Pester Lloyd

Pester Lloyd
PESTER LLOYD
Beschreibung ungarische Tageszeitung
Fachgebiet Nachrichten aus Ungarn und Mittelosteuropa
Sprache deutsch
Verlag FIGURA-PRESS BT
Erstausgabe 1. Januar 1854[1]
Weblink http://www.pesterlloyd.net/
ISSN 1217-9663

Der Pester Lloyd war eine deutschsprachige Tageszeitung aus Budapest, Ungarn. Die Zeitung erschien vom 31. Dezember 1853, Probeblatt, 1. Januar 1854 (Erste Ausgabe: Budapest) bis 14. April 1945 (Letzte Ausgabe: Sopron/Ödenburg) zweimal am Tag als Morgen- und Abendblatt.

Zudem erschien vom 9. September 1994 bis 14. Mai 2009 zuerst unter dem Namen Der Neue Pester Lloyd, ab 1. Januar 1999 ebenfalls unter dem Namen Pester Lloyd eine deutschsprachige Wochenzeitung parallel zur wöchentlichen Onlineausgabe. Am 15. März 2009 wurde die Printausgabe der Zeitung eingestellt. Sie erscheint seitdem als Online-Tageszeitung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte bis 1945

Bis 1945 galt der Pester Lloyd als die führende und größte deutschsprachige Tageszeitung, mit liberaldemokratischer Tendenz, in Ungarn. Der Pester Lloyd erschien von 1854 bis 1945 als Tageszeitung zweimal am Tag, als Morgen- und Abendblatt.

Die Zeitung wurde von der Pester-Lloyd-Gesellschaft herausgegeben, die 1937 von ihrem Präsidenten Dr. Aurel Egry und dem Vizepräsidenten Franz Szekely geleitet wurde.[2] Sitz der Redaktion in Budapest V. war die Mária-Valéria-Str. 12. Die damalige Auflage betrug 27.000 Stück. Die Zeitung war vor allem für die maßgeblichen Handels- und Industriekreise konzipiert, also hauptsächlich für den Großhandel, die Großindustrie und die Großbanken.

Bericht über die Nürnberger Rassengesetze

Am 16. September 1935 berichtete die Zeitung über die neuen Nürnberger Rassengesetze und sprach davon, dass diese eine weitere Verschärfung der Judengesetzgebung im Dritten Reiche sei. Und um zu verdeutlichen, was diese Gesetze für die deutschen Bürger jüdischen Glaubens bedeuten würden, wurde ausgeführt:

Man hätte meinen sollen, das nationalsozialistische Deutschland habe die Juden auch bisher schon in einer Weise behandelt, daß darüber hinaus ein stärkeres Maß an Entrechtung und Verfolgung kaum noch denkbar wäre. Diese drei neuen Judengesetze übersteigen aber in bisher kaum vorstellbaren Maße alles, was in dieser Hinsicht geleistet worden.

Der Artikel führte weiter aus, dass damit die deutschen Juden zu Heloten erniedrigt würden, ein neues Staatsangehörigkeitsrecht außerhalb vom deutsche Reichsbürgertum eingeführt würde und sie damit aus der Gemeinschaft der deutschen Reichsbürger ausgeschlossen wären.[3]

Mitarbeiter 1937

Die Generaldirektion der Zeitung wurde von Felix Dick geleitet.[4]Der Chefredakteur war Josef Vészi, sein Stellvertreter György Kecskeméti. Die Redaktion der Abteilung Politik leitete Georg Káldor. Für das Ressort Handel war Josef Vágo zuständig, In der Wirtschaftsredaktion schrieben Georg Kemény und M. Mitnitzky die Artikel. Für die Außenpolitik war Désider Kiss verantwortlich. Die Redaktion Kommunales führte Heinrich Schwét, die Redaktion Kunst Edmund Gergö. Die Artikel für die Theater und Literatur schrieb K. Sebestyén. Für das Ressort Sport war Thomas Edmund Konrad (lebt seit 1942 in London) zuständig.

Die Auslandskorrespondenten waren Hans Meissel in Athen, Ernst Lemmer in Berlin, Agnes Szekula in Genf, Ernst Neumann und Georg Popoff in London, Frédéric Wahl in Madrid, Nikolaus Bandy in Moskau und Gustav W. Eberlein in Rom.

Für den Pester Lloyd schrieben einst u. a. Theodor Herzl, Max Nordau, Thomas Mann, Stefan Zweig, Joseph Roth, Alfred Polgar, Franz Molnár, Dezső Kosztolányi, Egon Erwin Kisch, Bertha von Suttner, Franz Werfel und Felix Salten, aber auch als Korrespondent aus Berlin Ernst Lemmer (der spätere Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen), der hauptsächlich NS-freundliche Artikel veröffentlichte.

Neugründung 1994

Er wurde 1994 (Gründungsurkunde vom 1. Juli 1993, Ung. Kultusministerium, Nytsz: B/PHF/1993) zunächst als Der Neue Pester Lloyd von Gotthard B. Schicker (alleiniger Gründer und Lizenzinhaber) sowie unter Mitwirkung u.a. von Anikó Halmai, András Heltai-Hopp (stellv. Chefredakteur), Rainer Ackermann (stellv. Chefredakteur) und Jan Mainka als Wochenzeitung wiederbelebt. Mainka schied 1999 aus und gründete die Budapester Zeitung.

Seit 1999 erschien die Zeitung wieder unter ihren ursprünglichem Titel "Pester Lloyd" gleichzeitig mit der Beilage Budapester Rundschau. Ab 2004 erschein dann der Wiener Lloyd im Abstand von vier bis sechs Wochen, im Wechsel mit der Budapester Rundschau. Die Redaktion des Wiener Lloyds befand sich in Wien unter der Leitung von Marco Schicker. Inhaltlich reflektierten die Seiten die Beziehungen der beiden Hauptstädte Wien und Budapest auf wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Gebieten mit Rückbezug auf die Gemeinsamkeiten aus der Zeit der Donaumonarchie Österreich-Ungarn. Im Jahre 2005 bzw. 2006 wurden die Regionalbüros in Győr und Pécs eröffnet.

Die Zeitung erschien mittwochs in einer Auflage von rund 15.000 Stück, Verlagsort war Budapest. Am 15. Mai 2009 wurde die Printausgabe der Zeitung eingestellt. Der Pester Lloyd erscheint seitdem als deutschsprachige Online-Tageszeitung für Ungarn und Ostmitteleuropa.

Seit 1994 schrieben u. a. György Konrád, István Eörsi, László F. Földényi, Péter Esterházy sowie zahlreiche Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für den Pester Lloyd.

Der Pester Lloyd-Verlag publiziert auch Bücher in deutscher und ungarischer Sprache.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. www.pesterlloyd.net
  2. Karl Bömer (Hrsg.), Handbuch der Weltpresse : eine Darstellung des Zeitungswesens aller Länder / hrsg. in gemeinschaftlicher Arbeit vom Institut für Zeitungswissenschaft an der Universität Berlin und dem Aussenpolitischen Amt der NSDAP unter Leitung von Karl Bömer, Leipzig ; Frankfurt am Main : Armanen-Verl. , 1937, S. 412,dnb
  3. Abendblatt des Pester Lloyd vom Montag, den 16. September 1935, 82. Jahrgang, Nr. 210
  4. Karl Bömer, ebenda

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