Paul Leopold Friedrich

Paul Leopold Friedrich

Paul Leopold Friedrich (* 26. Januar 1864 in Roda; † 15. Januar 1916 in Königsberg) war ein deutscher Chirurg, Hochschullehrer und Sanitätsoffizier.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach seinem Medizin-Studium in Leipzig wurde er 1892 Hofarzt beim König Albert in Sachsen und Ende 1892 Assistenzarzt an der Chirurgischen Universitätsklinik in Leipzig. 1894 habilitierte er sich. 1896 wurde er Direktor der Chirurgischen Universitätspoliklinik zu Leipzig, 1903 als Nachfolger von August Bier Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik der Universität Greifswald. 1905 unternahm er gemeinsam mit seinem Oberarzt Ferdinand Sauerbruch Versuche zur Thoraxchirurgie. 1907 wurde er an die Philipps-Universität Marburg berufen, 1911 übernahm er den Lehrstuhl an der Universität Königsberg. Dort war sein Schüler und Nachfolger Martin Kirschner.

Im Ersten Weltkrieg diente er ab dem 1. August 1914 als Beratender Chirurg und Generaloberarzt beim I. Armee-Korps, als es zum russischen Angriff auf Ostpreußen kam. Bereits in der Schlacht bei Gumbinnen am 19. und 20. August 1914 war er in einem Feldlazarett tätig. Ein Brief an seine Frau vom 22. August 1914, in dem er über die dramatischen Ereignisse berichtet, gehört zu den wenigen unmittelbaren Überlieferungen der akademischen Führungsschicht Ostpreußens in den ersten Kriegswochen. Durch seinen rastlosen Einsatz als Militärarzt zog er sich ein schweres Nieren- und Herzleiden zu, an dem er im Januar 1916 verstarb.

Wissenschaftliche Leistung

Nach eigenen bakteriologischen Tierversuchen folgerte er 1896, eine Wunde innerhalb von 6 Stunden nach Wundsetzung auszuschneiden[1].
Gemeinsam mit Ferdinand Sauerbruch arbeitete er an der Entwicklung der Thoraxchirurgie.

Zitate

„Arm sein ist hart, arm und krank sein noch härter, darum ist das schönste Haus, das wir bauen, für den armen kranken Mann gerade gut genug. “

– Festrede bei der Einweihung der Chirurgischen Klinik in Greifswald am 2. November 1903. Nach: http://www.deboor.de/paul_leopold_friedrich1864_1916.htm.

„So etwas von Verwundeten-Anstürmen, von Hilferuf, von Blut und zertrümmerten jungen Menschenleibern. Es läßt sich nicht beschreiben. “

– Brief an seine Ehefrau vom 22. August 1914. Abgedruckt in: Christian Tilitzki: „Es läßt sich nicht beschreiben.“ Der Chirurg Paul Friedrich in der Schlacht bei Gumbinnen (1914). In: Preußenland. Jahrgang 46, 2008, ISSN 0032-7972, S. 51.

Familie

Friedrich heiratete 1900 Charlotte von Bülow (* 1878; † 1973), Tochter des Senatspräsidenten beim Reichsgericht Karl von Bülow. Aus der Ehe gingen vier Söhne und eine Tochter hervor, darunter

  • Carl Joachim Friedrich (* 1901; † 1984), Professor für Politische Wissenschaft in Harvard und Heidelberg
  • Otto Andreas Friedrich (* 1902; † 1975), Unternehmer und Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände

Literatur

  • Christian Tilitzki: „Es läßt sich nicht beschreiben.“ Der Chirurg Paul Friedrich in der Schlacht bei Gumbinnen (1914). In: Preußenland. Jahrgang 46, 2008, ISSN 0032-7972, S. 40–54.

Weblinks

Fußnoten

  1. P.L. Friedrich: Die aseptische Versorgung frischer Wunden. In: Arch Klin Chir. 1898;57, S. 288-310.

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