Paul Cauer

Paul Cauer

Paul Eduard Ludwig Cauer (* 17. Dezember 1854 in Breslau; † 26. November 1921 in Münster in Westfalen) war ein deutscher Lehrer, Pädagoge und klassischer Philologe.

Cauer stammte aus einer Lehrerfamilie; sein Großvater Jacob Ludwig Cauer war Gründer der Erziehungsanstalt in Charlottenburg, sein Vater Eduard Cauer war zuletzt Stadtschulrat von Berlin (in zweiter Ehe verheiratet mit der Frauenrechtlerin Minna Cauer); auch sein Bruder Friedrich Cauer wurde Lehrer und klassischer Philologe. Paul Cauers Sohn war der Mathematikhistoriker Detlef Cauer, der 1918 im Ersten Weltkrieg fiel.

Paul Cauer studierte Klassische Philologie in Leipzig, Straßburg und Berlin, u. a. bei Ernst Curtius, Friedrich Wilhelm Ritschl und Theodor Mommsen, und promovierte 1875. Eine Universitätskarriere wurde durch eine vernichtende Rezension von Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff verhindert. Cauer wurde Gymnasiallehrer in Berlin, 1884 Oberlehrer in Kiel, wo er sich 1890 habilitierte und neben seinem Beruf als Lehrer auch als Universitätsdozent tätig war. 1896 wurde er Direktor des Gymnasiums und Realgymnasiums Flensburg; 1898 ging er in gleicher Funktion nach Düsseldorf. Seit 1905 war Cauer Provinzialschulrat und Honorarprofessor (für Klassische Philologie, ab 1909 auch für Praktische Pädagogik und Didaktik) in Münster. 1912 verließ er den Schuldienst, setzte aber seine Lehrtätigkeit an der Universität fort.

Cauer war einer der Verteidiger des humanistischen Gymnasiums im Kampf um die Reform der höheren Schule, der Ende des 19. Jahrhunderts in Preußen entbrannt war, und betonte den Bildungswert des Altertums (so lautete bezeichnenderweise der Titel eines seiner Werke: Palaestra vitae. Das Altertum als Quelle praktischer Geistesbildung). Er wollte das humanistische Gymnasium neben den „realistischen“ Typen der höheren Schule bestehen lassen und wandte sich gegen Bestrebungen, eine Einheitsschule einzuführen.

Cauer verfasste zahlreiche pädagogische Schriften und Schulbücher. Außerdem gab er die Neuen Jahrbücher für Pädagogik heraus und seit 1910 den unter dem Kurznamen „Ameis-Hentze“ bekannten Homerkommentar.

Schriften (Auswahl)

  • Anmerkungen zur Odyssee. Für den Gebrauch der Schüler. 4 Teile. Grote, Berlin 1894.
  • Die Kunst des Übersetzens. Ein Hilfsbuch für den lateinischen und griechischen Unterricht. Weidmann, Berlin 1894. 2., vielfach verbesserte und zum Teil umgearbeitete Auflage 1896
  • Palaestra vitae. Eine neue Aufgabe des altklassischen Unterrichts. Springer, Berlin 1902. Weitere Auflagen 1907 und 1913 (mit dem Untertitel Das Altertum als Quelle praktischer Geistesbildung).
  • Die Einheitsschule und ihre Gefahren. In: Pädagogisches Archiv. Monatsschrift für Erziehung, Unterricht und Wissenschaft. Bd. 50 (1908), S. 49–51 (online).
  • Aus Beruf und Leben. Heimgebrachtes. Weidmann, Berlin 1912.

Literatur

  • Lexikon der Pädagogik der Gegenwart. Freiburg im Breisgau 1930, Bd. 1, Sp. 438–439 (online).
  • Lucian Müller: Paul Cauers Gymnasialpädagogik. Langensalza 1930.
  • Oswald Opahle: Cauer, Paul. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 178 f.

Weblinks

 Wikisource: Paul Cauer – Quellen und Volltexte

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Cauer — ist der Name einer deutschen Künstlerfamilie, siehe Familie Cauer. Cauer ist der Familienname folgender Personen: Birgit Cauer (* 1961), deutsche Bildhauerin Detlef Cauer (1889–1918), deutscher Mathematiker Eduard Cauer (1823–1881), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Cauer — Cauer, 1) Emil, Bildhauer, geb. 29. Nov. 1800 in Dresden, gest. 4. Aug. 1867 in Kreuznach, trat in Rauchs Atelier zu Berlin, dann 1824 in das von Haller zu München und wendete sich 1825 von dort nach Bonn, wo er Universitätszeichenlehrer wurde.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Familie Cauer — Cauer ist eine weitverzweigte Familie von Künstlern, vornehmlich Bildhauern. Sie trat im Deutschland des 19. und 20. Jahrhunderts hervor. Emil Cauer der Ältere (1800–1867), Bildhauer Karl Cauer (1828–1885), Bildhauer Maria Helene Louise… …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Geheeb — Edith und Paul Geheeb, 1909 Paul Geheeb (* 10. Oktober 1870 in Geisa/Rhön; † 1. Mai 1961 in Hasliberg Goldern/Schweiz) war ein deutscher Reformpädagoge. Als Gründer der Odenwaldschule und der Ecole d’Humanité ist er eine wichtige Person …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Geheeb — Traduction à relire Paul Geheeb → Paul Geheeb …   Wikipédia en Français

  • Paul Koralus — Heimweh , 1963 Paul Koralus mit seiner Skulptur …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Cauer — Ludwig Eduard Friedrich Cauer (* 14. März 1863 in Breslau; † 21. Mai 1932 in Berlin) war ein deutscher klassischer Philologe und Althistoriker. Leben Cauer, der Sohn des Pädagogen Eduard Cauer und der Frauenrechtlerin Minna Cauer, studierte von… …   Deutsch Wikipedia

  • Detlef Cauer — Eduard Ludwig Detlef Cauer (* 14. Juli 1889 in Kiel; † 26. April 1918 in Kemmel) war ein deutscher Mathematiker. Detlef Cauer, der Sohn des Altphilologen Paul Cauer, wurde in Kiel geboren. Seine Familie zog 1896 nach Flensburg, 1898 nach… …   Deutsch Wikipedia

  • Stanislaus Cauer — Das Schillerdenkmal von Cauer, 1910 in Königsberg aufgestellt Das Schille …   Deutsch Wikipedia

  • Stanislaus Cauer — Stanislaus Cauer, né le 18 octobre 1867 à Bad Kreuznach et mort le 8 mars 1943 à Königsberg, est un sculpteur allemand qui fut professeur à l académie des arts de Königsberg. Biographie Statue de Schiller à Königsberg Stanislas Cauer …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”