Penda

Penda
Ein Glasfenster in der Kathedrale von Worcester zeigt den Tod Pendas
Königreiche und Herrschaften im Britannien des 7. Jahrhunderts

Penda († 15. November 655 in der Schlacht am Winwaed) war in den Jahren von ca. 626 bis 655 König des angelsächsischen Königreiches Mercia. Er führte sein Reich innerhalb der Heptarchie in mehreren Kriegen zur lokalen Großmacht.

Penda war der erste historisch gesicherte König Mercias. Sein Vater soll Pybba gewesen sein.[1] Penda soll der Nachfolger Königs Ceorl gewesen sein. Beda Venerabilis erwähnt zwar einen gewissen Ceorl/Cearl als ersten König Mercias,[2] dieser wird jedoch in den überlieferten Stammtafeln nicht genannt. In Annalen, die allerdings aus der Zeit nach der normannischen Eroberung stammen, wird angegeben, der Vater Pybbas sei ein gewisser Creoda gewesen.[3]

Der Beginn der Herrschaft Pendas kann nicht eindeutig festgelegt werden. Einerseits gibt die Angelsächsische Chronik seine Erhebung für das Jahr 626 wieder, [4] andererseits behauptet Beda, Penda habe seine Herrschaft im Jahre 633 angetreten.[5] Die Historia Brittonum, gemeinhin dem walisischen Mönch Nennius aus dem 9. Jahrhundert zugeschrieben, nennt wiederum als Jahr des Regierungsantritts 642.[6] Als gesichert kann nur gelten, dass sich Penda als Herrscher Mercias im zweiten Viertel des 7. Jahrhunderts etabliert hatte und begann, seine Herrschaft weiter auszudehnen. Sein Hauptgegner war das Königreich Northumbria. Ob Penda bevor er König wurde auf eigene Faust Krieg gegen Wessex führte ist nicht deutlich.[7] Er nahm jedenfalls teil an einem Krieg gegen Wessex im Jahr 628, der in der Schlacht von Cirencester gipfelte.[8] Der daraufhin ausgehandelte Frieden führte offenbar dazu, dass Penda seine Schwester mit Cynegils' Sohn Cenwealh verheiratete.

633 kam es erneut zum Krieg mit Northumbria, deren König Edwin er in der Schlacht von Hatfield Chase am 2. Oktober besiegen und töten konnte. Folgen dieser Schlacht waren die Teilung Northumbrias und die Schwächung des northumbrischen Königshauses, da, neben dem einen Sohn Edwins, Osfrith, der auch in der Schlacht fiel, ein zweiter Sohn Edwins, Eanfrith, zu einem späteren Zeitpunkt durch Penda beseitigt werden konnte. Verbündeter Pendas in der Schlacht von Hatfield Chase war König Cadwallon ap Cadfan von Gwynedd, ein Indiz dafür, dass sich der Herrschaftsbereich Pendas in das keltische Wales erstreckte.[9] 642 schlug er ein Heer des wiedererstarkten Northumbrias in der Schlacht von Maserfield, in der der northumbrische König Oswald getötet wurde. In dieser Schlacht an Pendas Seite teilnehmend wird Cynddylan ap Cyndrwyn von Powys erwähnt, von dem gesagt wird, dass "als der Sohn Pybs es verlangte, wie war er bereit," [10] eine Anspielung auf Penda, den Sohn Pybs, gemeint ist Pybba. Dies ist ein weiteres Indiz, dass Pendas Einfluss sich in das westlich gelegene Wales ausgedehnt hatte.[11] Nach diesem Sieg Pendas war dessen Herrschaft über Mercia und dessen Nachbarn unangefochten und er konnte seinen Einfluss über die südlichen Königreiche ausüben, so zum Beispiel im Königreich der Ostangeln, dessen König Anna er in einem Feldzug um 650 töten konnte. Zu Annas Nachfolger wurde Æthelhere ernannt, offenbar ein Gefolgsmann Pendas.[12]. Sein Einfluss erstreckte sich auch in das Königreich Wessex.[13] Dieser Einfluss machte sich bemerkbar, nachdem dessen König Cenwealh seine Frau, Pendas Schwester, verstoßen hatte, und Penda in Wessex einfiel und Cenwealh an den Hof von East Anglia fliehen musste.[14]

Im Gebiet der Mittelangeln, dem Territorium zwischen dem Königreich der Ostangeln und Mercia, konnte Penda seinen Sohn Peada, wenn auch wahrscheinlich nicht als König, so doch als Herrscher oder Unterkönig einsetzen.[15]

Im Jahre 655[16] fiel Penda mit einer Armee, die aus 30 legiones, geführt von 30 hochadligen Anführern(duces regii), bestanden haben soll,[17] in Bernicia ein, um gegen König Oswiu von Northumbria zu kämpfen. Unter seinen Verbündeten befanden sich Cadfael ap Cynfeddw von Gwynedd und Æthelhere, König der Ostangeln. Außerdem wurde er von Æthelwald, König von Deira, unterstützt, dessen Vorgänger Oswine im Auftrag Oswius 651 ermordet worden war. Zur Schlacht zwischen Penda und seinen Verbündeten mit der Armee Northumbrias kam es am Fluss Winwaed, welcher sich entweder in der Umgebung von Leeds (vielleicht am heutigen Fluss Went), oder im heutigen South Yorkshire nahe Doncasters befand. Möglicherweise war der bis heute nicht genau identifizierte Fluss Winwaed jedoch auch ein Zufluss des Humbers. Penda verlor Schlacht und Leben, nachdem er von seinen Verbündeten, Cadfael ap Cyfeddw von Gwynedd und Æthelwald von Deira im Stich gelassen worden war. Auch König Æthelhere befand sich unter den Toten der Schlacht. Selbst durch den ihm nicht freundlich gesinnten Beda wurde Penda, obwohl Heide, als vir strenuissimus (Mann von äußerster Tatkraft) bezeichnet.[18] Zum Zeitpunkt seines Todes hatte er weitgehend die Oberherrschaft über Northumbria errungen und war, Beda zufolge, Herr über die südlichen Königreiche.[19]

Als Folge des Ausgangs dieser Schlacht kam Mercia unter die Oberherrschaft Oswius von Northumbria und wurde in eine nördliche und südliche Hälfte geteilt. Penda war der letzte heidnische Herrscher Mercias. Als Folge und unter dem Einfluss der Oberherrschaft Northumbrias konnte sich das Christentum in Mercia etablieren. Penda hatte zwar das Predigen des Christentums in Mercia nicht verboten, förderte es aber auch nicht. So willigte Penda ein, dass sein Sohn Peada aus Anlass von dessen Heirat mit Alhflaed, der Tochter Oswius von Northumbria, zum Christentum übertrat.[20] Erst nach seinem Tode wurde die Christianisierung forciert.[21]

Sein Nachfolger als Herrscher des südlichen Teils Mercias wurde sein Sohn Peada. Die unter der Oberherrschaft Mercias stehenden Königreiche und Gebiete begannen sich von dieser zu lösen.

Einzelnachweise

  1. D. Dumville, The Anglian Collection of Royal Genealogies and Regnal Lists, S. 37
  2. Beda, HE, II, 14
  3. W. Davies, Annals and the Origin of Mercia, S. 23
  4. ASC, s.a. 626
  5. Beda, HE, II, 20
  6. Nennius, HB, c. 25
  7. F. M. Stenton, Anglo-Saxon England, S. 45
  8. ASC, s.a. 628
  9. ASC, s.a. 633
  10. N. Brooks, The Formation of the Mercian Kingdom, S. 165
  11. D. P. Kirby, The Earliest English Kings, S. 76 f.
  12. M.O.H. Carver, Kingship and Material Culture in Early Anglo-Saxon East Anglia, S. 155
  13. D. P. Kirby, The Earliest English Kings, S. 48
  14. Beda, HE, III, 7
  15. ASC, s.a. 652
  16. ASC, s.a. 655; Beda, HE, III, 24; anderen Theorien und Quellen zufolge hätte die Schlacht am Winwaed auch 654, 656 oder 657 stattfinden können.
  17. Beda, HE, III, 24
  18. Beda, HE, II, 23
  19. Beda, HE, II, 20
  20. Beda, HE, III, 21
  21. M. Gallyon, The Early Church in Wessex und Mercia, S. 83 ff.

Literatur

Quellen

  • The Anglo-Saxon Chronicle: MS A v. 3, Janet Bately (Hrsg.), Brewer, Rochester (NY) 1986, ISBN 0-8599-1103-9.
  • Bede's Ecclesiastical History of the English People, B. Colgrave & R.A.B. Mynors (Hrsg.), Clarendon, Oxford 1969, ISBN 0-1982-2202-5.
  • Nennius, Historia Brittonum, David Dumville (Hrsg.), Brewer, Cambridge 1985, ISBN 0-8599-1203-5.

Sekundärliteratur

  • Steven Basset (Hrsg.): The Origins of Anglo-Saxon Kingdoms, Leicester University Press, Leicester 1989, ISBN 0-7185-1317-7.
  • Nicholas Brooks: "The Formation of the Mercian Kingdom" in: Steven Basset (Hrsg.): The Origins of Anglo-Saxon Kingdoms, Leicester University Press, Leicester 1989, ISBN 0-7185-1317-7.
  • Martin O.H. Carver, "Kingship and Material Culture in Early Anglo-Saxon East Anglia," in: Steven Basset (Hrsg.): The Origins of Anglo-Saxon Kingdoms, Leicester University Press, Leicester 1989, ISBN 0-7185-1317-7.
  • James Campbell (Hrsg): The Anglo-Saxons, Phaidon, London 1982, ISBN 0-7148-2149-7.
  • Wendy Davies: "Annals and the Origins of Mercia" in Ann Dornier: Mercian Studies. Leicester University Press, Leicester 1977, ISBN 0-7185-1148-4.
  • Ann Dornier: Mercian Studies. Leicester University Press, Leicester 1977, ISBN 0-7185-1148-4.
  • David Dumville: "The Anglian Collection of Royal Genealogies and Regnal Lists." in: Anglo Saxon England 5 (1976), S. 23-50
  • David Dumville: "Essex, Middle Anglia and the Expansion of Mercia in the South East" in: Steven Basset (Hrsg.): The Origins of Anglo-Saxon Kingdoms, Leicester University Press, Leicester 1989, ISBN 0-7185-1317-7.
  • Margaret Gallyon: The Early Church in Wessex and Mercia. Terence Dalton, Lavenham 1980, ISBN 0-9009-6358-1
  • Nicholas J. Higham: The Convert Kings: Power and Religious Affiliation in Early Anglo-Saxon England, Manchester University Press, Manchester 1997, ISBN 0-7190-4827-3.
  • D. P. Kirby: The Earliest English Kings. Unwin Hyman, London 1991, ISBN 0-0444-5691-3.
  • Frank M. Stenton: Anglo-Saxon England. 3. Aufl., Oxford University Press, Oxford 1971, ISBN 0-1928-0139-2.
  • Ian W. Walker: Mercia and the Making of England. Sutton, Stroud 2000 ISBN 0-7509-2131-5
  • John M. Wallace-Hadrill: Early Germanic Kingship in England and on the Continent. Clarendon, Oxford 1971, ISBN 0-1987-3011-X .
  • Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of Early Anglo-Saxon England. Seaby, London 1990, ISBN 1-8526-4027-8.

Weblinks

Siehe auch


Vorgänger Amt Nachfolger
Ceorl? König von Mercien
626–655
Peada

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