Peter Gabriel

Peter Gabriel
Peter Gabriel 2008 bei der Quadriga-Verleihung
Peter Gabriel (mittig) bei einem Konzert mit Tony Levin (links) und David Rhodes (rechts) (2004)

Peter Brian Gabriel (* 13. Februar 1950 in Chobham, Surrey, England) ist ein englischer Musiker und Video-Künstler. Bekannt wurde er in den frühen 1970er Jahren als Frontmann und Gründungsmitglied der damaligen Progressive-Rock-Band Genesis.

Nach seinem Weggang von Genesis im Herbst 1975 startete er eine erfolgreiche Solokarriere mit dem Schwerpunkt auf der Produktion und Förderung von Weltmusik, sowohl in seiner eigenen aber auch in der Musik von anderen Künstlern. Ebenso nimmt er eine Vorreiterrolle im Bereich der digital bearbeiteten Musik ein. Seine Musik, eine nicht klar kategorisierbare Mischung aus Pop, Rock, New Age, mit deutlichen Einflüssen der Weltmusik, stellt er sehr aufwendig in spektakulären Videos und konzeptionell angelegten Liveshows dar.

Peter Gabriel engagiert sich für Menschenrechte, unter anderem bei Amnesty International und der von ihm mitbegründeten Menschenrechtsorganisation Witness.[1]

Inhaltsverzeichnis

1967–1975: Genesis

Gabriel als „Britannia“ (Dancing With The Moonlit Knight), 1974
Hauptartikel: Genesis (Band)

1967 gründete Gabriel während seiner Schulzeit an der Charterhouse School mit seinen Mitschülern Tony Banks, Anthony Phillips, Mike Rutherford und Schlagzeuger Chris Stewart die Band Genesis. Der Bandname war ein Vorschlag von Jonathan King, der das erste Album From Genesis to Revelation produzierte. Als Sänger fand Gabriel Inspiration bei Nina Simone und Otis Redding.

Durch Gabriels ungewöhnliche Bühnenpräsenz erregten Genesis großes Aufsehen in der internationalen Musikszene. Er trat in zahlreichen bizarren Kostümen auf und leitete die Songs mit sarkastischen, traumartigen Geschichten ein. Zu seinen bekanntesten Verkleidungen zählen „The Flower“ und „Magog“ (Supper’s Ready), „Britannia“ (Dancing With The Moonlit Knight), „The Old Man“ (The Musical Box) und „Rael“ sowie „The Slipperman“ für das Konzeptalbum The Lamb Lies Down on Broadway. Zur damaligen Besetzung von Genesis gehörten auch Bassist/Gitarrist Mike Rutherford, Keyboarder Tony Banks, Gitarrist Steve Hackett und Schlagzeuger Phil Collins, der 1975 nach Gabriels Ausstieg dessen Posten als Frontmann übernahm. Während sich die Band mit dem Album The Lamb Lies Down On Broadway auf Welttournee befand, entschloss sich Gabriel, die Band nach dem letzten Konzert zu verlassen. Seine Entscheidung wurde unter anderem durch musikalische Differenzen mit seinen Mitmusikern und die problematisch verlaufene Geburt seiner Tochter Anna beeinflusst. Die Trennung von der Band verarbeitete er zwei Jahre später in dem Song Solsbury Hill.

1975–1976: Vorbereitung auf die Solokarriere

Nach seinem Ausstieg entschloss sich Peter Gabriel zu einer Auszeit und verbrachte viel Zeit mit der Selbsterforschung und Betrachtung seines eigenen Seins, dem Klavierspiel, Yoga, dem Anbau von Gemüse und vor allem mit seiner Familie. 1976 nahm er unter Mitwirkung seiner früheren Mitstreiter Phillips, Rutherford und Collins erste Demos auf und später im Jahr begannen in den USA die Aufnahmen für das erste Soloalbum.

1977–1985: Peter Gabriel I–IV

1977 erschien das schlicht „Peter Gabriel“ betitelte Debüt, das von Bob Ezrin produziert wurde. Das Album ist ein Sammelsurium sehr verschiedener Stile und enthält Gabriels ersten großen Hit Solsbury Hill. Im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Album, hält er heute den Song Here Comes The Flood für überproduziert. Zu Beginn weigerte sich Gabriel, seine Soloalben mit Titeln zu versehen, was Fans und Presse dazu bewog, die ersten drei Alben durch die inoffiziellen Namensgebungen Car, Scratch und Melt voneinander zu unterscheiden. Das vierte Album, in England wiederum nur mit dem Namen des Künstlers versehen, wurde in den USA unter dem Titel Security veröffentlicht.

Für sein zweites Album aus dem Jahre 1978 arbeitete Gabriel mit dem King-Crimson-Gitarristen Robert Fripp als Produzent zusammen. Das Album war wesentlich düsterer und experimenteller als der Vorgänger und enthielt einige ausgefeilte Kompositionen, jedoch keinen Hit. Den Song Exposure schrieb er gemeinsam mit Robert Fripp. 1979 nahmen die beiden für Fripps Album Exposure den Song Here Comes The Flood in einer heute von Gabriel bevorzugten Neuversion auf. Spätere Versionen des Stückes, zu finden auf der deutschen Ausgabe der Maxisingle Biko (als Jetzt kommt die Flut, 1980), auf der Kompilation Shaking The Tree (1990) und auf der Live-DVD Growing Up von 2003, folgen dieser sparsamer instrumentierten Version.

Gabriels drittes Album wurde 1980 veröffentlicht und enthält die Hitsingles Games Without Frontiers und Biko. Auffällig an dem Album ist die gewagte Produktion, bei der viele ungewöhnliche und bahnbrechende Aufnahmemethoden und Effekte eingesetzt wurden. So wurde hier zum ersten Mal der in den 80ern höchst beliebte Gated-Reverb-Schlagzeugsound eingesetzt, der seine Wirkung aus einem mächtigen Hall mit abrupt abreißender Hallfahne bezieht. Auf Gabriels Betreiben hin benutzten die Schlagzeuger auf diesem Album keinerlei Becken; Phil Collins spielte beim Song „Intruder“ ein einfaches Pattern, das Gabriel und seinem Toningenieur Hugh Padgham genug Raum für die Klangexperimente ließ, die zum besagten Effekt führten. Später wurde dieser Drumsound durch Collins’ Hitsingle In the Air Tonight weltberühmt. Des Weiteren war „Melt“, wie das Album in Anspielung auf die Covergrafik (Gabriels zerfließendes Gesicht) auch genannt wird, der erste offiziell veröffentlichte Tonträger überhaupt, auf dem mit dem Fairlight CMI ein Sampler zu hören ist.

Für sein drittes Album bot Gabriel verschiedenen nationalen Töchtern seiner Plattenfirma an, das vollständige Album auch in der jeweiligen Landessprache auf den Markt zu bringen. Nur die deutsche Plattenfirma zeigte sich interessiert. Wegen des unterschiedlichen Rhythmus in der Sprache wurde das Album für die deutsche Version komplett neu aufgenommen (Text und Musik), abgemischt und kam unter Ein deutsches Album heraus. Die deutschen Texte steuerte Horst Königstein bei, der u. a. auch Liedtexte für Udo Lindenberg schrieb.

In beschwerlichen und zeitweise ergebnislosen Aufnahmesessions auf seinem ländlichen Anwesen in England entstand zwischen 1981 und 1982 Gabriels vierte Veröffentlichung, für die er neben David Lord als Co-Produzent fungierte. Auf diesem Album, das in den USA unter dem Namen Security veröffentlicht wurde, setzte Gabriel den Fairlight in weit stärkerem Maße ein als auf der vorangegangenen Produktion. Er verwendete eine Vielzahl von gesampelten Klängen mit Percussionelementen aus nichtwestlichen Kulturkreisen und anderen unüblichen Instrumenten, um eine tief greifend neue Klangwelt zu erschaffen. Trotz des eigenartigen Sounds, der ungewöhnlichen Instrumente und der zumeist düsteren Texte verkaufte sich das Album gut und enthielt mit Shock The Monkey auch einen Hit, zu dem ein für die damalige Zeit in puncto Aufnahmetechnik bahnbrechendes Video gedreht wurde. Auch von diesem Album erschien eine Version in deutscher Sprache.

Zu jedem der vier Alben tourte Gabriel ausgiebig, wobei er die auch schon bei Genesis von ihm optisch aufwendig gestaltete Bühnenshow weiter ausbaute. So verwendete er kunstvolle Requisiten, kombiniert mit ausgefeilten Showeinlagen, bei denen er sich z.B. von Gerüsten aus frei über die Bühne hängen ließ, mit Hilfe von Spiegeln und Fresnel-Linsen optisch verzerrte und Kostüme und Make-up trug. Bei den ersten Tourneen nahm Gabriel gelegentlich auch Genesis-Songs in das Programm auf. Für eine Tournee ließ sich die ganze Band kahl rasieren. Während seiner Tournee 1982/83, die durch das Album Plays Live dokumentiert wurde, trat Gabriel auch als Opening Act David Bowies auf und musste sich den Vorwurf gefallen lassen, aufgrund seiner komplexen Bühnenshow Bowies Konzerte überschattet zu haben.

1985 erschien Gabriels Soundtrack zu Alan Parkers Film Birdy nach dem gleichnamigen Roman von William Wharton. Für das atmosphärische, rein instrumentale Werk recycelte der Musiker teilweise einige seiner Stücke des dritten und vierten Albums.

1986–1994: Die großen Erfolge

Bis dahin von den meisten Kritikern durchaus wohlwollend aufgenommen und mit einigen Hits gesegnet, löste Gabriel die in ihn gesteckten Erwartungen schließlich mehr als ein, als er 1986 mit seinem Album So einen Riesenerfolg landete. Das Werk enthielt unter anderem die mit sexuellen Anspielungen gespickte Single-Auskopplung Sledgehammer, mit der er seine Ex-Kollegen von Genesis und deren Hit Invisible Touch vom ersten Platz der US Charts verdrängte, das satirische Big Time, die im Duett mit Kate Bush eingesungene Ballade Don’t Give Up über Verzweiflung und Hoffnung angesichts von Arbeitslosigkeit sowie das Liebeslied In Your Eyes, das später für den Soundtrack des Films Teen Lover verwendet wurde.

Gabriel produzierte So mit dem Kanadier Daniel Lanois, der auch für seine Arbeit mit U2 bekannt ist. Zu Sledgehammer wurde in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Stephen R. Johnson ein sehr aufwendiges Video gedreht, welches zahlreiche Preise bei den MTV Video Awards 1987 gewann. Das Video setzte neue Standards in der Musikindustrie, ebenso wie das Video zu Big Time, bei dem völlig neue Animationen und Spezialeffekte verwendet wurden.

Er gründete sein eigenes Label Real World Records, dessen erste Veröffentlichung 1989 der Soundtrack Passion für Martin Scorseses Film Die letzte Versuchung Christi war. Das Werk wird von Kritikern als Höhepunkt von Gabriels Arbeit im Bereich der Weltmusik angesehen und brachte dem Musiker einen Grammy sowie eine Golden-Globe-Nominierung ein. Zudem wird die Musik des Albums im deutschen Fernsehen gern und oft zur Untermalung von TV-Dokus über exotische Schauplätze eingesetzt.

Im Jahre 1992 folgte Gabriels nächstes Studioalbum Us, das ebenfalls mit Daniel Lanois als Coproduzent aufgenommen wurde. Das Album beschäftigt sich mit den persönlichen Problemen Gabriels der letzten Jahre, der Scheidung seiner ersten Ehe und der Distanz zu seiner ersten Tochter. Auch zu Digging In The Dirt wurde ein sehr aufwendiges Video gedreht, das zeigt, wie Gabriel von Würmern zerfressen wird. Das Stück handelt von einem inneren Dämonen, der sich Bahn zu brechen sucht. Wieder einmal wurden mit diesem Video neue Maßstäbe gesetzt. Die Bemühungen, sich wieder seiner Tochter anzunähern, hat Gabriel im Stück Come Talk To Me verarbeitet, bei dem Sinéad O’Connor gesanglich mitwirkte.

Us konnte nicht ganz an den gewaltigen Erfolg von So anknüpfen, dennoch ging Gabriel mit einer weiteren ausgefeilten Bühnenshow auf Welttournee, die auf einer eckigen und einer runden Bühne aufgeführt wurde. Beide Bühnen waren durch einen Steg verbunden, welcher unter anderem mit einem Boot befahren wurde. Ausgefallene Requisiten waren außerdem die Telefonzelle bei Come Talk To Me oder die am Kopf von Gabriel befestigte Gesichtskamera während Digging In The Dirt. Ein Konzertmitschnitt wurde als Secret World Live auf VHS und CD, später auch auf DVD, veröffentlicht.

Zu Beginn der 1990er-Jahre veröffentlichte Gabriel auch die multimediale CD-ROM Xplora, die jedoch auf modernen Betriebssystemen nicht mehr benutzt werden kann.

1995 bis heute: Up, die Millennium Show, diverse Projekte

1996 wurde die CD-ROM EVE produziert und im folgenden Jahr veröffentlicht. Vier Musikstücke von Peter Gabriel markieren die vier Ebenen des Spiels: Mud, The Garden, Profit, Art and Nature. Durch die Kollaboration mit visuellen Künstlern und Fachleuten verschiedener Wissensbereiche ist ein multimediales Spiel entstanden, das auf modernen Computersystemen noch läuft.

Für die Millennium Show, die im Jahr 2000 in London aufgeführt wurde, entwickelte Gabriel die musikalische Untermalung mit dem Titel OVO. 2002 erschien sein Soundtrack Long Walk Home für den australischen Film Rabbit-Proof Fence (dt. Fernsehtitel: „Der lange Weg nach Hause“). Auch für diese Filmmusik gab es eine Golden-Globe-Nominierung.

Zehn Jahre nach Us erschien im September 2002 sein bisher längstes Studioalbum Up, welches größtenteils von Gabriel selbst produziert wurde und klanglich an den eher unkommerziellen düsteren Sound der ersten Gabriel-Alben aus den 70er- und 80er-Jahren erinnert. Es zeigt auch Gabriels kompositorischen Freiraum im Arrangement der Stücke, die bis auf die Pianoballade The Drop nicht kürzer als sechs Minuten sind. Die meisten Stücke sind nicht linear konzipiert und durchlaufen musikalisch wie thematisch sehr dynamische Parts.

Auch zu diesem Album entwickelte Gabriel erneut ein Live-Konzept für eine Tournee, bei dem diesmal eine bewegliche Rundbühne eingesetzt wurde. So bewegte sich Gabriel in einem durchsichtigen, aufblasbaren Ball über die Bühne (Growing Up), fuhr Fahrrad (Solsbury Hill), trug eine mit Lampen bestückte Jacke (Sledgehammer) oder lief kopfüber an der Deckenkonstruktion der Bühne entlang (Downside Up). Zu dem Titel The Barry Williams Show wurde eine Talkshow inszeniert, die mit echt wirkenden Bildfehlern auch auf der „Growing Up Live“-DVD von 2003 zu sehen ist. Eine weitere DVD unter dem Titel Still Growing Up Live & Unwrapped (2005) zeigt ein ähnliches Konzert mit abgespeckter Bühnenshow. Zu seiner Liveband gehörte auch seine Tochter Melanie als Sängerin.

Seit 2003 arbeitet Gabriel mit den Spielentwicklern Cyan Worlds und Ubisoft zusammen, für deren Spiele er die Begleitmusik beiträgt. Das Spiel Uru: Ages Beyond Myst von 2003 beinhaltet in mehreren Abschnitten den Song Burn You Up, Burn You Down. Das Stück war ursprünglich auf einer Promo-CD von Up enthalten, wurde aber für die endgültige Veröffentlichung des Albums gestrichen. Beim Spiel ist es in einem Remix mit den Blind Boys of Alabama enthalten, die auch auf dem Song Sky Blue von Up zu hören waren. Für das 2004 erschienene Myst IV – Revelation steuerte Gabriel eine Neuaufnahme des Songs Curtains bei und übernahm eine kleine Sprecherrolle.

Für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland sollte Peter Gabriel unter der Gesamtleitung von André Heller die Eröffnungszeremonie beim ersten Spiel in München musikalisch organisieren und leiten. Noch während er dafür Songs schrieb, wurde das Projekt von der FIFA aus mangelndem Interesse und finanziellen Gründen gestrichen.

Am 10. Februar 2006 wirkte er stattdessen bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Turin mit. Nach Ankündigung durch Yoko Ono, der Witwe John Lennons, sang er dessen Song Imagine, einen Appell für den Frieden.

Im Sommer 2007 ging Gabriel ohne neue Albenveröffentlichung wieder auf Tournee. Im Zuge der „The Warm Up Tour Summer 07“ wollte er vermehrt Live-Raritäten in die Setlist aufnehmen und rief die auf seiner Homepage registrierten Fans dazu auf, aus einer Liste selten gespielter Lieder ihre Top 10 aufzustellen. Ein Tour-Tagebuch auf seiner Homepage, das die aktuellen Tourvorbereitungen dokumentierte, gab Einblicke in die mögliche Songauswahl während der Tour. Die Live-Band unterschied sich nicht wesentlich von der Tournee 2002–2004. Lediglich die Keyboarderin Rachel Z, die aus terminlichen Gründen die Tour nicht begleiten konnte, wurde durch die Schottin Angie Pollock ersetzt.

Im Abspann des Animationsfilms WALL·E – Der Letzte räumt die Erde auf (Pixar Animation Studios, 2008) ist der Song Down To Earth zu hören, für den Gabriel 2009 seinen sechsten Grammy sowie eine Oscarnominierung erhielt.

2009 absolvierte Gabriel eine Tour durch Lateinamerika und veröffentlichte 2010 sein Projekt Scratch My Back. Das Album beinhaltet orchestral eingespielte Coverversionen bekannter und weniger bekannter Musiker/Bands.

Am 7. Oktober 2011 erfolgte die Veröffentlichung des Werks New Blood, welches als Fortführung von Scratch My Back bezeichnet werden kann, allerdings mit dem Unterschied, dass es sich um Neuinterpretationen von Gabriels eigenen Songs handelt. Zeitgleich erschien ein DVD mit dem Titel New Blood / Live in London. In ausgewählten Kinos mit digitaler 3D Projektion kam es Ende August und im September zu Aufführungen des Konzertfilms New Blood in 3D.[2]

WOMAD, Real World und andere Projekte

Gabriels großes Interesse an Weltmusik seit seinem dritten Album ließ ihn das Projekt WOMAD (World of Music, Arts and Dance) ins Leben rufen, bei dem Musik, Kunst und Tanz aus verschiedenen Kulturen aufgeführt werden. Das erste WOMAD-Festival fand im Jahr 1982 in Shepton Mallett, England statt. Bis heute folgten rund 145 Veranstaltungen in 22 verschiedenen Ländern.

Ende der 1980er Jahre gründete Gabriel die an sein gleichnamiges Plattenlabel gekoppelten Real World Studios, um unbekannte Künstler aus fremden Kulturen in die Musik der westlichen Kultur zu integrieren. Die Studios befinden sich in einer alten Mühle im Dorf Box in der Grafschaft Wiltshire und dienen Musikern aus aller Welt als Sprungbrett, um ihre Musik in Gebiete und Kulturen zu bringen, die sie selber nicht erschließen können, speziell in die Vereinigten Staaten, in denen Musik aus Afrika, Asien und Lateinamerika selten über die gängigen Sender verbreitet wird. Bekannt geworden sind dadurch Musiker wie Yungchen Lhamo, Nusrat Fateh Ali Khan und Youssou N’Dour.

Gabriel war auch einer der Gründer der On Demand Distribution (OD2), dem ersten Online-Download-Portal für Musik. Diese Technologie wurde später von der finnischen Firma Nokia aufgekauft und wird heute noch von Microsoft MSN in England verwendet.

2005 kaufte Gabriel den britischen Hersteller von Audiomischpulten, Solid State Logic (SSL), der weiterhin als eigenständiges Unternehmen weitergeführt werden soll.[3]

Amnesty, Menschenrechte, Benefizaktionen

Gabriel trat stetig für die Erhaltung und Verbreitung der Menschenrechte ein.

1986 und 1988 unterstützte er Amnesty International auf den Benefizkonzerten „A Conspiracy Of Hope“ und auf der „Human Rights Now“-Tour im Team mit Bruce Springsteen, Sting, Tracy Chapman und Youssou N’Dour.

1992 war er Mitbegründer der Menschenrechtsorganisation Witness, die zur Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen weltweit Aktivisten mit Kameras ausrüstet, sodass Filme und Fotos als Beweismittel vor Gericht verwendet werden können.

Mehr als dreißig Jahre nach seinem Mitwirken auf dessen Album Mona Bone Jakon trat Gabriel 2003 zusammen mit Cat Stevens beim Nelson Mandela-Benefiz-Konzert „46664“ in Johannesburg auf. Die beiden Musiker spielten gemeinsam den Cat-Stevens-Hit Wild World.

Begleitmusiker und Mitwirkende

Auch wenn der zeitliche Abstand von Gabriels Veröffentlichungen immer größer geworden ist, ist seine Crew von Musikern und Technikern in den letzten Jahren relativ konstant geblieben.

Bassist Tony Levin gehört seit 1976 zur festen Live- und Studiobesetzung, Gitarrist David Rhodes ist seit 1979 auf jedem Album und jeder Tournee zu hören. Gabriel ist bekannt für die Auswahl herausragender Musiker wie L. Shankar, Youssou N’Dour, Tracy Chapman, Larry Fast, Manu Katché und Stewart Copeland sowie professioneller Produzenten wie Bob Ezrin, Robert Fripp, Steve Lillywhite und Daniel Lanois.

Über die Jahre hinweg hat Gabriel auch öfter mit der Sängerin Kate Bush zusammengearbeitet. Bei einem Kate-Bush-Fernsehspecial von 1979 sangen die beiden im Duett ein Cover von Roy Harpers Another Day. Anschließend wirkte Bush 1980 bei den Gabriel-Stücken Games Without Frontiers und No Self Control als Backgroundsängerin mit. 1986 kam es mit Don’t Give Up zu einem weiteren Duett.

Für den Soundtrack von „Schweinchen Babe in der großen Stadt“ trat Gabriel ausnahmsweise nicht als Komponist, sondern nur als Sänger des Titels That’ll Do von Randy Newman in Erscheinung. 1998 traten Gabriel und Newman bei den Academy Awards auf.

Mögliche Genesis-Reunion

Seit 2004 gibt es regelmäßig Gerüchte über eine Genesis-Reunion in Fünferbesetzung. 2005 und 2006 traf sich Gabriel mit den Genesis-Mitgliedern Collins, Banks und Rutherford, um eine mögliche Reunion-Tournee mit gemeinsamer Wiederaufführung von The Lamb Lies Down On Broadway zu besprechen. Aus Zeitgründen lehnte Gabriel jedoch ab und Genesis entschieden sich, ohne ihn auf Tour zu gehen. Eine Reunion mit Gabriel wird für die Zukunft nicht gänzlich ausgeschlossen, ist aber auch nicht sehr wahrscheinlich. Von der britischen Tageszeitung The Daily Telegraph[4] im Juni 2008 erneut zur Rede gestellt, sagte Gabriel: „Das ist wie mit den eigenen Kindern. Egal, wie weit man sich voneinander weg entwickelt, man liebt sie weiter.“, mit einem augenzwinkernden „… an einem guten Tag!“ Eine kurze gemeinsame Performance anlässlich der Aufnahme von Genesis in die Rock and Roll Hall of Fame im März 2010 schloss er gegenüber dem Rolling Stone[5] trotzdem aus: „Soweit ich weiß, werde ich definitiv nicht singen. Bei unserer letzten Reunion habe ich gelernt, dass man da nicht einfach so hingehen kann. Man muss vorher proben.“

Die klassische Genesis-Besetzung war zuletzt 1982 aufgetreten. Damals waren die ehemaligen Bandkollegen Gabriel zu Hilfe geeilt, der sich aufgrund des WOMAD-Projekts in einer finanziellen Misslage befand. Zuletzt wurde für ein Genesis-Hits-Album eine neue Version des Songs The Carpet Crawlers (1999) aufgenommen, auf der auch Gabriel sang. Auch für im Nachhinein veröffentlichte Liveversionen von The Lamb Lies Down on Broadway und der Suite Supper’s Ready sang Gabriel einige Stellen komplett neu ein.

Familie

Peter Gabriel hat zwei Töchter, Melanie (* 23. August 1976) und Anna (* 26. Juli 1974), aus erster Ehe mit Jill Gabriel. Melanie gehörte als Background-Sängerin zu Gabriels Liveband der „Growing Up Live“-Tour, der „Still Growing Up“-Tour und der „Warm Up Tour Summer ’07“. Anna filmte einen Dokumentarfilm zur „Growing Up“ Tour 2002, der 2004 als DVD mit dem Titel „Growing Up On Tour - A family portrait“ erschienen ist.

Mit seiner zweiten Frau Meabh Flynn hat Gabriel die beiden Söhne Isaac Ralph (* 27. September 2001) und Luc (* 5. Juli 2008).

Diskografie

Hauptartikel: Peter Gabriel/Diskografie

Studioalben

Jahr Titel Chartplatzierungen[6] Anmerkungen
DE AT CH UK US
1977 Peter Gabriel (Car) 9
(42 Wo.)
7
(19 Wo.)
38
(… Wo.)
Erstveröffentlichung: 25. Februar 1977
Verkäufe: + 850.000
1978 Peter Gabriel (Scratch) 49
(1 Wo.)
10
(8 Wo.)
45
(… Wo.)
Erstveröffentlichung: 3. Juni 1978
1980 Peter Gabriel (Melt) / *Ein deutsches Album 65*
(1 Wo.)
10*
(12 Wo.)
—* 1
(18 Wo.)
22
(… Wo.)
Erstveröffentlichung: 30. Mai 1980
Verkäufe: + 100.000
1982 Peter Gabriel (Security) / *Deutsches Album —* —* —* 6
(16 Wo.)
28
(… Wo.)
Erstveröffentlichung: 8. September 1982
Verkäufe: + 600.000
1985 Birdy 51
(3 Wo.)
162
(7 Wo.)
Erstveröffentlichung: 18. März 1985
1986 So 2
(65 Wo.)
1
(22 Wo.)
2
(22 Wo.)
1
(76 Wo.)
2
(92 Wo.)
Erstveröffentlichung: 19. Mai 1986
Verkäufe: + 6.400.000
1989 Passion: Music for the Last Temptation of Christ 30
(13 Wo.)
29
(5 Wo.)
60
(14 Wo.)
Erstveröffentlichung: 5. Juni 1989
Verkäufe: + 500.000
1992 Us 1
(36 Wo.)
10
(16 Wo.)
2
(21 Wo.)
2
(29 Wo.)
2
(53 Wo.)
Erstveröffentlichung: 29. September 1992
Verkäufe: + 1.800.000
2000 OVO 14
(13 Wo.)
27
(10 Wo.)
24
(2 Wo.)
Erstveröffentlichung: 8. August 2000
2002 Long Walk Home: Music from the Rabbit-Proof Fence 78
(1 Wo.)
Erstveröffentlichung: 16. April 2002
2002 Up 4
(9 Wo.)
9
(6 Wo.)
4
(9 Wo.)
11
(4 Wo.)
9
(… Wo.)
Erstveröffentlichung: 24. September 2002
Verkäufe: + 230.000
2010 Scratch My Back 2
(11 Wo.)
11
(7 Wo.)
3
(9 Wo.)
12
(3 Wo.)
26
(5 Wo.)
Erstveröffentlichung: 12. Februar 2010
2011 New Blood 6
(… Wo.)
19
(… Wo.)
11
(… Wo.)
22
(… Wo.)
30
(… Wo.)
Erstveröffentlichung: 7. Oktober 2011

Tourografie

Seit 1977 geht Peter Gabriel nach der Veröffentlichung eines neuen Studio-Albums regelmäßig auf Tournee. Die Besetzung seiner Band wurde seitdem des Öfteren modifiziert; lediglich Tony Levin gehört seit 1977 als Bassist noch immer dazu; seit Anfang der 1980er ist auch Gitarrist David Rhodes, der vorher von 1977 bis 1980 bei der Band Random Hold (die Vorgruppe von Peter Gabriel auf der 1980er Tournee) gespielt hat, fester Bestandteil der Live-Band.

1977

Erste Tournee

Zweite Tournee

  • Gitarre: Sid McGinnis
  • Bass: Tony Levin
  • Keyboard: Bayete
  • Schlagzeug: Jerry Marotta

1978 / 1979 Slash Tour

1980 China 1984 Tour

1982 / 1983 Playtime 1988 Tour

1986 / 1987 This Way Up Tour

1988 Conspiracy of Hope Tour

1993 Secret World Tour

2002 / 2003 Growing Up Tour

2004 Still Growing Up Tour

2007 The Warm Up Tour Summer 07

2009 Lateinamerika Tour 2009

2010 The New Blood Tour Orchestra, no drums, no guitars

Preise und Auszeichnungen

  • 1987: neun MTV Video Awards (darunter Video of the Year) für das Sledgehammer-Video
  • 1989: Grammy in der Kategorie Best New Age Performance sowie Golden-Globe-Nominierung in der Kategorie Best Original Score – Motion Picture für Passion
  • 1992: Grammy in der Kategorie Best Music Video – Short Form für Digging In The Dirt
  • 1993: Grammy in der Kategorie Best Music Video – Short Form für Steam
  • 1995: Grammy in der Kategorie Best Music Video – Long Form für Secret World
  • 1995: Rose von Montreux Silberne Rose in der Kategorie Musik für Secret World
  • 1997: Milia d'Or für EVE
  • 2003: Golden-Globe-Nominierung in der Kategorie Best Original Score – Motion Picture für Long Walk Home
  • 2004: Chevalier dans l'Ordre des Arts et des Lettres (Auszeichnung auf der MIDEM in Cannes)
  • 2006: Frankfurter Musikpreis
  • 2006: Man of Peace Award (verliehen von Michail Gorbatschow und ehemaligen Friedensnobelpreisträgern)
  • 2006: BT Digital Music Pioneer Award
  • 2008: MIDEM Personality of the Year
  • 2008: Botschafter des Gewissens[7]
  • 2008: Quadriga-Preis[8] für sein Engagement bei der von ihm mitbegründeten Menschenrechtsorganisation Witness
  • 2009: Oscarnominierung sowie Grammy in der Kategorie Best Song Written for Motion Picture, Television or Other Visual Media für Down To Earth, Grammy in der Kategorie Best Instrumental Arrangement für Define Dancing (vom WALL·E-Soundtrack)
  • 2009: Polar Music Prize

Literatur

  • Spencer Bright: Peter Gabriel, An authorised biography, London 1989.
  • Kai U. Jürgens: Der Fremde in mir. Peter Gabriel 1977–1982. In: AufAbwegen – Magazin für Musik und Kultur Nr. 35, Köln 2005
  • Alexander Kopp: Ein Hit und sein Videoclip: Peter Gabriel's „Digging in the dirt“, in: Gisela Nauck (Hrsg.): Positionen 18 – Beiträge zur Neuen Musik, Berlin 1994, S. 25ff.
  • Silke Riemann: Die Inszenierung von Popmusikern als Popstars in Videoclips: eine Untersuchung anhand der Videoclip-Kompilationen „US“ - Peter Gabriel (1993), „HIStory“ - Michael Jackson (1995) und „Greatest Flix II“ - Queen (1991). Berlin 1998.
  • Jürgen Seibold: Peter Gabriel, Rastatt 1991.

Einzelnachweise

  1. Peter Gabriel: Profile on TED.com (englisch). www.ted.com. Abgerufen am 29. Juli 2009.
  2. [1]
  3. lepetitmartien (16. Juni 2005): SSL bought by Peter Gabriel (englisch). www.macmusic.org. Abgerufen am 29. Juli 2009.
  4. Neil McCormick (22. Mai 2008): Peter Gabriel: rejoin Genesis? Don't rule it out (englisch). www.telegraph.co.uk. Abgerufen am 29. Juli 2009.
  5. Andy Greene (21. Januar 2010): Peter Gabriel Says He Won’t Reunite With Genesis at Rock Hall Induction (englisch). www.rollingstone.com. Abgerufen am 21. Januar 2010.
  6. Chartquellen: DE AT CH UK US
  7. Peter Gabriel Ambassadors of Conscience 2008 (englisch). www.artforamnesty.org. Abgerufen am 29. Juli 2009.
  8. Wikipedia erhält Preis für Verdienste um die Aufklärung. Spiegel Online (20. August 2008). Abgerufen am 29. Juli 2009. „Die weiteren Preisträger 2008 sind [...] Peter Gabriel für sein Engagement mit Witness als "YouTube der Menschenrechte".“

Weblinks

 Commons: Peter Gabriel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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