Paul Gautsch von Frankenthurn

Paul Gautsch von Frankenthurn
Paul Gautsch

Paul Gautsch Freiherr von Frankenthurn (* 26. Februar 1851 in Döbling; † 20. April 1918 in Wien) war ein österreichischer Politiker und Ministerpräsident.

Leben und Wirken

Nach einem Studium an der Universität Wien begann Gautsch 1874 als Staatsbeamter im Unterrichtsministerium. Von 1879 bis 1881 wurde er unter Ministerpräsident Eduard Taaffe erstmals zum Unterrichtsminister berufen. Anschließend übernahm er die Direktion der Theresianischen Militärakademie und wurde 1890 in den Freiherren-Stand erhoben, bevor ihn Kasimir Felix Graf Badeni ein zweites Mal zum Unterrichtsminister bestellte (1895 bis 1897).

Dreimal fungierte er als Ministerpräsident: vom 30. November 1897 bis zum 5. März 1898, von 1. Januar 1905 bis zum 1. Mai 1906 und noch einmal vom 28. Juni bis zum 3. November 1911. In seiner ersten Amtsperiode amtierte er auch als Innenminister.

Seine erste Amtszeit war geprägt durch die tiefe innenpolitische Krise, die die Badenischen Sprachenverordnungen ausgelöst hatten. Gautsch scheiterte mit dem Versuch, eine pragmatische Lösung des Konflikts zu finden. Unter seinem Nachfolger Manfred von Clary-Aldringen wurden die Sprachverordnungen aufgehoben.

Gautsch übernahm nach seiner Demission 1899 die Leitung des kaiserlichen Rechnungshofes, wurde aber bereits 1905 erneut zum Ministerpräsidenten bestellt. Doch auch diesmal währte seine Amtszeit nicht lange: Weil sein Projekt einer Wahlrechtsreform auf den Widerstand der bürgerlichen und konservativen Parlamentsmehrheit stieß, trat er im Frühjahr 1906 zurück. Auch diesmal war es erst ein Nachfolger, Max Wladimir von Beck, der im Sommer 1906 Gautschs Reformvorschläge umsetzen konnte.

Ein drittes Mal wurde Gautsch 1911 zum Ministerpräsidenten berufen, wiederum in einer innenpolitisch angespannten Situation. Sein Vorgänger Richard Graf von Bienerth-Schmerling hatte im Parlament keine regierungsfähige Mehrheit gefunden, vor allem aufgrund der Differenzen zwischen deutschösterreichischen und tschechischen Abgeordneten. Nach Ausschreitungen, ausgelöst auch durch Missernten und erhöhte Lebensmittelpreise, gab Gautsch bereits im November 1911 auf und übergab das Amt an Karl Stürgkh.

Sonstiges

Gautsch war Namenspatron des Passagierschiffes Baron Gautsch, das vor der dalmatischen Küste eingesetzt wurde. Im Jahr 1914 wurde das Schiff für Truppen- und Munitionstransporte verwendet und lief im August 1914 in ein Minenfeld. Die Katastrophe kostete 177 Menschen das Leben. Das Wrack liegt heute noch vor der Adriaküste und wurde zwischenzeitlich von der jugoslawischen Marine als Übungsziel benutzt.

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