Paul Kuhn

Paul Kuhn
Paul Kuhn, 2005

Paul Kuhn (* 12. März 1928 in Wiesbaden) ist ein deutscher Pianist, Bandleader und Sänger.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kuhns musikalische Begabung zeigte sich früh. Schon als Schüler spielte er auf dem Akkordeon im Wiesbadener Weinlokal „Eimer“ den Gästen auf. Nach seiner Ausbildung bei Kurt Thomas am Musischen Gymnasium Frankfurt am Main besuchte Kuhn ab seinem 17. Lebensjahr das Konservatorium in Wiesbaden. Parallel wirkte er bereits öffentlich als Pianist, überwiegend auf dem Gebiet der Jazz-Musik. Mit dem Aufkommen von Musiksendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wurde Paul Kuhn zum musikalischen Dauergast auf bundesdeutschen Bildschirmen.

Ab den 1950er-Jahren trat Paul Kuhn zunehmend auch mit gesungenen Schlagern in Erscheinung. Sein größter Erfolg war der Schlager Der Mann am Klavier (1954), gefolgt von Es gibt kein Bier auf Hawaii (1963). 1957 nahm er mit dem Lied Das Klavier über mir an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest teil, erreicht aber nur den dritten Platz.

Paul Kuhn 1978 als Bandleader der SFB-Bigband

Seine wichtigste Tätigkeit als Arrangeur und Bandleader war die Leitung der Bigband des Senders Freies Berlin ab 1968. In dieser Zeit war er als Leiter des SFB-Tanzorchesters in zahlreichen Fernsehsendungen zu Gast, so u. a. in der großen internationalen Show-Reihe „Gala-Abend der Schallplatte“ in den Jahren 1969 (Conference: Vivi Bach und Dietmar Schönherr), 1971 (Conference: Eva Renzi und Paul Hubschmid) und 1973 (Conference: Rudi Carrell); legendär waren die Tanzmusik-Sendungen auf dem Bildschirm und die Reihe „Paul's Party“. 1980 war ein schweres Jahr für Kuhn. Die SFB-Bigband wurde aufgelöst, der Plattenverlag EMI-Electrola kündigte ihm, seine Fernsehsendung Gong Show wurde nach vier Folgen eingestellt, die zweite Ehe scheiterte. Für den Neubeginn zog Kuhn nach Köln, gründete sein eigenes Orchester und gab im Oktober 1981 dann beim Presseball in Köln seinen Einstand. Mit seinem Orchester begleitete er unter anderem Peter Alexander auf der Tournee 1983 und später auf seiner letzten Tournee von 1990 bis 1991.

Seit Mitte der 1990er-Jahre ist er wieder im Jazz aktiv. Das Paul Kuhn Trio besteht aus ihm am Flügel, Willy Ketzer am Schlagzeug sowie Martin Gjakonovski oder auch Gary Todd am Bass. Verstärkt werden sie durch Benny Bailey (†) an der Trompete, Gustl Mayer am Saxophon und die niederländische Sängerin Greetje Kauffeld.

Seit Sommer 2000 ist er mit Max Greger, Hugo Strasser und der SWR Big Band als Swing Legenden unterwegs.

2008 nahm Paul Kuhn zusammen mit Mario Barth die CD Mensch Berlin auf.

Paul Kuhn ist seit 1988 in dritter Ehe mit der Musikerin und Sängerin Ute Hellermann, bekannt als Leiterin der Ute Mann Singers, verheiratet.

Künstlerische Entwicklung

Kuhn erlernte nacheinander Akkordeon, Klavier und Klarinette. Seinen ersten Fernsehauftritt hatte er im Alter von acht Jahren auf der Funkausstellung 1936 in Berlin. Seine Laufbahn als Jazzpianist begann kurz nach Kriegsende in den Clubs der US-Army und bescherte ihm für einige Jahre eine feste Anstellung beim Sender AFN.

Schlagersänger

Paul Kuhn – Der Mann am Klavier

Als Schlagersänger spielte Kuhn Titel wie „Der Mann am Klavier“ (1954), „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ (1963) und „Die Farbe der Liebe“ (1958 in den Hitparaden) ein. Der von Nils Nobach produzierte Titel „Der Mann am Klavier“ verkaufte sich im Genre des Stimmungslieds über 250.000 Mal.

Pianist

Als Pianist zählt Kuhn Art Tatum und George Shearing sowie – besonders in stilistischer Hinsicht mit häufig sparsamer Einzelnoten- und Akkordsetzung – Hank Jones zu seinen Vorbildern. Ausflüge in den Bebop sind belegt durch Stücke wie „Stitt's tune“ (2002) und „Ornithology“ (1999).

Bandleader

2008 in Frankfurt

Als Arrangeur und Bandleader orientiert sich Kuhn vor allem an Count Basie. „Basie ist die Basis“ sagt Kuhn. Und: „Ich spiele zwar Klavier, doch mein eigentliches Instrument ist meine Band“. Sein erstes Arrangement schrieb er mit Freunden über „Bei mir bist Du schön“ als 15-Jähriger. Er begleitete viele Topstars der deutschsprachigen Unterhaltung auf ihren Konzerttourneen, so auch Peter Alexander, für dessen erste Fernseh-Shows bereits Paul Kuhns Frau, Ute Mann, die Choreographien zusammenstellte.

Produzent

Als Produzent förderte Kuhn ab Ende der 1950er-Jahre Nachwuchstalente – unter anderem Ralf Bendix, Rocco Granata, Howard Carpendale – und produzierte ihre Aufnahmen.

Entertainer und Schauspieler

Als Entertainer und Schauspieler trat Kuhn in einer Reihe von Fernsehsendungen auf, darunter mit Willy Maertens, Walter Richter und Hanns Lothar in Biedermann und die Brandstifter (1958), in der Verwechslungskomödie Drillinge an Bord (1959), Spiel mit Vieren, Hallo Paulchen, Pauls Party. In einer Fernsehserie von Sketchen mit dem Titel Der Forstarzt (1992) mit Harald Juhnke trat Kuhn in der Rolle eines Regisseurs auf. Am 12. Mai 2011 läuft bundesweit der Kinofilm Schenk mir dein Herz an, wo Kuhn an der Seite von Peter Lohmeyer einen alten, swingenden Barpianisten spielt. Für diesen Film komponierte Kuhn auch einige Songs.

Auszeichnungen

Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen zählen unter anderem:

  • 1936: Landessieger Akkordeon in Hessen-Nassau
  • 1953: Jazzpianist Nr. 1 in Deutschland
  • 1971: Goldene Kamera für seine Fernseharbeiten (Pauls Party)
  • 1976: Deutscher Schallplattenpreis
  • 1976: Hans-Bredow-Medaille (für Verdienste um den Rundfunk)
  • 2002: German Jazz Trophy – A life for Jazz
  • 2003: Klavierspieler des Jahres
  • 2003: Goldene Europa (für sein künstlerisches Lebenswerk)
  • 2003: Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik (für die CD Young at Heart)
  • 2008: Ehrenurkunde der Deutschen Schallplattenkritik (für sein Lebenswerk) und German Jazz Award (für die CD As Time Goes By)
  • 2010: ECHO Jazz für sein Lebenswerk als Pianist, Dirigent und Komponist (Verleihung am 5. Mai 2010 in Bochum)

Literatur

  • Paul Kuhn: Swingende Jahre. Der Mann am Klavier erzählt seine Lebensgeschichte. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1988, ISBN 3-404-61140-3.
  • Nadja Mayer: Die Paul Kuhn Story. Parthas, Berlin 2007, mit 1 CD, ISBN 3-86601-510-0.

Weblinks

 Commons: Paul Kuhn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikiquote: Paul Kuhn – Zitate

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