Pesade

Pesade
Knabstrupper bei einer Pesade

Die Pesade (ital. "possada" = "sich possieren" = erheiternde Bewegungen machen) ist eine Übung der klassischen Reitkunst, bei der das Pferd sein Gewicht auf die Hinterbeine verlagert, seinen Rumpf in einem Winkel von mehr als 45° zum Boden hebt und die Vorderbeine an den Leib zieht. Ist der Winkel kleiner, spricht man von einer Levade. Die beiden Begriffe Levade und Pesade waren synonym bis sie Ende des 18. Jahrhunderts von Gustav Steinbrecht[1] unterschieden wurden.

Die Pesade ist die Veredlung des natürlichen Aufbäumens (Steigens) des Pferdes. Sie wurde schon früh von Reiterkriegern genutzt, um den Leib des Pferdes als Schild und die Vorderhufe als Waffe einzusetzen.

Das kunstvolle Erheben wird erstmals 400 v. Chr. vom griechischen Kriegspferdeausbilder Xenophon erwähnt.

Es ist nicht wahr, wie einige glaube, dass das Pferd, welches die gelenksamsten Beine hat, darum allein mehr Leichtigkeit besitze, sich mit dem Vorderteile zu erheben, sondern nur dasjenige, welches das biegsamste Kreuz, kurze und starke Lenden hat, dieses wird die Hinterfüße am weitesten unter die Vorderfüße setzen können, und im Augenblicke, da es dies tut und man ihm den Zaum anzieht, so wird es den Hinterkörper auf die Fersen stellen und sich mit dem Vorderteile erheben, so dass man von vorn den Bauch und das Geschröte sieht.

Xenophon: Reitkunst, Übersetzung von du Paty de Clam

Die Pesade zählt zu den Schulen über der Erde der Reitkunst. Diese werden unterschieden in Erhebungen (Levade und Pesade) und Schulsprünge (Croupade, Ballotade, Kapriole, Wiener Courbette).

Guérinière setzt die Pesade auch zur Verbesserung des Tummelns (Tèrre-à-tèrre, Mezair, Courbette) ein.

Die Pesade hat ferner den Nutzen, den Fehler derjenigen zu verbessern, die in Mezair oder in der Courbette sich nicht genugsam heben und mit den Vorderfüßen in Unordnung kommen

François Robichon de la Guérinière: Ecole de cavalerie, 1783

Die Pesade wird zumeist erst an der Hand geschult, bevor sie unter dem Reiter ausgeführt wird. Sie wird aus der Piaffe oder der Parade im Stand entwickelt. Holleufer unterscheidet drei verschiedene Manieren, die Pesade auszuführen:

großes Bild: kultivierte Erhebung (hier Levade),
oben: Entwicklung aus der Piaffe,
unten rechts: unkontrolliertes Steigen.
Zeichnung von Ludwig Koch

Die einen, die vorsichtigen und gelassenen, vielgeübten und mit einer kräftigen Hinterhand versehenen, treten mit einem Hinterfuß nach dem anderen allmählich so lange vor, bis sie den Stützpunkt erreicht haben, dann gehen sie bedächtig mit der Vorhand hoch und lassen sich ebenso bedächtig wieder herab. Andere Pferde versammeln sich durch ein paar kurze Tritte rückwärts oder durch ein Zurückschieben des Oberkörpers hinter die Hinterhufe; wieder andere setzen mit beiden Hinterschenkeln zugleich in einem kurzen Sprung lebhaft vor und gehen schnell hoch, kommen aber auch meistens etwas eiliger herunter.

B. H. von Holleufer: Die Bearbeitung des Reit- und Kutschpferdes zwischen den Pilaren, 1900

In der Pesade ist das Körpergewicht des Pferdes gleichmäßig auf beide Hinterbeine verteilt, die nebeneinander stehen. Die Vorderbeine sind angewinkelt an den Leib gezogen, das Pferd balanciert sich in beigezäumter Haltung und Pferd verharrt oft wesentlich länger als eine Sekunde in der Pesade. Anders verhält es sich beim Steigen. Dabei bäumt sich das Pferd auf, wirft Hals und Kopf hoch und zeigt verschiedene Abweichungen der beschrieben Form, streckt die Vorderbeine, steht auf versetzten oder nur auf einem Hinterbein und verliert zügig wieder die Balance, was schlimmstenfalls zum Ausrutschen oder Überschlagen führen kann.

Weblinks

 Commons: Pesade – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Gymnasium des Pferdes, Gustav Steinbrecht, 1886

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  • pesade — [ pəzad ] n. f. • 1611; posade 1579; it. posata « action de se poser » ♦ Équit. Parade du cheval qui se dresse sur les pieds de derrière. ● pesade nom féminin (italien posata, du bas latin pausare, s arrêter) Air relevé de l ancienne haute école …   Encyclopédie Universelle

  • Pesade — Pe*sade , n. [F.] (Man.) The motion of a horse when, raising his fore quarters, he keeps his hind feet on the ground without advancing; rearing. [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Pesade — (fr., spr. Pesahd), die erste Lection, welche das Pferd in Reitschulen zur Courbette u.a. Kunstbewegungen erhält, indem es die Vorderfüße hebt, während die Hinterfüße in Ruhe bleiben …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Pesade — (franz.), in der Reitkunst die schulgerechte Bäumung eines Pferdes; das Vorderteil erhebt sich, während die in den Hanken gebogenen Hinterfüße unbeweglich bleiben (s. Tafel »Reitkunst«, Fig. 7) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Pesade — Pesāde (frz.), s. Levade …   Kleines Konversations-Lexikon

  • pesade — [pə sād′, pəzād′, pəzäd′] n. [Fr, altered (prob. infl. by peser, to weigh) < posade < It posata, a halt < posare, to halt < L pausare < pausa,PAUSE] Horsemanship a maneuver in which a horse is made to rear …   English World dictionary

  • PESADE — s. f. T. de Manége. Air relevé, dans lequel le cheval s élève du devant, sans que les pieds de derrière quittent leur place.  Pesade de chèvre, Pesade dans laquelle le cheval ne plie pas les jambes de devant, ou Pesade trop haute, dans laquelle… …   Dictionnaire de l'Academie Francaise, 7eme edition (1835)

  • Pesade — Airs relevés La levade, un des « airs relevés » …   Wikipédia en Français

  • Pesade — Pe|sa|de 〈f. 19; Hohe Schule〉 = Levade [<frz. <ital. posata „anhalten“ <posarsi „innehalten“] * * * Pe|sa|de, die; , n [frz. pesade, älter: posade < ital. posata = das Anhalten, zu: posare < spätlat. pausare, ↑ pausieren] (Reiten) …   Universal-Lexikon

  • pesade — (pe za d ) s. f. Terme de manége. Air relevé, dans lequel le cheval, sans que les pieds postérieurs quittent le sol, s élève du devant, comme s il voulait sauter.    Pesade de chèvre, parade dans laquelle le cheval ne plie pas les jambes de… …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

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