Paul Güßfeldt

Paul Güßfeldt
Paul Güßfeldt

Richard Paul Wilhelm Güßfeldt (* 14. Oktober 1840 in Berlin; † 18. Januar 1920 ebenda) war ein deutscher Geograph, Forschungsreisender und Alpinist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Besuch des Französischen Gymnasiums zu Berlin studierte Güßfeldt von 1859 bis 1965 Naturwissenschaften und Mathematik in Heidelberg, Berlin, Gießen und Bonn. Seit 1860 war er Mitglied des Corps Vandalia Heidelberg.[1] 1868 habilitierte er sich in Bonn und arbeitete als Privatdozent.

Nachdem er den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 als Kriegsfreiwilliger mitgemacht hatte, trat er als Leiter an die Spitze der ersten von der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung Äquatorialafrikas ausgerüsteten Expedition nach der Loango-Küste, ein Unternehmen, an dem er sich auch finanziell mit einer bedeutenden Summe beteiligte. Durch einen Schiffbruch bei Freetown am 14. Januar 1873 verlor er die ganze Ausrüstung und konnte infolgedessen erst am 25. Juli 1873 in Banana an der Kongomündung landen. Darauf errichtete er mit Adolf Bastian die Station Tschinschotscho, schaffte es aber trotz wiederholter Versuche nicht, ins Landesinnere vorzudringen und musste sich am 7. Juli 1875 wieder einschiffen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Expedition legte er in dem ersten Teil des mit seinen Reisegefährten Julius Falkenstein und Eduard Pechuel-Loesche verfassten Werkes Die Loango-Expedition nieder. 1876 unternahm Güßfeldt eine Reise nach Ägypten und besuchte von dort mit Georg Schweinfurth die Arabische Wüste.

Im September 1882 ging er nach Südamerika, um das zentrale Andengebiet zu erforschen. Unter 34° 30’ südlicher Breite entdeckte er im Cypressenthal ein großes Gletschergebiet, erstieg am 19. Januar 1883 allein die höchste Spitze (5400 m) des Kraterrandes des Vulkans Maipo, am 21. Februar den Aconcagua bis 6400 m Höhe, sodass nach seiner Messung nur noch 570 m bis zum Gipfel verblieben, erforschte im April und Mai das Hochland von Bolivia und kehrte im Juli nach Berlin zurück, wo er den Posten eines Generalsekretärs der Gesellschaft für Erdkunde übernahm, den er aber schon Mitte 1885 niederlegte.

Er vollzog zahlreiche Winterbesteigungen, etwa der Grandes Jorasses und des Gran Paradiso, und er beging einige neue Routen in der Mont-Blanc-Gruppe, beispielsweise den Peutereygrat, den er vom 15. bis 19. August 1893 mit Emile Rey, Christian Klucker und César Ollier erstieg. Der Point Güssfeldt (4112 m) als höchster Punkt der Aiguille Blanche de Peuterey wurde nach ihm benannt, wie auch der Güssfeldtsattel zwischen Piz Scerscen und Piz Roseg. Diese heute zumeist als Porta da Roseg bezeichnete Einschartung wurde von Güssfeldt mit Hans Grass, Peter Jenny and Caspar Capat am 13. September 1872 erstbestiegen. [2][3]

Schilderungen aus seiner amerikanischen Reise gab er in der Deutschen Rundschau; über seine zahlreichen Alpenwanderungen berichtete er in dem Buch In den Hochalpen. Erlebnisse aus den Jahren 1859–85.

1889 bis 1914 begleitete Güßfeldt Kaiser Wilhelm II. allsommerlich auf seinen Nordlandfahrten, die er auch zu planen hatte. Der Kaiser schätzte ihn sehr und widmete ihm zwei Seiten in seinem Buch Aus meinem Leben (1927, S. 238 f.).

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 68, 300
  2. Vgl. Walther Flaig, Günther Flaig: Berninagruppe. Gebietsführer für Wanderer, Bergsteiger und Hochalpinisten. 11. Auflage. München 1997, ISBN 3763324178, S. 191
  3. Der Natur- und Bergmaler Helmut Ditsch stellte die Berggruppe mit dem Titel Über dem Güßfeldt-Gletscher 1993 dar

Literatur

  • Johannes E. S. Schmidt: Die Französische Domschule und das Französische Gymnasium zu Berlin. Schülererinnerungen 1848–1861. Herausgegeben und kommentiert von Rüdiger R. E. Fock. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3478-0.
  • Paul Güßfeldt: Dr. Gussfeldt’s Work in the Andes. Proceedings of the Royal Geographical Society and Monthly Record of Geography New Monthly Series, 6, Nr. 11, 1884, S. 658–661.
  • Wilhelm II: Aus meinem Leben 1859–1888. 1927, S. 238 f.
  • Grete Ronge: Güßfeldt, Richard Paul Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, S. 289 f.

Weblinks

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