Peter Albert David Singer

Peter Albert David Singer
Peter Singer

Peter Albert David Singer (* 6. Juli 1946 in Melbourne, Australien) ist ein australischer Philosoph und Ethiker.

Singer hat in Oxford, an der New York University und der La Trobe University gelehrt und war von 1977–1999 Professor für Philosophie an der Monash University in Melbourne, Australien. 1999 berief man ihn als DeCamp Professor of Bioethics an das Center for Human Values der Princeton University.

Sein auf dem Utilitarismus gründender rationalistischer Ansatz in der Bioethik versucht, eine universal gültige Moral zu begründen und anzuwenden.

Inhaltsverzeichnis

Die Befreiung der Tiere

Sein 1975 in englischer Sprache erschienenes Buch Animal Liberation gilt als Grundstein der zeitgenössischen Diskussion über den moralischen Status von Tieren in der Tierrechtsbewegung; gemeinsam mit Tom Regan gilt Singer daher als Begründer der modernen Tierethik. In diesem Buch beschreibt er das Phänomen des Speziesismus, die Diskriminierung oder Ausbeutung von Tierarten aufgrund eines angenommenen Vorranges der Spezies Mensch. Singer stellt in diesem Buch die These auf, dass die Zugehörigkeit zu einer Spezies bei der Frage des moralischen Unrechts, Leid zuzufügen oder zu töten, keine Relevanz besitze. Er folgert daraus, dass in einer modernen Gesellschaft Vegetarismus die einzig moralisch vertretbare Lebensweise sein kann. Auch Käfighaltung wird weitgehend abgelehnt. Über den Verbrauch von Eiern aus Freilandhaltung und Produkten „niederer Tiere“ wie Krebstiere (Krabben, Garnelen, Muscheln) oder Insekten (Honig), bei welchen die Fähigkeit Leid zu empfinden nicht gesichert ist, kann der Einzelne selbst entscheiden. Singer empfiehlt aber, im Zweifel den Gebrauch dieser Produkte zu unterlassen.

Praktische Ethik

Hauptartikel: Praktische Ethik

In seinem Buch Praktische Ethik bezieht Peter Singer noch deutlicher Stellung und arbeitet eine utilitaristische Position (Präferenzutilitarismus) auf verschiedenen Gebieten der angewandten Ethik aus. Singer erklärt das Prinzip der gleichen Interessenabwägung, das Gleichheit nicht auf gleicher Behandlung, sondern auf gleicher Berücksichtigung der Interessen stützt. Es gibt für ihn keine moralische Rechtfertigung für die Nicht-Berücksichtigung von Interessen. Da Singer als Bedingung für Interessen die Fähigkeit Schmerz und Glück empfinden zu können festlegt, haben auch Tiere (die diese Fähigkeiten besitzen) Interessen, die bei Entscheidungen mit berücksichtigt werden müssen. Singer misst der Zugehörigkeit zur menschlichen Spezies keine moralische Bedeutung bei, er bezeichnet dies als Speziesismus.

Somit hängt die Verwerflichkeit des Tötens anderer Lebewesen von derer Bewusstseinszustand ab - und nicht von ihrer Spezies. Die Tötung eines anderen Lebewesens verstößt im Allgemeinen gegen das Interesse des Lebewesens weiterleben zu wollen und ist daher Unrecht. Personen, also Wesen, die sich ihrer selbst, ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bewusst sind, hätten dagegen zusätzlich einen „besonderen Wert“.

Lückenhaft In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Was sind denn seine entsprechenden Positionen? --KnightMove 02:14, 11. Jan. 2009 (CET)

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Peter Singer äußert sich in dem Buch auch über Schwangerschaftsabbrüche, Tötung von Neugeborenen und Sterbehilfe. Weitere Themen sind die Armut in der Welt, die Asylproblematik und die Umwelt. Singer legt auch seine Ansichten über Ethik, legitime Zwecke und Mittel sowie die Frage „Warum moralisch handeln?“ dar.

Kritik

Singers ethische Position wird von vielen utilitaristischen Ethikern geteilt, besonders bekannt ist er jedoch wegen der expliziten Darstellung der sich ergebenden, teilweise drastischen, Schlussfolgerungen. Seine Ansichten sind u.a. von Theologen und Interessenvertretern von Menschen mit Behinderung (vgl. Franz Christoph) scharf kritisiert worden.

Es wird von Behindertenorganisationen befürchtet, es werde einer Mentalität (politischer) Raum und mitunter schließlich rechtliche Legitimation gegeben, die letztlich gesellschaftliche Einstellungen zu Menschen mit Behinderung hervorrufen könne, welche in der Vergangenheit die nationalsozialistischen Euthanasieprogramme möglich werden ließen. An deutschen Universitäten wurden darum Veranstaltungen, die Singers Thesen zum Gegenstand der philosophischen Diskussion machen wollten, gestört, verhindert und die Veranstalter bedroht[1]. Singer argumentiert, dass Eltern zusammen mit den zuständigen Ärzten über das Weiterleben eines Säuglings entscheiden sollten, der an einer unheilbaren Krankheit wie Spina bifida oder Anenzephalie leidet und dessen Leben daher niemals auch nur minimale Befriedigung erfahren wird. Dies bezieht sich allerdings nicht auf erwachsene Menschen mit Behinderung.

Erhitzte Kontroversen, wie sie anfangs in Deutschland üblich waren, führt Singer selbst auf aus dem Zusammenhang gerissene Zitate und ein mangelndes Gesamtverständnis seiner Thesen zurück. In Writings on an Ethical Life hat er daher versucht, seine Ansichten knapp zusammenzufassen. Außerdem führt er die Angriffe auf seine Person und Thesen auch darauf zurück, dass bestimmte normative Vorgaben für seine Kritiker nicht in Frage zu stellen seien, etwa solche, welche sich aus religiösen Überzeugungen speisen, beispielsweise, wenn Menschen, nicht aber Tieren eine Seele zugesprochen wird.

Unklar bleibt für einige Kritiker der Status nicht artikulierter oder später erst artikulierbarer Interessen. Auch Singer selbst stimmt zu, dass auch einer schlafenden Person Interessen zuzuschreiben und diese in ethische Abwägungen einzubeziehend seien - da die betreffende Person sie nach dem Aufwachen wieder artikulieren würde. Letzteres würde etwa für komatöse Individuen nicht der Fall sein - wie steht es aber beispielsweise mit Embryonen? Ethiker wie Don Marqius versuchen auch hier - gegen Singer - zu begründen, dass Interessen zuzuschreiben und zu schützen sind. Ein weiterer Problemfall sind beispielsweise Interessen, welche mangels besserer Einsicht oder Unfreiheit des Willens nicht artikuliert werden können, etwa von Drogenabhängigen oder bei zeitweisen Suizidwünschen. Auch hier sollte den Betreffenden ein schützenswertes Interesse etwa an der Unversehrtheit des eigenen Lebens zugeschrieben werden.

Werke (auf Deutsch)

  • Die Befreiung der Tiere. Hirthammer, München 1976 (Originaltitel: Animal liberation, 1975)
  • Praktische Ethik. Reclam (RUB 8033), Stuttgart 1984; 2. überarb. A. 1993, ISBN 3-15-008033-9 (Originaltitel: Practical ethics, 1979)
  • Verteidigt die Tiere. Neff, Wien 1986 (Originaltitel: In defence of animals, 1985)
  • Muß dieses Kind am Leben bleiben? Das Problem schwerstgeschädigter Neugeborener (mit Helga Kuhse). Harald Fischer, Erlangen 1993, ISBN 3-89131-110-9 (Originaltitel: Should the baby live?, 1985)
  • Wie sollen wir leben? Ethik in einer egoistischen Zeit. Harald Fischer, Erlangen 1996, ISBN 3-89131-115-X, oder: dtv, München 1999, ISBN 3-423-36156-5 (Originaltitel: How are we to live? Ethics in an age of self-interest, 1993)
  • Individuen, Menschen, Personen. Fragen des Lebens und Sterbens (mit Helga Kuhse). Academia (Beiträge zur Angewandten Ethik 5), St. Augustin 1999, ISBN 3-89131-110-9 (Originaltitel: Individuals, Humans, Persons, 1994)
  • Henry Spira und die Tierrechtsbewegung. Harald Fischer, Erlangen 2001, ISBN 3-89131-404-3 (Originaltitel: Ethics into action: Henry Spira and the Animal Rights Movement, 1998)
  • Der Präsident des Guten und des Bösen. Die Ethik George W. Bushs. Harald Fischer, Erlangen 2004, ISBN 3-89131-413-2 (Originaltitel: The president of good and evil, 2004)
  • Mein Großvater. Die Tragödie der Juden von Wien. Europa, Hamburg 2005, ISBN 3-203-82012-9 (Originaltitel: Pushing time away)

Literatur

Schriften über Peter Singer:

  • Domenica Sontag: Rationalistische Ethik (Euthanasie-Debatte, Singer), leb wohl „Vernunft“. In: Die Grüne F Abyss 2/1989, S. 28ff und 24/1998, S. 34ff.
  • Till Bastian (Hrsg.): Denken, schreiben, töten. Zur neuen „Euthanasie“-Diskussion und zur Philosophie Peter Singers. Hirzel, Stuttgart 1990
  • Didi Danquart, Udo Sierck (Hgg.): Der Pannwitzblick. Wie Gewalt gegen Behinderte entsteht. Libertäre Assoziation, Hamburg 1993, ISBN 3-922611-29-X
  • Christoph Anstötz (Hg.): Peter Singer in Deutschland. Zur Gefährdung der Diskussionsfreiheit in der Wissenschaft. Eine kommentierte Dokumentation. Mit einer Bibliographie von Björn Haferkamp. Lang, Frankfurt am Main 1995 (2. unv. A. 1997)
  • Robert Spaemann: Personen. Versuche über den Unterschied zwischen „etwas“ und „jemand“. Klett-Cotta, Stuttgart 1996 (3. A. 2007), ISBN 3-608-91813-2
  • Erika Feyerabend: Die Debatte um Peter Singer in Heidelberg. In: Margret Jäger / Frank Wichert (Hgg.): Rassismus und Biopolitik. DISS-Forschungsbericht 1996, ISBN 3-927388-55-6
  • Dale Jamieson (Hg.): Singer and His Critics. Blackwell, Oxford 1999, ISBN 155786909X
  • Martina Ahmann: Was bleibt vom menschlichen Leben unantastbar? Kritische Analyse der Rezeption des praktisch-ethischen Entwurfs von Peter Singer aus praktisch-theologischer Perspektive. LIT (Theologie und Praxis 11), Münster 2001, ISBN 3-8258-5333-0
  • Wojciech Bołoz, Gerhard Höver (Hgg.): Utilitarismus in der Bioethik. Seine Voraussetzungen und Folgen am Beispiel der Anschauungen von Peter Singer. LIT (Symposion 2), Münster 2002, ISBN 3-8258-5895-2
  • Wilfried Härle: Menschsein in Beziehungen. Studien zur Rechtfertigungslehre und Anthropologie. Mohr, Tübingen 2006, ISBN 3-16-148754-0
  • Alexander Schlegel: Die Identität der Person. Eine Auseinandersetzung mit Peter Singer. Herder (Studien zur theologischen Ethik 116), Freiburg im Breisgau 2007, ISBN 3-451-29393-5

Online verfügbar:

Siehe auch

Quellen

  1. Anstötz:1995

Weblinks

Kritische Webseiten:


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