Paul Ritterbusch

Paul Ritterbusch

Paul Ritterbusch (* 25. März 1900 in Werdau; † 26. April 1945 in Düben an der Mulde) war ein deutscher Jurist und Nationalsozialist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Paul Ritterbusch war der Sohn eines Ziegelmeisters und evangelisch. Er nahm 1918 als Musketier in einer Maschinengewehreinheit am 1. Weltkrieg teil . Nach eigenen Angaben war er schon als Student seit 1922 entschiedener Anhänger der nationalsozialistischen Bewegung. Er studierte Rechtswissenschaft in Leipzig und Halle. 1925 wurde er in Leipzig promoviert und 1928 habilitiert. 1932 trat Ritterbusch der nationalsozialistischen Partei bei. Nach der Machtergreifung wurde Ritterbusch 1933 zum ordentlichen Professor in Königsberg ernannt. 1935 wurde Ritterbusch ordentlicher Professor für Verfassungs-, Verwaltungs- und Völkerrecht an der Universität Kiel als Nachfolger des seines Lehrstuhls beraubten demokratisch gesinnten Völkerrechtlers Walther Schücking. Dem war vorausgegangen, dass die NSDAP und die nationalsozialistisch beherrschten Kultusministerien die Vertreibung aller als von ihnen als jüdisch oder als "politisch unzuverlässig" qualifizierten Universitätsmitglieder unter Zuhilfenahme des Berufsbeamtengesetzes, in Angriff genommen hatten. Damit wurden ab 1933 Posten frei, auf die zuverlässige junge Nationalsozialisten berufen wurden, die den Kern der Kieler "Stroßtruppfakultät" bilden sollten. So profitierte Ritterbusch von der Vertreibung Schückings.

1937 wurde der junge Jurist zum Rektor dieser Universität berufen, die im NS-Sprachgebrauch Grenzlanduniversität des nordischen Raumes Kiel (vgl. hierzu auch d. Artikel Kieler Schule) genannt wurde, und zugleich NS-Dozentenbundführer der Universität. Nebenbei hatte Ritterbusch zahlreiche weitere Funktionen inne, so wurde er als Nachfolger Carl Schmitts Fachgruppenleiter der „Hochschullehrer“ im NS-Rechtswahrerbund, Mitglied des Ausschusses für Völkerrecht und des Polizeirechtsausschusses der Akademie für Deutsches Recht, die Hans Frank unterstand. Ritterbusch rechtfertigte 1940 bei der 275-Jahrfeier der Kieler Universität den Terror und die Morde in den Anfangsjahren des Nationalsozialismus mit den Worten Dieser absolute personelle Umbruch schloß eine ruhige stetige Entwicklung in den ersten Jahren nach 1933 aus. [1]

Seine wichtigste Aufgabe erhielt Ritterbusch 1940 als Obmann des Reichswissenschaftsministeriums für den Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften (Aktion Ritterbusch) - anfange eine nebenberufliche Tätigkeit. 1941 wurde daraus eine hauptamtliche Tätigkeit und Rittersbusch erhielt im Reichserziehungsministerium den Rang eines Ministerialdirigenten. Für diese Tätigkeit wurde er vom Wehrdienst an der Front freigestellt.

1941 gab Ritterbusch das Rektorat und seinen Lehrstuhl in Kiel auf und übernahm - ohnehin seit 1941 in Berlin tätig - einen Lehrstuhl an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. 1942 übernahm er den Posten des Direktors der „Internationalen Akademie für Staats- und Verwaltungswissenschaften“ (Präsident: Wilhelm Stuckart). Ritterbusch war Mitherausgeber der Zeitschrift für Völkerrecht und Herausgeber der Zeitschrift Raumforschung und Raumordnung. Monatsschrift der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung mit dem Hauptschriftleiter Frank Glatzel, erschienen im Verlag Vowinckel, Heidelberg, seit 1937.

Ritterbusch verübte, wie viele führende Nationalsozialisten, beim Herannahen der Alliierten Selbstmord. Er verstarb am 26. April 1945.

Einzelnachweise

  1. nach Bernd Rüthers, Entartetes Recht: Rechtslehren und Kronjuristen im Dritten Reich, München 1988, S. 42

Literatur

  • Christoph Cornelißen/Carsten Mish (Hrsg.): Wissenschaft an der Grenze. Die Universität Kiel im Nationalsozialismus. (= Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 86), Klartext Verlag, Essen 2009 ISBN 978-3-8375-0240-4.
  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Synchron, Heidelberg 2004, S. 140. ISBN 3935025688.
  • Frank-Rutger Hausmann: Deutsche Geisteswissenschaft im Zweiten Weltkrieg. Die „Aktion Ritterbusch“ (1940–1945). 3., erweiterte Auflage, Synchron, Heidelberg 2007, S. 30-48 ISBN 978-3-935025-98-0
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2005, ISBN 3-596-16048-0
  • Martin Otto: Paul Ritterbusch, in: NDB, Bd. 21 (2003), 668 ff.

Weblinks


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