Pastinaca sativa

Pastinaca sativa
Pastinak
Pastinak (Pastinaca sativa)

Pastinak (Pastinaca sativa)

Systematik
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Gattung: Pastinaken (Pastinaca)
Art: Pastinak
Wissenschaftlicher Name
Pastinaca sativa
L.

Der Pastinak (Pastinaca sativa), auch die Pastinake, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Pastinaken (Pastinaca) in der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Als Wildform gilt Pastinaca sativa ssp. sativa var. pratensis (Wiesen-Pastinak); die Kulturform Gemüse-Pastinak wird als Pastinaca sativa ssp. sativa var. sativa bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Pflanzenaufbau

Pastinak wächst als zweijährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 120 Zentimetern. Es handelt sich um eine Halbrosettenpflanze mit fleischiger Rübe, im Bau ähnlich der Möhre (Daucus). Der intensive, angenehme Geruch der ganzen Pflanze ist süßlich, etwas dem wilden Fenchel (Foeniculum vulgare) ähnlich. Der Stängel ist kantig gefurcht. Nach dem ersten Jahr wird eine Rübe als Speicherorgan ausgebildet. Die Rübe ist von weißlich-gelber Farbe; bei der Wildform ist sie dünn und hart, bei den Kulturvarietäten bis zu 6 Zentimeter dick, 20 Zentimeter lang, kegelförmig und bis zu 1,5 Kilogramm schwer. In Abgrenzung zur Petersilienwurzel hat die Pastinakenrübe einen ausgeprägten Rand um den Austrittsbereich der Blätter. Die Wurzeln sind frosthart.[1] Ihre Laubblätter sind ein- bis zweifach gefiedert mit zwei bis sieben Fiederpaaren.

Blütenstand, Blüten und Früchte

Viele Blüten stehen in sieben- bis 20-strahligen doldigen Blütenständen zusammen. Die Blüten sind zwittrig. Die Kelchzähne sind winzig und dreieckig. Die Kronblätter sind gelb. Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Die Blüten sind „nektarführende Scheibenblumen vom Heracleum-Typ“. Sie werden von Insekten aller Art besucht (Entomophilie).

Die Früchte sind Doppelachänen, die in schmal geflügelte Teilfrüchte zerfallen. Es sind Wind- und Tierstreuer. Die Windbestäubung ist zwar möglich, findet jedoch praktisch nicht statt. Auch Zufallsausbreitung durch Huftiere und Menschenausbreitung ist möglich. Das Saatgut ist ein bis zwei Jahre gut keimfähig. Das TKG (Tausendkorngewicht) entspricht 2,5 bis 4 g.[2]

Unterarten, Varietäten

  • Wiesen-Pastinak (Pastinaca sativa ssp. sativa var. pratensis): Die auch in Mitteleuropa heimische formenreiche Art wird auch Hammelmöhre, Hirschmöhre, Moorwurzel oder Welsche Petersilie genannt. Sie gedeiht auf Wiesen, an Trockenhängen und auf Feldrainen.
  • Gemüse-Pastinak (Pastinaca sativa ssp. sativa var. sativa): In diversen Zuchtsorten zur Vermarktung als Gemüse angebaut.
  • Zottiger Pastinak (Pastinaca sativa ssp. sylvestris): Ähnlich dem Wiesen-Pastinak, aber insgesamt stark grauhaarig.

Vorkommen

Pastinak findet man verbreitet in Wiesen, vor allem in Wegnähe, an Böschungen, in lückigen Unkrautfluren, im Eisenbahngelände, in Steinbrüchen oder im Getreide und auf lehmigen Böden.[1] Er liebt basen- und oft kalkreichen und stickstoffhaltigen Boden. Nach Ellenberg ist es eine Lichtpflanze und eine Ordnungscharakterart wärmebedürftiger und Trockenheit ertragender, zweijähriger bis ausdauernder Ruderalfluren (Onopordetalia acanthii).

Herkunft und Geschichte

Der auch von Haarwild und Schafen begehrte Pastinak ist schon seit langem Bestandteil der menschlichen Ernährung. Im Römischen Reich gehörte er zu den beliebtesten Wurzelgemüsen. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts hinein war Pastinak auch in Deutschland und in Österreich wegen seiner geringen Krankheitsanfälligkeit[3] eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel, wurden aber von Kartoffeln und Karotten weitgehend verdrängt. In Großbritannien, Irland, den USA, Frankreich, den Niederlanden, Skandinavien, Ungarn dagegen ist er bis heute als Gemüse und Würzpflanze beliebt. Besonders durch die ökologische Landwirtschaft wurde der Pastinak auch in Deutschland und in Österreich wieder bekannter, ist aber weiterhin eher selten erhältlich. In die USA wurde er schon 1609 in Virginia und 1629 in Massachusetts angebaut.[4]. In Deutschland wurde die Kultur mit Versuchen am meisten in Veitshöchheim bearbeitet[3]

Nutzung

Anbau und Ernte

Der Gemüse-Pastinak kommt mit schwererem Boden aus als die Karotte und duldet mehr Feuchtigkeit. Für einen hohen Ertrag sind lehmige Böden günstig, aber auch moorige Böden sind vorteilhaft. Der pH-Wert des Bodens sollte bei 5,5 bis 7,0 liegen.[5] Auf letzteren werden bei Zusatzbewässerung die höchsten Erträge erzielt, die bis 70 t/ha sein können.[2] Trotzdem mögen sie keine Staunässe und werden deshalb am besten auf Dämmen angebaut.[5] Es werden Sorten bevorzugt, die schossfest, konisch und glatt sind sowie hohen Ertrag bringen. Aussaat findet erst ab März statt, weil sie sonst durch Kälteeinwirkung (Vernalisation) zum Schossen neigen. Später ausgesäte Sätze führen wegen kürzerer Kulturzeit zu Ertragsrückgang. Gesät wird in Doppelreihen mit einem Abstand von 35 bis 70 cm. In der Reihe beträgt der Abstand 6 bis 12 cm. Die ideale Bestandesdichte nach Abzug von nicht keimenden Samen beträgt 25 bis 30 Pflanzen/m².[1] Eine Saattiefe von einem, besser 2 cm ist günstig.[6] Die Keimung braucht 15 bis 20 Tage.[2] Wird der Boden moderat bewässert und feucht gehalten, keimt der Bestand gleichmäßiger und die Erdoberfläche verkrustet bei schwereren Böden nicht so leicht.[4] Im Hauptwachstum ab Juni bis Anfang September ist eine ergänzende Beregnung ertragsfördernd.[2] Die Kulturzeit für die langsam wachsenden Pastinaken beträgt 160 bis 210 Tage.[7] Kulturarbeiten und Unkrautbekämpfung sind denen der Karotte fast gleich.[8]

Geerntet wird ab Oktober bis zum ersten Frost. Die Wurzeln werden eingelagert, um wetterunabhängig nutzfertig zu sein. Der Ertrag beträgt ca. 45 t/ha. Die Wurzelgewichte schwanken von 0,1 bis 1,2 kg.[5] Der Ackerabfall in Form von Blättern beträgt 15 t/ha.[9] Gelagert wird um 0°C bei einer relativen Luftfeuchte von 97 %, um Feuchtigkeitsverlust zu verhindern.

Krankheiten und Schädlinge

Am meisten kommen vor: Schwarzfleckenkrankheit Alternaria dauci, Falscher Mehltau und Echter Mehltau[1], Cercospora-Blattflecken[2], Möhrenfliege (Psila rosae)[7] und Blattläuse. In der Fruchtfolge steht Pastinak am besten nach Getreide[2] oder nach Vorfrucht Gründüngung, Lippenblütler oder Zwiebelgewächsen.[7] Er sollte nicht nach Dill, Karotten, Petersilie, und anderen Arten aus der eigenen Familie (Doldenblütler) folgen. Physiologisch bedingt kann auch noch Wurzelschorf auftreten.[6]

Verwendung

Rüben des Pastinak

Küche

Der Geschmack der vorwiegend im Winter geernteten Wurzeln ist süßlich-würzig, teilweise auch herb.[7] Dieser erinnert an Karotten und Sellerie und ist dem der Petersilienwurzel ähnlich, nur milder. Sie lassen sich backen oder kochen und zu Cremesuppen und Pürees verarbeiten. Pürierter Pastinak wird besonders wegen seines geringen Nitratgehalts als Baby-Gemüsebrei in Gläschen verkauft.[8] Gerieben kann er wie Sellerie auch als Salat zubereitet werden.[10] Pastinak sollte nicht zu dunkel angebraten werden, da er ansonst einen bitteren Geschmack bekommt. Auch zu lange Lagerung kann Bittergeschmack hervorrufen. Zu den Klassikern der englischen Küche gehört Pastinakenpüree, Mashed parsnips, das ebenso wie Kartoffelpüree zubereitet wird, jedoch wesentlich aromatischer ist. Es wird traditionell zu gebratenem oder gegrilltem Fleisch gereicht. Seines hohen Stärkegehalts wegen wurde Pastinak früher auch zur Herstellung von Bier und Pastinakenwein genutzt. Aus dem Saft lässt sich ein dickflüssiger Sirup kochen, der als Brotaufstrich und Süßmittel diente. Die Blätter des Pastinak können, ähnlich wie Petersilie, als Würzkraut verwendet werden. Zur Aufbewahrung werden die Wurzeln in Würfel oder Streifen geschnitten, blanchiert und anschließend tiefgefroren. Auch für Suppenmischungen werden sie verwendet.[6] Als zerkleinerte und getrocknete Ware ist Pastinak ebenfalls gebräuchlich.[8]

Inhaltsstoffe

Im Gegensatz zu Karotten kommt Pastinak auf einen viermal so hohen Gehalt an Fasern, Kalium, Proteinen und Vitamin C.[5] Außer einem hohen Anteil an Stärke enthält die ganze Pflanze Bergapten, Xanthotoxin und Imperatorin. Die Früchte sind reich an ätherischem Öl und Calciumoxalat. Auch auf Standorten, die hoch mit Stickstoff gedüngt sind, liegt der Nitratgehalt noch unter 100 mg/kg Frischsubstanz.[3]


100 g rohe Pastinake enthalten durchschnittlich:[11]
kcal kJ Wasser Kalium Calcium Phosphor Vitamin C
22 93 8,2 g 470 mg 50 mg 75 mg 18 mg

Wirkung und Giftigkeit

Neben der Anregung des Appetits wirkt der Genuss auch harntreibend.[1]

Beim Umgang mit Pflanzenteilen können im Zusammenhang mit Sonnenschein auf der Haut phototoxische Reaktionen durch ätherische Öle auftreten.

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c d e C.Wonneberger, F. Keller et al., Gemüsebau, 2004, S. 137-138, ISBN 3-8001-3985-5
  2. a b c d e f J. Becker-Dillingen, Handbuch des gesamten Gemüsebaues,5. Auflage, Verlag Paul Parey, 1950, S. 701-705
  3. a b c G. Arold, Die Pastinake eine alte Kulturpflanze + Anbauversuche zu Pastinake, in Gemüse, Nr. 5, 1987, S. 252-256
  4. a b H.C. Thompson, Vegetable Crops, Fourth Edition, 1949, 339-341
  5. a b c d R. Theiler, HP. Buser u. A. Le Fèvre, Pastinaken: Alte und neue Sorten im Vergleich, in Der Gemüsebau, Nr. 5, 2003, S. 10+11
  6. a b c I. Jørgensen, Grønsager på Friland, Gartner Info, 1987, S. 192+193
  7. a b c d G. Vogel et al., Handbuch des speziellen Gemüsebaus, 1996, Ulmer Verlag, ISBN 3-8001-5285-1, S. 1001-1009
  8. a b c G. Vogel, Pastinake, Gemüsebiografien 16, in Gartenbau-Magazin, Nr. 11, 1993, S. 47+48
  9. J. Reinhold et al., Feingemüsebau im Freiland, VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, 1962, S. 407-410
  10. H.R. Wehrhahn, Müllers Gemüsebau, Fachbücherei des Gäerters, 2. Band, H. Killinger Verlagsgesellschaft, ca. 1935, S. 233
  11. S.W. Souci, W. Fachmann, H. Kraut, Lebensmitteltabelle für die Praxis, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2. Auflage, 1991

Weblinks


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