Peloponnesischer Bund

Peloponnesischer Bund

Peloponnesischer Bund ist die moderne Bezeichnung für das Bündnissystem (Symmachie) Spartas, welches Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. etabliert wurde und bis in die 60er Jahre des 4. Jahrhunderts v. Chr. Bestand hatte. Das Bündnis umfasste mehrere griechische Poleis auf der Peloponnes und darüber hinaus. Die historische Bezeichnung lautete „Die Lakedaimonier und ihre Mitkämpfer“ (hoi Lakedaimonioi kai hoi sýmmachoi).

Das Bündnissystem, welches eine rein außenpolitische Zielsetzung hatte und dessen Mitgliederzahl schwankte, ist keinesfalls mit einem modernen Bündnis wie der NATO vergleichbar. Jede Stadt schloss getrennt ein Bündnis (Symmachia) mit Sparta ab, teilweise unter Zwang und als Ergebnis einer militärischen Auseinandersetzung. Die Bündner konnten auch unter sich Bündnisse abschließen (im Gegensatz zum Bündnissystem Athens) oder waren teilweise auch verfeindet. In der Antike sprach man von den "Lakedaimoniern und ihren Verbündeten". Die Bündner schworen, "dieselben Freunde und Feinde wie die Lakedaimonier" anzuerkennen (eine übliche Formulierung, die auch auf Athens Bündnissystem, den so genannten Attisch-Delischen Seebund, zutraf). Organisatorisch blieb die Zusammenarbeit gering, eine Bundeskasse oder -verwaltung gab es nicht. Es gab eine Bundesversammlung, die zwar unter dem besonderen Einfluss Spartas stand, deren Entscheidungen aber auch den Interessen der Hegemonialmacht zuwider laufen konnten und für diese verbindlich waren. Bei den Bundesbeschlüssen handelte es sich um Mehrheitsbeschlüsse. Aufgrund der Abhängigkeit der kleinen Staaten von Sparta konnten diese entsprechend einfach politisch beeinflusst werden. Somit konnten die Mittelmächte wie Korinth, Tegea oder Mantineia bei Abstimmungen häufig überstimmt werden.

Durch den Peloponnesischen Krieg kam es im Bund zu Veränderungen. Sparta, welches das Bündnis unter anderem als Schutz gegenüber den Heloten verstanden hatte und die Abspaltungstendenzen innerhalb des Bundes verhindern wollte, benutzte den Bund nun als Werkzeug seiner Hegemonie. Nach der Niederlage der spartanischen Armee bei Leuktra 371 v. Chr. zerfiel der Bund zusehends, da Spartas militärische Macht gebrochen war.

Siehe auch

Literatur

  • Ernst Baltrusch: Symmachie und Spondai. Untersuchungen zum griechischen Völkerrecht der archaischen und klassischen Zeit (8.–5. Jahrhundert v. Chr.). de Gruyter, Berlin und New York 1994 (=Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte. Bd. 43), ISBN 3-11-013745-3.

Weblinks


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