit Barbara von Schaunberg. Er war… …   Deutsch Wikipedia

  • Peter der Kühne von Rosenberg — Peter I. von Rosenberg (tschechisch Petr I. z Rožmberka; * 1291; † 14. Oktober 1347) war Oberster Kämmerer von Böhmen. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Legende 1.2 Falsifikate 2 Familie 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Peter von Rosenberg — ist der Name folgender Personen: Peter I. von Rosenberg (der Kühne; 1291–1347), Landeshauptmann von Böhmen Peter II. von Rosenberg (1326–1384), Domherr in Passau, Regensburg, Olmütz und Prag Peter III. von Rosenberg (1381–1406), böhmischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Zmrzlík von Schweißing der Jüngere — (tschechisch Petr Zmrzlík ze Svojšína mladsí) († 24. Dezember 1462), war böhmischer Adeliger. Peter war der älteste Sohn des königlichen Münzmeisters Peter Zmrzlík von Schweißing, einen Mäzenen der Literatur und einem engen Freund des böhmischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Ritter von Bohr — Peter Ritter von Bohr, figürliche Nachbildung von Ulrich Mertel in der Ausstellung auf Schloss Rosegg in Kärnten …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”