Patriotische Gesellschaft von 1765

Patriotische Gesellschaft von 1765
Gemälde der Patriotischen Gesellschaft von Karl Kaufmann.

Die Patriotische Gesellschaft von 1765 wurde am 11. April 1765 in Hamburg als Hamburgische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe in der Epoche der Aufklärung gegründet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Gründungsmitglieder folgten damit erstmals in Deutschland einer Bewegung, die unter anderem 1731 mit der Dublin Society for improving Husbandry, Manufactures and other Useful Arts, jetzt Royal Dublin Society, 1753 in London mit der Royal Society for the encouragement of Arts, Manufactures and Commerce, kurz Royal Society of Arts oder RSA, dem direkten Vorbild für die Gründungsmitglieder, und der Société d´Encouragement de l'Industrie Nationale in Paris begann.

Denkmal an den Erbauer der Hamburger Wallanlagen, Johan van Valckenburgh im Hamburger Planten un Blomen mit Wappen der Patriotischen Gesellschaft
Gebäude an der Trostbrücke
Haus der patriotischen Gesellschaft

Da die Gesellschaft als Muster einer aufgeklärt-gemeinnützigen Sozietät galt, wurde ihr schon kurze Zeit nach der Gründung der ehrende Beiname Patriotische Gesellschaft verliehen. Als „Patriotismus“ in der deutschen Geschichte in Nationalismus überging, die Vaterlandsliebe irrational wurde, fand sie im 18. und frühen 19. Jahrhundert den Widerstand der Aufklärer, nicht zuletzt Gotthold Ephraim Lessings, den mehrere Gründer und Mitglieder der Patriotischen Gesellschaft zu ihren engsten Freunden zählten.

Dieser Bedeutung des Patriotismus, der uneigennützigen Beförderung des Gemeinwesens hat sich die Patriotische Gesellschaft stets verpflichtet gewusst. In einer ungewöhnlichen Kontinuität, die nur in wenigen anderen Stadtstaaten wie Basel (Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige Basel) und Lübeck (Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit) Parallelen hat, ist sie den aufklärerisch-gemeinnützigen Impulsen und Zielen treu geblieben. Aus diesem Grunde hält die Patriotische Gesellschaft bis heute an ihrem alten Namen wie an ihrem Beinamen fest und bewahrt damit ihr historisches Erbe.

Auf Initiativen der Patriotischen Gesellschaft von 1765 und ihrer Mitglieder gehen die Einführung des Blitzableiters und des Kartoffelanbaus in Hamburg, die Gründung der ersten Sparkasse in Europa 1778 (im Zusammenhang mit der Gründung der Allgemeinen Versorgungsanstalt, 1810 aufgelöst) und der Hamburger Öffentliche Bücherhallen sowie das Hamburger Armenwesen und der Arbeitsnachweis für Hafenarbeiter (ein Vorläufer des Arbeitsamtes) zurück. Aus den von der Patriotischen Gesellschaft begründeten Zeichenschulen entwickelten sich das Berufsschulwesen und die Fachhochschule Hamburg (heute Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg). Ebenfalls mit Unterstützung der Patriotischen Gesellschaft wurden das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg und das Hamburgmuseum (Museum für Hamburgische Geschichte) gegründet. 1767 gründet sie eine Schule für Kunst und Gewerbe, die Vorläuferin der heutigen Hochschule für bildende Künste Hamburg.

In jüngster Zeit hat die Patriotische Gesellschaft von 1765 beispielsweise eine nicht-staatliche Initiative für die Anbringung von Gedenktafeln und mit eAKTIVOLI eine Freiwilligenbörse im Internet für Hamburg geschaffen.

Haus der Patriotischen Gesellschaft

Das Haus der Patriotischen Gesellschaft an der Trostbrücke/Börsenbrücke steht auf dem Platz, an dem sich bis zu dessen Sprengung beim Großen Brand 1842 seit dem 13. Jahrhundert das alte Hamburger Rathaus befand. Nach einem Wettbewerb 1844 wurde das Gebäude nach Plänen von Theodor Bülau 1845-1847 errichtet. Das Gebäude sollte für die Hansestadt in architektonischer Sicht wegweisend sein und den Zielen der Gesellschaft nach einer besseren handwerklichen Ausbildung entsprechen. Es entstand daher unter Anwendung modernster Bautechnik (Betonfundament, Asphaltböden) und Einrichtungen (Wasserklosett) sowie, entgegen der vorherrschenden zeittypischen Putzbauweise, in Anlehnung an die Backsteingotik als Backsteinrohbau.[1] Von 1848–1850 wurde es zum Sitzungsort der Hamburger Konstituante und von 1859–1897 der Bürgerschaft.

1922-1923 wurde der Bau, der ursprünglich auf zwei Seiten von Wasserflächen gesäumt war (ein nördlicher Fleetrest wurde nach 1945 zugeschüttet), zur Seite des Nikolaifleetes unter Rücksicht auf den Bestand von Klophaus & Schocht aufgestockt. 1923 wurde das Haus, als eine der frühen Unterschutzstellungen, auf der Denkmalliste eingetragen.[2] Der Übersee-Club erhielt hier nun ebenfalls sein Domizil, musste jedoch seine Tätigkeiten in der Zeit des Nationalsozialismus wieder einstellen. Die schweren Schäden des im Zweiten Weltkrieg teilweise ausgebrannten Hauses führten dazu, dass unter anderem die Bibliothek und die Fenster-Maßwerke des großen Saales verloren gingen. Beim Wiederaufbau (1955-1956 unter Friedrich R. Ostermeyer) wurden die Veranstaltungssäle des Hauses in den 1950er Jahren im zeitgenössischen Stil wiedererrichtet. Die Bibliothek der Patriotischen Gesellschaft wurde nicht wieder aufgebaut.

Bedeutende Mitglieder

Literatur

  • Gustav Kowalewski: Geschichte der Hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe (Patriotische Gesellschaft. Gestiftet im Jahre 1765)
  • Sigrid Schambach: Aus der Gegenwart die Zukunft gewinnen ... Die Geschichte der Patriotischen Gesellschaft von 1765, Hamburg 2004 ISBN 3831901740
  • Semjon Aron Dreiling: Pompöser Leichenzug zur schlichten Grabstätte. Die vergessenen Toten im Gruftgewölbe der Hamburger St.-Michaelis-Kirche 1762-1813, Medien-Verlag Schubert, Hamburg 2006, ISBN 3-937843-09-4 [zu den Gräbern der Gründungsmitglieder Ernst Georg Sonnin und Ehlert Maack in der St.-Michaelis-Kirche, Hamburg]
  • Patriotische Gesellschaft 1765 bis 1990. Ein Jubiläumsjahr. Hamburg, Patriotische Gesellschaft von 1765, 1990.

Einzelnachweise

  1. R. Lange: Architekturführer Hamburg, Ed. Menges 1995, S. 19
  2. Liste der geschützen Denkmäler der FHH - Stand April 2010

Weblinks

 Commons: Patriotische Gesellschaft von 1765 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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