Pavle Đurišić

Pavle Đurišić
Wojewode Pavle Đurišić

Pavle Đurišić (kyrillisch: Павле Ђуришић, * 9. Juli 1907 in Podgorica; † 21. April 1945 in Jasenovac, Kroatien) war ein serbischer Oberstleutnant mit dem militärischen Titel Wojewode (Komski) der Tschetniks in der Banovina Zeta des Königreichs Jugoslawien.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Pavle Đurišićs Vater nahm an den ersten beiden Balkankriegen teil und fiel im Ersten Weltkrieg. Nach der 7. Klasse am Gymnasium entschloss er sich, in die königliche jugoslawische Armee einzutreten. In Sarajevo bildete er sich zum Sergeanten fort. Weiterhin erlangte er in Berane einige Jahre später den Dienstgrad eines Hauptmanns. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und dem Einfall der italienischen faschistischen Armee Benito Mussolinis in Albanien, in der jugoslawischen Banovina Zeta (heutiges Montenegro mit Metochien) und im Gebiet Raška wurde er in erste Kampfhandlungen verwickelt, die mit Niederlagen und Gebietsverlusten der jugoslawischen Armee und des Königreichs Jugoslawien einhergingen. Im so genannten Aufstand vom 13. Juli 1941 gelang es den Tschetniks unter seinem Kommando in einem massiven Angriff, die von den Italienern besetzte Stadt Berane wieder einzunehmen und für einige Tage zu halten. Im November 1941 schloss er sich Oberst Draža Mihailović an. Er wurde zum Major befördert. Seit 1942 führte er einen blutigen Bruderkrieg gegen die kommunistischen Partisanen und handelte dabei einen Nichtangriffspakt mit den faschistischen Italienern aus. Nach einiger Zeit gewannen jedoch die Partisanen in den von der italienischen Armee schwer zu kontrollierenden Regionen Montenegros die Oberhand. 1943 marschierte die faschistische Wehrmacht Hitlers in die Banovina Zeta ein. Trotz des Pakts mit den faschistischen Italienern wurde Major Đurišić mit seinen Männern von der Wehrmacht gefangen genommen.

Gefangenschaft

Đurišić wurde nach Berlin ausgeflogen und kam in ein KZ im Osten des Deutschen Reichs. Von dort gelang ihm die Flucht. An der von den deutschen Faschisten bestimmten Grenze zu Serbien an der Donau geriet er wiederum in deutsche Gefangenschaft. Nur durch die Fürsprache des serbischen Kollaborateurs General Milan Nedić wurde er wieder freigelassen. Mit Nedić handelte er ein Abkommen über gegenseitige Unterstützung aus. Unter den Historikern ist es umstritten, inwieweit er persönlich, wie auch die Tschetnikbewegung allgemein, den Idealen des Faschismus Folge geleistet hatten. Die Propaganda des Nedićregimes ernannte den Wojewoden Đurišić als persönlich durch Hitler mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichneten und von General Nedić zum Oberstleutnant erhobenen Kriegshelden. Er begründete nach Absprache mit Nedić das Serbische Freischärlerkorps (Srpski Dobrovoljački Korpus - SDK), was eine der Bedingungen Nedić’ war.

Niedergang

1944 gelang es den kommunistischen Partisanen, die Region um das Prokletije-Gebirge unter ihre Kontrolle zu bringen. Der unmittelbare Fall des faschistischen Marionettenregimes in Montenegro war nicht mehr zu vermeiden und eine von ihm favorisierte Wiedererrichtung der jugoslawischen Monarchie war gescheitert. Er handelte wiederum mit den Italienern einen Nichtangriffspakt für die vor den Partisanen Flüchtenden aus. Zur Unterstützung des Kampfes gegen die Partisanen wurde er jedoch von Mihailović in die Banovina Drina befohlen. Dort kam es zu Unstimmigkeiten mit dem mittlerweile vom König von Jugoslawien zum General beförderten Mihailović. Trotz Widerstandes des Generals vertraute sich Đurišić mit seinen Tschetniks dem zum Kroatentum übergelaufenen Ustascha Sekula Drljević „zum gemeinsamen Kampf gegen die Kommunisten“ an. Dieser, ein entfernter Verwandter von Đurišić, verriet den Oberstleutnant. Am 20. April 1945 wurde er und seine Männer von den Ustascha nahe Banja Luka in der Banovina Vrbas festgesetzt und ins KZ Jasenovac überführt, wo er und weitere Offiziere einen Tag später ermordet wurden. Seine übrigen Tschetniks wurden am 22. April ermordet.

Bedeutung

Pavle Đurišić wird besonders von den wegen der kommunistischen Politik aus der Region um und in Montenegro geflohenen, ausgewanderten und vertriebenen Serben als eine tragische Figur, die den Ideologien der Großmächte zum Opfer gefallen ist, wahrgenommen. Seit dem Zerfall Jugoslawiens und der von Tito geprägten und auch diktierten Weltanschauung wird sein Wirken und die Tschetnikbewegung selbst in Serbien, der Republika Srpska und Montenegro differenzierter wahrgenommen. Zu seiner Person entstand auch unmittelbar nach dem Krieg ein Volkslied namens Đurišiću mlad majore (Đurišić, Du junger Major). Dieses war, wie andere Tschetniklieder auch, während der Herrschaft Titos in der Volksrepublik Jugoslawien verboten.

Literatur

  • Radovan Kalabić: Ravnogorska Istorija (Geschichte der Ravna Gora), Belgrad, 1992
  • Borivoje Karapandžić: Građanski rat u Srbiji 1941-1945 (Bürgerkrieg in Serbien 1941-1945), Belgrad, 1992
  • Kosta Nikolić: Istorija Ravnogorskog Pokreta (Geschichte der Bewegung der Ravna Gora), Buch 1-3, Belgrad, 1999
  • Milosav Samardžić: Draža Mihailović i opšta istorija četničkog pokreta (Draža Mihailović und die allgemeine Geschichte der Tschetnikbewegung), Kragujevac, 2005
  • Vladimir Dedijer und Antun Miletić: Protiv zaborava i tabua-Jasenovac (1941-1945) (Gegen das Vergessen und das Tabu - Jasenovac (1941-1945)), Sarajewo, 1991
  • Savo Skoko: Krvavo kolo Hercegovačko (Blutiges herzegowinisches Kolo), Podgorica, 1995

Weblinks


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