Atomprogramm Saudi-Arabiens

Atomprogramm Saudi-Arabiens
Karte von Saudi-Arabien

Saudi-Arabien betreibt kein offizielles Nuklearwaffen-Programm. Es hat den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet und gehört der Koalition derer Staaten an, die eine atomwaffenfreie Zone im Nahen Osten anstreben.[1][2] In Studien über die Verbreitung von Atomwaffen wird Saudi-Arabien nicht zu den besorgniserregenden Staaten gezählt.[3] Trotzdem hat es in den letzten Jahren immer wieder Medienberichte gegeben, wonach Saudi-Arabien versucht, über eine externe Quelle eine Nuklearwaffe zu erhalten und so Atommacht zu werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahre 2003 gelangte ein internes Strategiepapier an die Öffentlichkeit, das drei Möglichkeiten für die saudi-arabische Regierung aufzählte - ein nukleares Abschreckungsmittel zu kaufen, ein Bündnis einzugehen und von einer bereits vorhandenen Nuklear-Nation geschützt zu werden, oder zu versuchen die Vereinbarung über eine atomwaffenfreie Zone im Nahen Osten zu erfüllen. Offizielle Stellen der UN und Waffenspezialisten vertraten 2003 die Meinung, dass dieses Papier durch die Lockerung des Verhältnis zu den USA, Bedenken über das iranische Atomprogramm, sowie den fehlenden internationalen Druck auf Israel, sein Atomwaffenprogramm aufzugeben[4] ausgelöst wurde.

Seitdem der Iran unverhohlen sein Atomprogramm betreibt, rüsten einige arabische Staaten auf.[5]

Amerikanische Beteiligung

Im Mai 2008 unterzeichneten die Vereinigten Staaten von Amerika und Saudi-Arabien ein Memorandum zur Anerkennung der verstärkten Bemühungen Saudi-Arabiens um ein ziviles Kernenergieprogramm.[6]

Saudi-Arabien und das Atomwaffenprogramm des Iraks

1994 beantragte Muhammad Khilewi, der stellvertretende UN-Botschafter Saudi-Arabiens, Asyl in den USA. Er lieferte ein Paket von 10.000 Dokumenten, die - angeblich oder tatsächlich - eine jahrelange Unterstützung des irakischen Massenvernichtungswaffenprogramms belegten. Diesen Dokumenten zufolge soll die saudi-arabische Regierung das Kernwaffenprogramm des Irak während des Regimes von Saddam Hussein mit fünf Milliarden Dollar unterstützt haben - unter der Voraussetzung, dass erfolgreich entwickelte Nukleartechnologie und eventuell sogar Atomwaffen nach Saudi-Arabien abgegeben würden.[7] Khilewi erhielt mit dem Einverständnis Saudi-Arabiens Asyl in den USA. Die Anschuldigungen wurden durch keine andere Quelle bestätigt und die offizielle amerikanische Position ist, dass es keine Beweise für eine Unterstützung der atomaren Bemühungen des Irak durch Saudi-Arabien gibt.[8] Auch Saudi-Arabien bestreitet die Anschuldigungen offiziell.[9] Darüber hinaus haben führende Kräfte der Clinton-Regierung, die für die Nahost-Affaire zu der Zeit als Khilewi Asyl beantragte verantwortlich waren, bestätigt, dass in den Unterlagen Khilewis keine Hinweise zu finden waren, um die Medienberichte über ein saudi-arabisches Atomprogramm zu bestätigen. Darunter waren Robert Pelletreau vom State Department und Bruce Riedel vom National Security Council.

Saudi-Arabien und das Atomprogramm Pakistans

2003 wurde berichtet, Pakistan und Saudi-Arabien hätten eine geheime Vereinbarung über eine „nukleare Kooperation“ abgeschlossen. Demzufolge sollte Saudi-Arabien im Gegenzug zu günstigem Öl für Pakistan Atomwaffentechnologie erhalten.[10] Pakistan hatte 1998 durch die Zündung von Atombomben bewiesen, dass es Atombomben bauen kann.

Im März 2006 berichtete das deutsche Magazin Cicero, Saudi-Arabien habe seit 2003 Hilfe von Pakistan erhalten, um Nukleargeschütze und Sprengköpfe zu erwerben. Satellitenfotos zeigten angeblich eine verborgene Stadt und Raketensilos in der Nähe der Ghauri-Felsen in Al-Sulaiyil, südlich der Hauptstadt Riyadh.[11] Pakistan bestritt unter anderem 2006, Saudi-Arabien bei irgendwelchen nuklearen Ambitionen zu unterstützen.[12]

Gelder und Investitionen fließen vom saudischen Verteidigungsministerium in die pakistanische Rüstungsindustrie. Weitgehend gesichert ist eine Beteiligung von Saudi-Arabien, das das pakistanische Atomprogramm „zu einem nicht unerheblichen Teil finanziert hat“, inoffiziell wird von 50 % gesprochen.[13] Frühere, direkte Kontakte zu Abdul Kadir Khan sind nachgewiesen. In welchem Ausmaß die saudischen Streitkräfte Zugriff auf die pakistanischen Nuklearwaffen haben, ist unklar.[14]

Saudi-Arabien und die Atomprogramme der arabischen Staaten des Persischen Golfs

Weiterhin planen die Arabischen Staaten des Persischen Golfs ein eigenes gemeinsames ziviles Atomprogramm zu starten, was die Angst vor Proliferation vergrößerte. Im März 2007 trafen sich die Außenminister der sechs Mitglieder des Golf-Kooperationsrats in Saudi-Arabien, um den Fortschritt der im Dezember 2006 beschlossenen Pläne zu diskutieren.[15]

Raketenkapazität

1988 erwarb Saudi-Arabien eine unbekannte Anzahl an CSS-2-Mittelstreckenraketen, die eine Reichweite von 2.800 km bei einer Nutzlast von 2.000 kg haben. Die CSS-2 wurde ursprünglich entworfen, um eine Wasserstoffbombe zu transportieren, dennoch war die von Saudi-Arabien erworbene Version mit einem konventionellen Sprengkopf ausgerüstet. Diese Waffen werden in China zurzeit ausgemustert. Des Weiteren verfügt das Königreich über eine unbekannte Anzahl an Ghauri II Mittelstreckenraketen.

Einzelnachweise

  1. Parties to the NPT (en). Disarmament.un.org. Abgerufen am 28. Dezember 2010.
  2. Akaki Dvali. Center for Nonproliferation Studies (nti.org) (März 2004). Will Saudi Arabia Acquire Nuclear Weapons?; Arnaud de Borchgrave. Washington Times (22. Oktober 2003) (englisch)
  3. Office of Technology Assessment (OTA), US Congress, Technologies Underlying Weapons of Mass Destruction (Washington, DC: US Government Printing Office, 12/93), p. 239 (en)
  4. The Guardian (18. September 2003)(en). Saudis consider nuclear bomb
  5. spiegel.de 29. November 2010: Die heimliche Allianz
  6. http://www.theglobeandmail.com/servlet/story/RTGAM.20080516.wsaudioil0516/BNStory/Business (kostenpflichtiges Webangebot)
  7. John Pike: Saudi Arabia Special Weapons (en). Globalsecurity.org. Abgerufen am 28. Dezember 2010.
  8. Weapons of Mass Destruction in the Middle East, James Martin Center for Nonproliferation Studies
  9. Akaki Dvali. Center for Nonproliferation Studies (nti.org) (März 2004) (en). Will Saudi Arabia Acquire Nuclear Weapons?; Arnaud de Borchgrave. Washington Times (22. Oktober 2003)(en)
  10. John Pike (22. Oktober 2003): Pakistan, Saudi Arabia in secret nuke pact (en). Globalsecurity.org. Abgerufen am 28. Dezember 2010.
  11. forbes.com: Saudia Arabia working on secret nuclear program with Pakistan help - report, Zugriff am 28. Dezember 2010
  12. Pakistan rejects report on N-help to Saudis“, Daily Times (Pakistan), (30. März 2006) (en).
  13. [Quelle: Umweltinstitut München e.V., Informationsbroschüre III S.4]
  14. http://www.unzensuriert.at/001824-waffen-f-r-saudi-arabien-usa-spielen-mit-dem-feuer
  15. Souhail Karam: Saudi defends Gulf Arab atom plans, criticizes Iran (en). Reuters. Abgerufen am 28. Dezember 2010.

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