Paumann

Paumann

Conrad Paumann (* zwischen 1409 und 1415 in Nürnberg; † 24. Januar 1473 in München) war ein deutscher Organist, Komponist und Lautenist.

Sein genaues Geburtsjahr ist unbekannt, wird meist aber auf 1409 oder 1410/1415 datiert. Er war von Geburt an blind.

Paumann erhielt in seiner Jugend Förderung von einer Patrizierfamilie und wurde 1447 Stadtorganist in Nürnberg. Man nannte ihn einen „Meister ob allen Meistern“. Nach Ausbildung und Tätigkeit als Organist in Nürnberg, wo er auf den neu entwickelten Orgeln von Heinrich Traxdorf spielen konnte, kam Paumann 1450/1451 an den Hof der Herzöge Ernst und Wilhelm III. sowie Albrecht III. nach München. Obwohl als Hoforganist angestellt, zeigte er hier gewiss seine ganzen Fähigkeiten als vielseitiger Multiinstrumentalist (das Relief in der Münchener Frauenkirche zeigt Laute, Blockflöte, Harfe, Fidel und Portativ(-Orgel) – die Orgel war damals noch nicht das reine Kircheninstrument wie heute). Er war, über sein Amt hinaus, ein gesuchter Orgelsachverständiger und machte daher zahlreiche Dienstreisen ins Ausland. In den letzten Lebensjahren war er Organist an der Frauenkirche.

Zu seiner Zeit war er wohl der berühmteste und meistgeehrte Musiker Deutschlands. Er gilt sogar als einer der bedeutendsten Musiker des deutschen Sprachraums im 15. Jahrhundert. Er verfasste theoretische Werke wie den Traktat Fundamentum organisandi. Die erhaltenen Kompositionen beschränken sich auf Orgelwerke und Liedsätze, überliefert im Buxheimer Orgelbuch (das in seinem Umkreis entstanden sein soll) und anderen Sammelhandschriften wie dem Lochamer-Liederbuch.

Sieht man von mittelalterlichen Handschriften ab, wird das Epitaph für Conrad Paumann als das älteste Zeugnis für Musik in München gelten dürfen. Es ist aus Rotmarmor gearbeitet und seit 1920 an einem Pfeiler der Frauenkirche unter der Orgelempore eingemauert, unmittelbar neben dem großen Monument für Kaiser Ludwig den Bayern.

an(no) mcccclxxiii an s. pauls be
keru(n)g abent ist gstarbn und hie
begrab(e)n der kunstreichist all
instrame(n)t un d' musica maister
Cunrad pawman ritter purti
g vo(n) nurnberg un plinter ge
boren dem got genad

Das heißt auf Neuhochdeutsch: „Anno 1473 am Abend von St. Pauls Bekehrung ist gestorben und hier begraben der kunstreichste Meister aller Instrumente und der Musik Cunrad Pawman, Ritter, gebürtig von Nürnberg und blind geboren, dem Gott gnädig sei.

Siehe auch: Liste historisch-musiktheoretischer Literatur

Literatur

  • Deutsche Biographische Enzyklopädie Bd. 7 (1998), S. 582 (Paumann, Konrad, Musiker, * 23.10.1409 Nürnberg, † 24.1.1473 München)
  • Robert Eitner: Paumann, Conrad. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 298–300.
  • Martin Staehelin: Konrad Paumann und die Orgelgeschichte des Klosters Salem im 15. und 16. Jahrhundert. Riemann Musiklexikon, Ergänzungsband
  • Tasler, Angelika: Conrad Paumann. In: Wurst, Jürgen und Langheiter, Alexander (Hrsg.): Monachia. München: Städtische Galerie im Lenbachhaus, 2005. S. 91. ISBN 3-88645-156-9
  • Sebastian Virdung: Musica getutscht und außgezogen. 1511. Faksimile-Nachdruck 1970, ISBN 3-7618-0004-5

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