Parzen

Parzen

Die Parzen (lateinisch Parcae) sind in der römischen Mythologie die drei Schicksalsgöttinnen, die den drei Moiren der griechischen Mythologie entsprechen. Sie können gemeinsam oder auch einzeln agieren. Die Parzen heißen Nona („neunte)“, Decima („zehnte“) und Parca („Geburtshelferin“), anstelle der Parca wurde in der römischen Literatur auch der Name Morta eingesetzt. Ihre Namen weisen auf ihre ursprüngliche Bedeutung als Geburtsgöttinnen hin, wobei sich Nona und Decima auf die Monate einer normal verlaufenden Schwangerschaft beziehen. Im Zuge der Interpretatio Romana wurden sie den griechischen Moiren angepasst und damit zu Schicksalsgöttinnen umgedeutet.

Inhaltsverzeichnis

Mythos

In der Mythologie findet sich die "fata scribunda". Das Schicksal also, das in Gestalt der Parzen schreibend gedacht wird. Dieses Schreiben kann so weit gehen, dass die Parzen gleichsam zu Sekretärinnen Jupiters werden. Sie hüten auch ein Archiv, in dem Jupiters Wille auf Erztafel festgehalten wird. Waren die griechischen Götter dem Schicksal unterworfen, so unterstehen sie in der römischen Mythologie dem Willen Jupiters.

Rezeption

In der Literatur

Das Parzenmotiv ist seit der antiken Dichtung lebendig geblieben. In fast allen früh-, hoch- und spätmittelalterlichen Mythographien werden sie erwähnt (Fulgentius, Isidor von Sevilla, Hrabanus Maurus, Mythographus Vaticanus Primus, Mythographus Vaticanus Secundus, Mythographus Vaticanus Tertius). Aber auch in moralisch-erziehenden Werken wie den Epistre L'Othéa der Christine de Pizan werden ihnen Kapitel gewidmet. Hier werden sie zu Synonymen des Todes.

Für die bildende Kunst sind die zusammenfassenden Umdichtungen der Trionfi des Francesco Petrarca durch den französischen Dichter Jean Robertet von Bedeutung. Robertet führt in den Triumph des Todes die Parzen ein, die Petrarca nicht erwähnt. Über diesen Umweg finden die Parzen dann Eingang in die Ikonographie der Trionfi. Zahlreiche Bildteppich-Serien zeigen die Schicksalsgöttinnen als Personifikationen des Todes.

In der Dichtung der Klassik und Frühromantik findet das Motiv in der deutschen Dichtung wieder verstärkt Beachtung (Friedrich Schiller: An die Parzen, Johann Wolfgang Goethe: Faust II, Friedrich Hölderlin: An die Parzen, Heinrich Heine: Es sitzen am Kreuzweg drei Frauen. In der Literatur des 20. Jahrhunderts zum Beispiel bei Albert Vigoleis Thelen: Holmgang, Hans Magnus Enzensberger: lachesis lapponica). Im Schauspiel "The Alcestiad" von Thornton Wilder treten sie als "The Drunken Sisters" im Schlussteil auf und bringen zusammen mit Apollo die vorausgehende Tragödienhandlung in Gang.

Auch in der modernen Unterhaltungsliteratur findet man die Parzen wieder. Stephen King hat das Motiv in seinem Buch Insomnia - Schlaflos verarbeitet.

In der Musik

In der Malerei und Bildhauerei

Literatur


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  • Parzen — {{Parzen}} Römische Geburtsgöttinnen, später den griechischen Moiren* gleichgesetzt. William Blake hat auf einer aquarellierten Federzeichnung (um 1805, London, Tate Gallery) die aneinandergedrängten ›Drei Parzen‹ mit unheimlichem Getier umgeben… …   Who's who in der antiken Mythologie

  • Parzen — (Parcae, gr. Moirai, Mören), Töchter der Nacht, Göttinnen, welche Jedem sein Leben u. Schicksal zumessen; es werden drei genannt: Klotho, welche den Lebensfaden spann (Gegenwart), Lachesis, welche seine Länge bestimmte (Zukunft), Atropos, welche… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Parzen — (Parcae), s. Moiren …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Parzen — (lat. Parcae), ursprünglich röm. Geburtsgöttinnen, später den griech. Moiren (s.d.) gleichgesetzt …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Parzen — Parzen, griech. Moirai, in der alten Mythologie die Schicksalsgöttinen des Menschen, 3 Schwestern, von denen Klotho den Lebensfaden spinnt, Lachesis ihn hält und so dessen Länge bestimmt, Atropos ihn abschneidet; später als Gegenwart,… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Parzen — Pạrzen   [zu lateinisch parere »gebären«], Singular Pạrze die, , lateinisch Pạrca, ursprünglich römische Geburtsgöttin, später als Parzen verdreifacht (Nona, Decuma, Morta) und mit den griechischen Moiren (Moira) identifiziert.   …   Universal-Lexikon

  • Parzen (Mythologie) — Parzen (Mythologie), die Schicksalsschwestern der griechischen Mythologie, Klotho, Lachesis und Atropos; Töchter der Nacht, oder des Zeus und der Themis, knüpfen sie den Lebensfaden der Sterblichen an, spinnen ihn weiter, schneiden ihn ab (s.… …   Damen Conversations Lexikon

  • PARZEN, HERBERT — (1896–1985), U.S. rabbi, author, editor. Born in Ozorkow, Poland, he came to the United States in 1909, earning his B.A. at the University of Michigan in 1919 and then entering the Jewish Theological Seminary, where he was ordained in 1926. He… …   Encyclopedia of Judaism

  • Jeremy Parzen — (born 1967, Chicago) is a wine writer and educator, blogger,[1] food and wine historian, and musician who resides in Austin, Texas. He is author of the wine and lifestyle blog, Do Bianchi, and is a co editor, together with Italian wine writer… …   Wikipedia

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