Paul III.

Paul III.
Papst Paul III., Gemälde von Tizian
Wappen von Papst Paul III.

Paul III., eigentlich Alessandro Farnese (* 29. Februar 1468 in Canino; † 10. November 1549 in Rom) war vom 13. Oktober 1534 bis zum 10. November 1549 Papst der römisch-katholischen Kirche.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Alessandro Farnese stammte aus einem alten Adelsgeschlecht: die Farnese gehörten zum Landadel und hatten sich durch ihre Dienste im Krieg und Militär als Condottieri Ansehen, Geld, Güter und Lehen erworben.

Alessandro erblickte 29. Februar 1468 als Sohn von Pier Luigi Farnese dem Älteren, Herr von Capodimonte, und Giovanna Caetani, Tochter von Onorato III. Caetani, dem Herzog von Sermoneta, in Canino, einem Ort in der Nähe des Bolsenasees im Norden von Rom, das Licht der Welt. Einer seiner Vorfahren mütterlicherseits war Benedikt Caetani, bekannt als Papst Bonifatius VIII. (1294–1303). Die Großeltern väterlicherseits waren Ranuccio Farnese der Ältere, der Gründer der Dynastie Farnese, und Agnes Monaldeschi, Mitglied einer alten und adligen Familie aus Orvieto.[1] Er hatte zwei Brüder und drei Schwestern: Angelo (1465 – 1494), Girolama (1466 – 1505), Beatrice (1469 – 1507), Bartolomeo (1470 – 1552) und Giulia (1474 – 1524).

Sein ältester Bruder Angelo erbte nach dem Tod des Vaters im Jahr 1487 zusammen mit Alessandro das Vermögen und die Immobilien. Am 11. Mai 1488 heiratete er Lella Orsini, mit der er nur weibliche Nachkommen hatte. Seine Tochter Francesca Farnese heiratete Guido Sforza, zweiter Graf von Santa Fiora.

Angelo starb jedoch schon im Mai 1494 an der Pest, sodass sein jüngster Bruder Bartolomeo anstelle seines Bruders Graf von Montalto und Canino wurde.[2] Er war mit Iolanda Monaldeschi verheiratet, mit der er den Sohn Pedro Bertodolo Farnese und die Töchter Isabella und Cecilia hatte. Bartolomeo war Begründer des Herzogtums Latera, das bis 1668 bestand.

Girolama wurde am 1. November 1505 von ihrem Stiefsohn Giovanni Battista dell’Anguillara im Schloss von Stabiae ermordet. In erster Ehe heiratete sie am 10. November 1483 Puccio Pucci. Aus ihrer zweiten Ehe mit Graf Giuliano dell’Anguillara und Stabiae, die am 15. Februar 1495 geschlossen worden war, stammte die Tochter Isabella (Elisabeth) della Anguillara, die später Galeazzo Farnese, den Enkel Bartolomeos, ehelichte und mit ihm die Töchter Violante Farnese und Giulia Farnese hatte.[3]

Beatrice war ab 1490 Nonne eines Benediktinerklosters und starb 1507 als Äbtissin des Klosters San Bernardino in Viterbo.

Giulia war zweimal verheiratet und Mätresse des Papstes Alexander VI. von 1489 bis 1500. Ihre Tochter Laura Orsini wurde 1492 geboren und war wahrscheinlich das Kind Rodrigo Borgias. Aus der am 21. Mai 1489 geschlossenen Ehe mit Orsino Orsini und der im Jahr 1507 geschlossenen Ehe mit Giovanni Capece Bozzato sind keine weiteren Nachkommen Giulias bekannt.[4]

Als zweitgeborener Sohn war Alessandros Weg in ein kirchliches Amt vorgezeichnet. Er erfuhr von 1486 bis 1489 eine ausgezeichnete humanistische Bildung in Florenz. Seine Familie kaufte ihm ein Amt an der Kurie, da der Einstieg in die kirchliche Laufbahn mangels einflussreicher Beziehungen schwierig war.[5]

Klerikale Karriere

Nach einer Anfangsphase als relativ bescheidener Kurienbeamter wurde Alessandro unter Papst Innozenz VIII. Apostolischer Protonotar in Rom. Papst Alexander VI., der ein Verhältnis mit Alessandro Farneses Schwester Giulia hatte, ernannte ihn auf Grund der Einwirkung Giulias im Jahr 1493 zum Kardinaldiakon und Generalschatzmeister der römischen Kirche. 1499 ernannte ihn Papst Alexander VI. zum Bischof von Corneto-Montefiascone.[6] Papst Julius II. ernannte ihn 1509 zum Bischof von Parma. Seine Priesterweihe empfing Alessandro Farnese jedoch erst im Jahr 1519. Unter Papst Clemens VII. wurde er Bischof von Ostia.

Otto von Corvin schrieb in seinem kirchenfeindlichen Pfaffenspiegel: „Paul III. […] war schon im 26. Jahre Kardinal geworden, und zwar, weil er seine schöne Schwester Giulia Farnese an Alexander VI. verkuppelt hatte. Er war einer der liederlichsten Päpste. Blutschande, Mord und ähnliche Verbrechen waren ihm geläufig. Er vergiftete sowohl seine eigene Mutter wie seine Schwester!“

Mit seiner Geliebten aus Jugendzeit, Silvia Ruffini, zeugte der ledige Kardinal Farnese, als er noch nicht dem Keuschheitsgebot der Geistlichen unterlag, eine Tochter und zwei Söhne. Diese ließ er päpstlich legitimieren, um die eigene Familie vor dem Aussterben zu bewahren. [7]

Papstwahl

Bei den beiden Konklaven, die jeweils zur Wahl von Leo X. und Hadrian VI. führten, war er in der Abstimmung der Kardinäle jeweils knapp unterlegen. Am 13. Oktober 1534 wählte das Konklave ihn am zweiten Konklavetag einmütig zum neuen Papst; eines der kürzesten Konklave der Neuzeit, zusammen mit denen von Gregor XIII. und Pius XII. Der Papstname bezieht sich mutmaßlich unmittelbar auf den Völkerapostel Paulus.

Pontifikat

Als Papst war Paul III. ein klassischer Vertreter des Nepotismus, am 18. Dezember 1534 ernannte er zwei seiner Enkel, Guido Ascanio Sforza und Alessandro Farnese (der Jüngere), zu Kardinälen, auch verschaffte er dem Haus Farnese viele und reiche Vergünstigungen. Für seinen Sohn Pier Luigi schuf er 1545 aus Gebieten des Herzogtums Mailand das Herzogtum Parma, das bis zu ihrem Aussterben, 1731, im Besitz der Farnese blieb.

Protestantische Reformation

Während seines Pontifikats bemühte sich Paul III. angesichts der Reformation um eine Erneuerung der Kirche. Er richtete eine Reformkommission aus Kardinälen ein, der unter anderem die beiden späteren Päpste Paul IV. und Marcellus II. angehörten.

Am 17. Dezember 1537 belegte Paul III. den englischen König Heinrich VIII. wegen dessen Scheidung mit dem Kirchenbann und ganz England mit dem Interdikt. Er bestätigte mit seiner Bulle Regimini militantis ecclesiae am 27. September 1540 die Statuten der von Ignatius von Loyola gegründeten Gesellschaft Jesu.

Konzil von Trient

Papst Paul III. beseelt vom Glauben an das Konzil (Sebastiano Ricci, posthum 1687/88)

Im Jahr 1545 eröffnete er das Konzil von Trient, das mit sehr großer Verspätung eine Antwort auf die von Martin Luther ausgelöste Reformation sein sollte. Wegen großer Spannungen mit dem spanischen König und römisch-deutschen Kaiser Karl V. verlegte er das Konzil aber zeitweise nach Bologna. Bologna gehörte damals nicht wie das Hochstift Trient zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und war somit dem direkten Einfluss des Kaisers entzogen.

Kirchenpolitik

Als weltlicher Fürst des Kirchenstaates war Paul III. stets auf Neutralität bedacht. Trotzdem schloss er 1537 mit der Republik Venedig eine Allianz gegen die Türken. Dieser Allianz schlossen sich wenig später auch Kaiser Karl V. und Ferdinand von Österreich an (Türkenkriege).

Am 29. Mai 1537 erließ er die Bulle Sublimis Deus, die die Versklavung der indianischen Ureinwohner von Amerika (und aller anderen Menschen) verbot.

Am 21. Juli 1542 gründete Paul III. mit der Apostolischen Konstitution Licet ab initio die Congregatio Romanae et universalis Inquisitionis.

Im Jahr 1548 rief Paul III. die Schweizergarde wieder ins Leben, nachdem die Leibwache der Päpste als Folge des Sacco di Roma und des Friedens von Barcelona aufgelöst worden war. Paul III. setzte den Bau des Petersdoms fort, indem er Michelangelo zum Baumeister bestellte.

Literatur

  • Roberto Zapperi: Tizian, Paul III. und seine Enkel. Nepotismus und Staatsportrait. Fischer-TB.-Vlg., Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-596-10324-X.
  • Andreas Gormans und Philipp Zitzlsperger: Des Papstes neue Kleider. Das Grabmal Papst Pauls III. Farnese (1534–1549). In: Horst Bredekamp und Volker Reinhardt (Hrsg.): Totenkult und Wille zur Macht. Die unruhigen Ruhestätten der Päpste in St. Peter. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-17224-8, S. 85–98.
  • Alois Uhl: Papstkinder. Lebensbilder aus der Zeit der Renaissance. Piper, München 2008, ISBN 978-3-492-24891-4.

Siehe auch

Gegenreformation, römische Inquisition

Weblinks

 Commons: Paul III. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Giuseppe Moscatelli: Giulia "La Bella", la cortigiana pia (www.canino.info, 10/2011)
  2. B. Quaglieri: FARNESE, Angelo Dizionario Biografico degli Italiani (www.treccani.it, 10/2011)
  3. V. Arrighi: FARNESE, Girolama Dizionario Biografico degli Italiani (www.treccani.it, 10/2011)
  4. Alois Uhl: Papstkinder. Lebensbilder aus der Zeit der Renaissance. Piper, München 2008, S. 56-61.
  5. Alois Uhl: Papstkinder. Lebensbilder aus der Zeit der Renaissance. Piper, München 2008, S. 132.
  6. Alois Uhl: Papstkinder. Lebensbilder aus der Zeit der Renaissance. Piper, München 2008, S. 132.
  7. Roberto Zapperi: Die Vier Frauen des Papstes. Das Leben Pauls III. zwischen Legende und Zensur, C.H. Beck Verlag, München (1997)
Vorgänger Amt Nachfolger
Clemens VII. Papst
1534–1549
Julius III.
Philipp von Luxemburg Kardinalbischof von Frascati
1519–1523
Antonio III. Ciocchi
Niccolo Fieschi Kardinalbischof von Porto
1523
Antonio Maria del Monte
Francesco Soderini Kardinalbischof von Palestrina
1523
Antonio Maria Ciocchi del Monte
Nicola Fieschi Kardinalbischof von Sabina
1524
Antonio Maria I. del Monte
Niccolo Fieschi Kardinalbischof von Ostia
1524–1534
Giovanni Piccolomini
Niccolò Fieschi Kardinaldekan
1524–1534

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