Pawlowsk (Sankt Petersburg)

Pawlowsk (Sankt Petersburg)
Stadt
Pawlowsk
Павловск
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Föderationskreis Nordwestrussland
Stadt mit
Subjektstatus
Sankt Petersburg
Rajon Puschkin
Gegründet 1777
Stadt seit 1796
Bevölkerung 16.058 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+4
Telefonvorwahl (+7)812
Kfz-Kennzeichen 78, 98
OKATO 40 294 502
Geographische Lage
Koordinaten 59° 41′ N, 30° 26′ O59.68333333333330.433333333333Koordinaten: 59° 41′ 0″ N, 30° 26′ 0″ O
Pawlowsk (Sankt Petersburg) (Russland)
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Lage in Russland
Pawlowsk (Sankt Petersburg) (Sankt Petersburg)
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Sankt Petersburg
Liste der Städte in Russland

Pawlowsk (russisch Павловск) ist eine klassizistische ehemalige Sommerresidenz der russischen Zaren, nebst der gleichnamigen Stadt mit 16.058 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010)[1]. Sie liegt etwa 30 Kilometer südlich von Sankt Petersburg und fünf Kilometer südöstlich von Zarskoje Selo. Seit 1998 ist sie administrativ Sankt Petersburg unterstellt und gehört zum Stadtbezirk (Rajon) Puschkin.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Residenz Pauls I. und Marija Fjodorownas

Pawlowsk-Palast, Statue für Zar Paul I. vor dem Hauptgebäude

Die Geschichte der Stadt begann 1777, als das Grundstück der heutigen Parkanlage entlang des Flüsschens Slawianka dem späteren Zar Paul I. anlässlich der Geburt seines ersten Sohnes und Thronfolgers, Alexander, von seiner Mutter Katharina II. geschenkt wurde. Zunächst errichtete das Kronprinzenpaar dort zwei hölzerne Schlösschen, Marienthal und Paullust, dann nahmen sie das große Schlossprojekt in Angriff.

1780 wurde der schottische Architekt Charles Cameron, welcher auch für Katharina II. in Zarskoje Selo baute, mit der Leitung der Bautätigkeiten in Pawlowsk beauftragt. Der klassizistische Entwurf wurde vom Kronprinzenpaar 1782 zur Ausführung genehmigt und im Jahre 1786 fertiggestellt.

Vor allem kümmerte sich Sophie Dorothee von Württemberg, die als russische Kronprinzessin und spätere Zarin den Namen Marija Fjodorowna angenommen hatte, um den Ausbau der Anlage. Der internationale Ruf der Gärten und Schlösser ist untrennbar mit dieser Frau verbunden, die über vierzig Jahre lang die Ausgestaltung der Anlage vorantrieb. Nach Pauls Tod blieb der Palast Witwensitz von Maria Fjodorowna, später ging das Anwesen an den Konstantinowitsch-Zweig der Familie Romanow.

Die Innenräume des Großen Palastes sind weniger als die anderen barocken, großen Zarenresidenzen auf absolute Repräsentation und Machtentfaltung angelegt. Der Palast von Pawlowsk ist im Stil des Klassizismus gehalten. Er wirkt trotz seiner Größe entsprechend bescheidener und intimer.

Außerdem steht im Gegensatz zu den anderen Residenzen in Pawlowsk der Park im Vordergrund. Der Klassizismus der Architekten Charles Cameron, Vincenzo Brenna, Andrei Woronichin, Pietro Gonzaga und Carlo Rossi schuf mit Schloss und Garten ein einzigartiges Ensemble.

Parkanlagen

Maria Fjodorowna ließ aus der unberührten Wildnis einen über 600 ha großen Landschaftspark im englischen Stil anlegen, welcher in weiten Teilen eine unberührte Naturlandschaft vorspiegelt.

Im Jahre 1817 stürzte ein Teil der Säulen zusammen, die einen Halbkreis um das Standbild des Apollon bilden, und blieben lange als Ruine. Erst ab den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden sie vollständig restauriert.

Der Park gilt als Gründungsort der russischen Pfadfinder. Am 30. April 1909 organisierte Oleg Pantyukhov das erste Treffen, und das Lagerfeuer fand im Park bei Zarskoje Selo statt. An dieses Ereignis erinnert noch heute ein russisches Lied

Bilder

Die Stadt

Pawlowsk-Palast, Hauptgebäude
Pawlowsk, Musikpavillon und Bahnhof

Mit der Thronbesteigung Pauls I. 1796 wurde die Ansiedlung an der Residenz zur Stadt erhoben.

Vor der Oktoberrevolution war Pawlowsk eine beliebte Sommerfrische für die reichen Hauptstädter. Fjodor Dostojewskis Roman Der Idiot spielt teilweise in der das Schloss umgebenden Stadt Pawlowsk und porträtiert deren Datschniki.

Am 10. Oktober 1837 wurde die erste Eisenbahnlinie Russlands zwischen St. Petersburg und Pawlowsk eröffnet. Das Bahnhofsgebäude, welches unmittelbar am Eingang zum Schlosspark errichtet wurde, diente gleichzeitig als eine Art Kursaal und Konzertgebäude, in dem neben anderen musikalischen Berühmtheiten Johann Strauß (Sohn), Franz Liszt und Robert Schumann auftraten.

Auf diese Verbindung von Musikpavillon und Bahnhofsgebäude wird auch die Entstehung des russischen Wortes „Woksal“ (Вокзал) für „Bahnhof (heute korrekter: Bahnhofsgebäude)“ zurückgeführt. Eine Erklärung geht davon aus, dass der Musikpavillon nach den britischen Vauxhall Gardens bei London „Vauxhall Pavillon“ benannt wurde und später der Name auf alle Bahnhöfe überging. Einer anderen Herleitung zufolge stelle das Wort eine Verkürzung von „Wokalny Sal“, also „Chorsaal“ dar. Aber auch in diesem Fall entspringt der Wortbegriff gleichfalls der Verknüpfung der Funktionen von Bahnhofs- und Konzertgebäude in Pawlowsk.

Pawlowsk wurde im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht erobert und erlitt während der Besatzung von 1941 bis 1943 schwere Schäden. Auch der Musikpavillon wurde niedergebrannt. Der Wiederaufbau des stark beschädigten Palastes, der erst in den 1970er Jahren beendet wurde, begann bereits 1944. Vereinzelte Restaurierungsarbeiten im Park dauern bis heute an.

Das einzigartige Ensemble, bestehend aus dem Schloss, einer großen Zahl von Pavillons, dem größten Schlossparks Europas sowie der historischen Altstadt wurde 1990 von der UNESCO in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Susanne Massie: Pavlovsk - The Life of a Russian Palace, London 1990 ISBN 0-9644184-0-1
  • Krieg und Frieden - Eine deutsche Zarin in Schloß Pawlowsk, München 2001 ISBN 3-935549-09-1

Einzelnachweise

  1. a b Predvaritel'nye itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Rosstat, Statistika Rossii, Moskau 2011, ISBN 978-5-902339-98-4 (Vorläufige Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010; russisch; Download).

Weblinks

 Commons: Pawlowsk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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