Pedro Paramo

Pedro Paramo

Pedro Páramo ist der einzige Roman des mexikanischen Schriftstellers Juan Rulfo. Er wurde 1955 veröffentlicht und gilt seither als bahnbrechendes Werk der lateinamerikanischen Literatur, da er vor allem großen Einfluss auf den Magischen Realismus hatte.

Im Jahr 1958 wurde der Roman von Mariana Frenk-Westheim ins Deutsche übersetzt. Er wurde mehrfach verfilmt, wobei das Drehbuch zweier Filme von Gabriel García Márquez verfasst wurde.

Inhaltsverzeichnis

Roman

Die zweiteilige Handlungsgeschichte ist relativ autobiografisch. Der Autor erlebte während der mexikanischen Revolution im Kindesalter den Tod der Eltern, sowie weiterer Familienmitglieder. Diese Erlebnisse lassen sich in „Pedro Páramo“ wiederfinden. Der Roman sei nach Ursula Link-Heers Aufsatz:”Juan Rulfo:«Pedro Páramo»”[1] jedoch trotzdem nicht nur autobiographisch zu lesen, sondern auf zwei verschiedene Arten:

  1. . die Geschichte eines Sohnes, Juan Preciado, auf der Suche nach seinem Vater, Pedro Páramo
  2. . „als Geschichte des Vaters und das heißt als Geschichte von Aufstieg und Fall eines "cacique"

Handlung

Juan erhält von seiner sterbenden Mutter, Dolores Preciado, den Auftrag den Vater zu finden und seinen Erbteil zu fordern. So macht sich der Sohn auf den Weg nach Comala, dem Ort der Handlung. Doch er findet den von der Mutter als blühend beschriebenen Ort und die väterliche Hazienda Medialuna verwüstet und entvölkert vor. Seine Zeit in Comala ist durch zahlreiche verwirrende Elemente und Begegnungen geprägt. So hört und sieht er Menschen, die eigentlich tot sind und schließlich endet seine Reise ebenfalls mit dem Tod, jedoch unterhält er sich danach „mit der neben ihm im Grab liegenden Bettlerin Dorotea über die mutmaßliche Ursache seines Todes und lauscht den vernehmbaren Stimmen anderer Toter“[2] . Er ist zu einem Geist in der Geisterstadt Comala geworden.

Im zweiten Teil wird zunächst die Kindheit Pedro Páramos geschildert und er selbst als nichtsnutziger Träumer dargestellt. Nach der Ermordung seines Vaters und drohender Enteignung, heiratet er die Tochter des Hauptgläubigers, Dolores Preciado und entwickelt sich in der Folge zum unbarmherzigen und gewalttätigen Alleinherrscher über Land und Leute Comalas. Während des Bürgerkrieges arrangiert er sich mit verschiedenen Gruppierungen, die er zum eigenen Nutzen instrumentalisiert. Als seine einstige Jugendliebe, Susana, geistig verwirrt wieder in sein Leben tritt, nimmt er sie auf. Susana lebt allerdings in ihrer eigenen Welt und in der Erinnerung an ihren ersten Mann. Sie bleibt für ihn fern und unbesitzbar. Am Tag ihres Todes feiert die Bevölkerung von Comala, anstatt zu trauern, ein Volksfest. Pedro Páramo schwört schweigend sich zu rächen und legt die Hände in den Schoß. Von diesem Tag an beginnt Comala unterzugehen. Schließlich wird er von einem Mann ermordet, welcher ihm die Schuld am Tod seiner Frau gibt. Pedro Páramo zerfällt in Steinkügelchen, wobei sein Name hierbei wörtlich zu nehmen ist: „(Pedro [piedra]: Stein, Fels; páramo: Öde, Steinwüste]“ .

Struktur

Die Struktur des Romans gleicht einem Mosaik. Es folgen unchronologische Episoden aus dem Leben der beiden Protagonisten scheinbar wahllos aufeinander, während einige Themen in Blöcken wiedergegeben werden. Durch die Vermischung beider Handlungsstränge ergibt sich eine komplexe Konstellation. Zusätzlich existieren Fragmente eines unpersönlichen Erzählers rätselhafter Herkunft und Erinnerungen anderer Personen, die kursiv gekennzeichnet sind. Link-Heer benennt eine Dreifachperspektive von Paradies, Inferno (Hölle) und Purgatorium (Fegefeuer). Auch werden Assoziationen zur Odyssee geweckt, jedoch im Sinne einer Umkehr: Juan Preciado als gescheiterter Sohn des Helden Telemach.
Hinzu kommen die vielen unerklärbaren Phänomene und Elemente, welche den Roman an den Anfang des Booms oder der nueva novela stellen. Comala wurde vor Macondo, dem Ort der 100-jährigen Einsamkeit (Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel García Márquez) zum Ort des magischen Realismus.

Die Namen die Rulfo wählte haben meistens eine Bedeutung: Dolores- Schmerz, Preciado- Wertvoll, Pedro- Stein, Páramo- Öde, Abudio- der Verlorene;

Adaptionen

Der Roman war mehrmals Gegenstand von Verfilmungen:

  • Pedro Páramo (1967) [3]
  • Pedro Páramo (1978)[4]
  • Pedro Páramo (1981)[5]

Eine weitere Leinwandfassung ist von Regisseur Mateo Gil für 2009 geplant.[6]

Quelle

  1. Link-Heer, Ursula:”Juan Rulfo:«Pedro Páramo»”; in Volker Roloffund Harald Wentzlaff-Eggebert (Hg.): Der hispanoamerikanische Roman: Von den Anfängen bis Carpentier. Bd.1, Darmstadt Wiss. Buchgesellschaft 1992, S.266-278.
  2. Link-Heer, Ursula:”Juan Rulfo:«Pedro Páramo»”
  3. http://german.imdb.com/title/tt0062108/
  4. http://german.imdb.com/title/tt0329492/
  5. http://german.imdb.com/title/tt0341516/
  6. http://german.imdb.com/title/tt0999906/

Zitate mit Bezug auf den Roman

Literatur

  • Juan Rulfo, Mariana Frenk: Pedro Paramo. Suhrkamp, 2003, 2. Auflage, ISBN 3518455532

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