Paul Holz (Zeichner)

Paul Holz (Zeichner)

Paul Holz (* 28. Dezember 1883 in Riesenbrück bei Pasewalk; † 19. Januar 1938 in Schleswig) war ein deutscher Zeichner[1]. Holz und seine Kunst wurde in zahlreichen Ausstellungen gewürdigt. Als Autodidakt entwickelte er sich schnell zu einem „der ganz großen deutschen Zeichner unseres Jahrhunderts, weil er in seltenem Maße die Fähigkeit besaß, die dramatische, fast tragische Konstellation in menschlichen Existenzen zu erspüren und mit den stets treffenden Mitteln seines Zeichenstils wiederzugeben“ (Zitat: Helmut Börsch-Supan). Realismus, aber auch expressive Verfremdung prägen seine künstlerische Handschrift.

Die karge, weite Landschaft seiner pommerschen Heimat, Dorfbewohner, Menschen und Tiere im Zirkus, Jahrmarktszenen, Kranke und Landstreicher machte Holz zum Thema seines Schaffens. Zudem entstanden viele Zeichnungen zu Werken der Literatur, vor allem zu DostojewskisDie Brüder Karamasow“ und Knut Hamsun sowie GogolsDer Mantel“.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Von 1904 bis 1924 arbeitete er als Volksschullehrer in Pommern. 1924 legte Holtz sein Staatsexamen als Zeichenlehrer ab und unterrichtete daraufhin von 1925 bis 1933 am Friedrichsgymnasium in Breslau. 1926 wurde der Künstler Fachberater für Zeichenunterricht in Schlesien, ein Jahr später für Pommern. Der gelernte Volksschullehrer erhielt bald von Oskar Moll eine Berufung an die renommierte Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau, wo unter anderem Künstler wie Alexander Kanoldt, Carlo Mense, Otto Mueller, Hans Scharoun und Oskar Schlemmer unterrichteten. Er lehrte Methodik und Wandtafelzeichnen. Dort fand auch seine erste Einzelausstellung 1926 statt.

Infolge der 2. Preußischen Notverordnung wurde die Akademie am 1. April 1932 geschlossen. In Breslau war Holz Mitglied des pädagogischen Prüfungsamtes. Von diesem Amt wurde er 1933 mit der Machtergreifung der Nazis enthoben. Seine künstlerische Arbeit wurde als „entartet“ verunglimpft. Aus diesem Grund wechselte er 1934 nach Schleswig, wo er bis zu seinem Tod 1938 an der Domschule tätig war. Seine letzte Ausstellung fand 1937 in der Galerie von der Heyde in Berlin statt. Von den Nationalsozialisten ins Abseits gestellt gerät seine Kunst für lange Zeit zu Unrecht in Vergessenheit. [2].

Ein Teil seiner Werke befindet sich in den Kupferstichkabinetten Berlin und Dresden, ferner in der Sammlung der Zeichnungen und Druckgraphik des Staatlichen Museums Schwerin, über 300 Zeichnungen und bibliophile Bücher in der Kunstsammlung der Akademie der Künste (Berlin), der Sammlung des Schlesischen Museums zu Görlitz, der Sammlung der Stiftung Pommern in Greifswald, der Sammlung des Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig, der Sammlung der Ostdeutschen Galerie in Regensburg und in anderen Häusern in Europa und Amerika (Norton Simon Museum, Pasadena). Im Museum der Stadt Pasewalk, zugleich Künstlergedenkstätte Paul Holz, sind 20 seiner Stahlfederzeichnungen in der Galerie ausgestellt. Darüber hinaus sind Teile des Originalmobiliars und Haushaltsgegenstände des norddeutschen Künstlers aus dem Nachlass seiner Tochter Christiane Holz (1918-2006) hier zu besichtigen.

Literatur

  • Käthe Kollwitz und Paul Holz - Zeichnungen und Graphiken zur europäischen Literatur, Berlin, Käthe-Kollwitz-Museum 1988
  • Angelika Förster: Paul Holz - Zeichner - Monografie zu Leben und Werk, Hinstorff Verlag, Rostock 1998, ISBN 3-356-00790-4
  • Kornelia von Berswordt-Wallrabe: Paul Holz 1883 - 1938 Zeichnen als Dialog, Schwerin 1997, ISBN 3-86106-033-7
  • Ostdeutsche Galerie Regensburg: Ausstellungskatalog Paul Holz, Regensburg 1984
  • Staatliche Museen zu Berlin: Ausstellungskatalog Paul Holz, Berlin (Ost) 1983
  • Galerie am Pfaffenteich: Ausstellungskatalog Paul Holz, Schwerin 1994
  • Graphisches Kabinett der Galerie Pels-Leusden, Ausstellungskatalog Paul Holz, Berlin 1979
  • Galerie Wolfgang Ketterer, Ausstellungskatalog Paul Holz, München 1970
  • Eberhard Troeger, Paul Holz der Zeichner, Freiburg 1947
  • VEB Verlag der Kunst, Paul Holz, Dresden 1963
  • Jan Matura, Historia Polic od czasów najstarszego osadnictwa do II wojny światowej, Police 2002
  • Ernst Scheyer: Die Kunstakademie Breslau und Oskar Moll, Würzburg 1961.
  • Staatliches Museum Schwerin: Von Otto Mueller bis Oskar Schlemmer. Künstler der Breslauer Akademie. Ausstellungskatalog 2002,
  • Schlesisches Museum zu Görlitz: Werkstätten der Moderne. Lehrer und Schüler der Breslauer Akademie 1903 - 1932.
  • Akademie der Künste, Berlin: Poelzig - Endell - Moll und die Breslauer Kunstakademie 1911 - 1932. Ausstellungskatalog 1965.
  • Detlef Krell: Seine Sprache die schwarzen Linien. In: Silesia Nova, Dresden / Wroclaw 4/2008, ISSN 1614-7111

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nachruf von Paul Fechter in Deutsche Zukunft, 30. Januar 1938
  2. Buchbesprechung: Angelika Förster: Paul Holz - Zeichner

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Paul Holz — ist der Name folgender Personen: Paul Holz (Zeichner) (1883–1938), deutscher Zeichner Paul Holz (Fußballspieler) (* 1952), deutscher Fußballspieler Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit dem …   Deutsch Wikipedia

  • Holz (Begriffsklärung) — Holz bezeichnet: Holz, das feste oder harte Gewebe von Bäumen und Sträuchern verholzte Teile einer Pflanze, siehe Verholzen in der Musik kurz die Holzbläser ein Element der chinesischen Fünf Elemente Lehre im Golfsport eine Form des Schlägerkopfs …   Deutsch Wikipedia

  • Paul-Émile Botta — Paul Émile Botta, porträtiert von Charles Émile Callande de Champmartin. Paul Émile Botta (* 6. Dezember 1802 in Turin; † 29. März 1870 in Achères bei Poissy) war der erste Archäologe, der in Assyrien Ausgrabungen durchführte. Seine bedeutendste …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Neagu — (* 22. Februar 1938 in Bukarest; † 16. Juni 2004 in London) war ein britisch rumänischer Zeichner, Bildhauer, Maler und Performance Artist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Künstlerisches Schaffen …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Klee — Paul Klee, Fotografie von Alexander Eliasberg, 1911 Ernst Paul Klee (* 18. Dezember 1879 in Münchenbuchsee, Schweiz; …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Van Hoeydonck — (* 8. Oktober 1925 in Antwerpen) ist ein vielseitiger belgischer Künstler. Er betätigt sich als Maler, Zeichner, Collage und Reliefkünstler, als Bildhauer und Grafiker. Paul Van Hoeydonck ist der erste Künstler, der ein Objekt für den Erdmond… …   Deutsch Wikipedia

  • Zeichner — Der Vitruvianische Mann von Leonardo da Vinci (Feder und Tinte 1509) Eine Zeichnung ist ein Bild, das ein Motiv in vereinfachender Weise mit Linien und Strichen darstellt. Das unterscheidet die Zeichnung von der Malerei, die ein Motiv durch den… …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Paul Rubens — (IPA: [ʁybɛns]) (auch Pieter Pauwel Rubens oder Petrus Paulus Rubens, * 28. oder 29. Juni 1577 in Siegen; † 30. Mai 1640 in Antwerpen) war einer der bekanntesten Maler des Barock und Diplomat der spanisch habsburgischen Krone flämischer Herkunft …   Deutsch Wikipedia

  • Christiaan Paul Damsté — (* 1944 in Arnheim) ist ein zeitgenössischer niederländischer Künstler. Er studierte Kunst von 1962 bis 1970 an den Kunsthochschulen von Arnheim, ’s Hertogenbosch und Gent und lebt und arbeitet heute in Arnheim. Er lehrte von 1972 bis 2005 an den …   Deutsch Wikipedia

  • Holzig — Holz bezeichnet: das feste oder harte Gewebe von Bäumen und Sträuchern, siehe Holz verholzte Teile einer Pflanze, siehe Verholzen in der Musik kurz die Holzbläser ein Element der chinesischen Fünf Elemente Lehre im Golfsport eine Form des… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”