Peregrinatio

Peregrinatio

Peregrinatio (lat.) bedeutet Leben in der Fremde. Der Begriff ist innerhalb des römisch-katholischen Mönchtums eine Umschreibung für die Abkehr von der profanen Umwelt.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsentwicklung

Das lateinische Wort peregrinus („jenseits des Ackers, Fremder“) bekam im christlichen Sprachgebrauch die Bedeutung „Bürger des Himmels – Fremder auf Erden“. In 2. Korinther 5,6 heißt es in der Vulgata-Übersetzung: „Dum sumus in corpore, peregrinamur a Domino“. In Hebräer 11,13 heißt es: „confitentes quia peregrini et hospites sunt super terram“. Im Mittelalter nannte man diejenigen peregrini, die aus religiösen Gründen in die Fremde aufgebrochen waren. So gelangte das Wort in alle europäischen Sprachen: pellegrino (it.), pélérin (frz.), Pilger (dt.), pilgrim (eng.).

Peregrinatio als Lebensform

Peregrinatio als Abkehr von den Maßstäben der Welt ist die Idee, die dem gesamten Mönchtum zugrunde liegt, auch dann, wenn kein Wanderleben im äußeren Sinn damit verbunden war.

Seit der Spätantike bedeutete die Peregrinatio auch die Wallfahrt zu heiligen Orten, besonders zu Heiligengräbern, bis hin zum lebenslangen freiwilligen Exil aus dem Heimatland.

Iroschottische Wandermissionare

Besonders iroschottische Mönche lebte diese Weltabgeschiedenheit, lehnte aber ortloses Umherschweifen ab. Die iroschottischen Mönche übernahmen seit dem späten 6. Jahrhundert die im altirischen Recht für schwere Vergehen vorgesehene Verbannung als freiwilliges Bußwerk für Christus, als „peregrinatio pro Christo“. Sie gingen in die Fremde um Christi willen, begründeten Klöster oder Einsiedeleien, oft auf einer Insel, aber auch auf dem Kontinent. Hier sind besonders Columban von Luxeuil, Kolumban der Jüngere und Kilian zu nennen.

Sie verzichteten mit ihrem „In-die-Fremde-Gehen“ auf die gewohnte Geborgenheit. Dies ist letztlich auf das Gebot Christi zurückzuführen, um seinetwillen Vater und Mutter zu verlassen. Die Missionare aus Irland verließen mit der Peregrinatio ihren Schutz der Gemeinschaft oder der Sippe. Sie sanken damit auf die Stufe des Verbannten oder des Vogelfreien herab.

In einigen der ältesten irischen Rechtstexte sind Hinweise aufgezeichnet, dass ein Verbannter um Christi willen (deorad dé) denselben Rechtsstatus und Schutz genoss wie ein König oder ein Bischof, das heißt, er genoss in ganz Irland – nicht auf dem Kontinent – Immunität.

Irische Mönche begannen schon im 5. und 6. Jahrhundert mit ihren Missionierungen in England, vor allem um North Umbria, wobei die Mission zunächst nur Nebenwirkung der Peregrinatio war. Ab den dreißiger Jahren des 7. Jahrhunderts findet man sie auf dem (europäischen) Kontinent auf.

Die irischen Mönche hatten eine gewisse Vorstellung der Peregrinatio, meist waren die Mönche mit zwölf Begleitern unterwegs, um in anderen Ländern die Bevölkerungen zu missionieren. Sie standen untereinander in hierarchischer Ordnung. Innerhalb ihrer Reisegruppe sahen sie es selbst als eine Art innerliche Buße an und zogen die asketische Trennung mehr als das Leben in der Fremde vor. Sie werden meist auch als Asketen und Reformer verstanden. Einige der wichtigsten Missionare aus Irland waren der Heilige Patrick, der Romane Palladius und Columban oder Colum Cille genannt. Columban ging von dem Kloster Iona aus, er wird ab 590 am Kontinent datiert. Er missionierte die Bevölkerung um Bregenz.

Mittelalterliches Wallfahrtswesen

Die Peregrinatio erlangte gesamtabendländische Bedeutung und entwickelte sich zur Wallfahrt zu heiligen Orten, die oft mit dem Grab eines Heiligen verbunden ware. Die Wallfahrt sollte eine Bußübung sein, Fürbitte erflehen oder Heiligung bewirken.

Auch die Teilnahme an Kreuzzügen wurde als Wallfahrt verstanden, worauf besonders reiche Gnaden folgen konnten.

Einige der wichtigsten Orte waren

Wichtige Missionare, Wallfahrer

Siehe auch

Literatur

  • Lexikon des Mittelalters
  • F. Prinz: Peregrinatio, Mönchtum und Mission (Die Kirche im frühen Mittelalter) 1978
  • T. M. Charles-Edwards: The social Background to Irish Peregrination (Celtica II) 1976, S. 43-59
  • B. Kötting: Peregrinatio relegiosa. Wallfahrten in der Antike und das Pilgerwesen in der alten Kirche, 1950
  • H. von Campenhausen: Die asketische Heimatlosigkeit im altkirchlichen und frühmittelalterlichen Mönchtum, 1930

Quelle

  • Arnold Angenendt: Die irische Peregrinatio und ihre Auswirkungen auf dem Kontinent vor dem Jahre 800 (Die Iren und Europa im frühen Mittelalter I), 1982

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Peregrinatio — (sometimes anglicized as Peregrination) is the Latin word for pilgrimage.It also specifically refers to: *a crusade *Peregrinatio Academica, the wandering of students ( vagrants ) to teachers at different places *the Peregrinatio Sancti Petri, a… …   Wikipedia

  • PEREGRINATIO — I. PEREGRINATIO inter poenas paeniten tibus, h. e. iis, qui post abieurationem haereseos Ecclesiaereconciliatisunt, ab Inquistioribus in Ecclesia Romava irrogari solitas. Ad certa videl. loca, quae visitatre tenentur, cum habitu nigro, et literis …   Hofmann J. Lexicon universale

  • Peregrinatio ad Petri Sedem — The Peregrinatio ad Petri Sedem, also abbreviated P.A.P.S., is a papal institution for assistance to pilgrims to Rome and certain other pious sites and events. History It was founded by Pius XI at the conclusion of the extraordinary Jubilee of… …   Wikipedia

  • Peregrinatio Etheriae — ▪ Christian work English  Pilgrimage of Etheria        an anonymous and incomplete account of a western European nun s travels in the Middle East, written for her colleagues at home, near the end of the 4th century. It gives important information …   Universalium

  • simplex peregrinatio — Simple pilgrimage …   Ballentine's law dictionary

  • Celtic Christianity — The Celtic Cross in Knock, Ireland. History of Celtic Christianity General Religion in England …   Wikipedia

  • Kinderkreuzzug — Der Kinderkreuzzug, romantisierende Illustration von Gustave Doré, 19. Jahrhundert Der Kinderkreuzzug (lat. peregrinatio puerorum) war ein Ereignis, bei dem im Frühsommer des Jahres 1212 Tausende von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus …   Deutsch Wikipedia

  • Wandermönch — Wandermönche sind eine aus verschiedenen Religionen bekannte Form des Mönchtums. Sie sind sowohl aus dem frühen Christentum (peregrinatio propter Deum/Christum) als auch dem Buddhismus und dem Hinduismus bekannt. Vom Wandermönch zu unterscheiden… …   Deutsch Wikipedia

  • The True Cross —     The True Cross     † Catholic Encyclopedia ► The True Cross     (AND REPRESENTATIONS OF IT AS OBJECTS OF DEVOTION).     (1) Growth Of the Christian Cult;     (2) Catholic Doctrine on the Veneration of the Cross;     (3) Relics of the True… …   Catholic encyclopedia

  • Vespers — For other uses, see Vespers (disambiguation). Benedictine monks singing Vespers on Holy Saturday Vespers is the evening prayer service in the Western Catholic, Eastern (Byzantine) Catholic, and Eastern Orthodox, Anglican, and Lutheran liturgies… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”