Partei neuen Typus

Partei neuen Typus

Partei neuen Typus war eine Eigenbezeichnung kommunistischer Kaderparteien im leninschen Sinne.

Kennzeichen dieser Partei waren die Verpflichtung auf die Ideologie des Marxismus, der Anspruch auf eine Führungsrolle in Staat und Gesellschaft, ein Handeln als Avantgarde des Proletariats sowie eine zentral gelenkte Struktur gemäß den Prinzipien des Demokratischen Zentralismus.

Ziele waren die Überwindung des kapitalistischen Systems und die Errichtung einer Diktatur des Proletariats.

Josef Stalin veränderte die ursprüngliche Theorie Lenins dahingehend, dass er das Prinzip des Demokratischen Zentralismus zunehmend aushöhlte und den von ihm entworfenen Marxismus-Leninismus als verpflichtende Parteiideologie für alle kommunistischen Parteien festschrieb.

Verwendung in der DDR

Im deutschen Sprachraum fand der Begriff ab 1948 weite Verwendung. So wurde auf der 13. Tagung des Parteivorstandes der SED vom 15. und 16. September 1948 die Umwandlung in eine „Partei neuen Typus“ beschlossen. Im Januar 1949 wurde durch die I. Parteikonferenz ein Entschluss verabschiedet, der forderte, die SED zur „Partei neuen Typus“ umzugestalten. Unter Punkt 4 der Tagesordnung „Die Entwicklung der SED zu einer Partei neuen Typus“ wurde dieser Entschluss verabschiedet. Darin bekannte sich die Partei ausdrücklich zum Marxismus-Leninismus, zur politisch-ideologischen Erziehung ihrer Mitglieder in dessen Geist sowie zum Demokratischen Zentralismus: Leitung und Funktionäre sollten zwar von den Mitgliedern gewählt werden, diese wurden aber gleichzeitig einer strikten Parteidisziplin unterworfen. Dies zeigte sich insbesondere in der Bestimmung, dass „die Duldung von Fraktionen und Gruppierungen unvereinbar mit ihrem marxistisch-leninistischen Charakter“ sei.[1] Mit dieser Bestimmung, die ganz ähnlich der X. Parteitag der Kommunistischen Partei Russlands (Bolschewiki) im März 1921 gefasst hatte, wurde jegliche innerparteiliche Opposition gegen den Kurs des Politbüros für illegitim erklärt. Mit der Erklärung der SED zur Partei neuen Typs gingen umfangreiche politische Säuberungen der Partei einher: 150.000 nonkonforme Mitglieder, in der Hauptsache ehemalige Sozialdemokraten, die nach der Zwangsvereinigung ihrer Partei mit der KPD zur SED geblieben waren, wurden aus der Partei ausgeschlossen.[2] Dieser Vorgang wird als Stalinisierung der SED bezeichnet.[3]

Einzelnachweise

  1. Aus der Entschließung der 1. Parteikonferenz der SED (28. Januar 1949) auf der Webseite Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern , Zugriff am 13. Dezember 2010
  2. Christoph Kleßmann, Aufbau eines sozialistischen Staates auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung, Zugriff am 13. Dezember 2010
  3. Hermann Weber, Die DDR 1945–1990, Oldenbourg, München 2006, S. 177.

Literatur

  • Andreas Malycha: Partei von Stalins Gnaden? Die Entwicklung der SED zur Partei neuen Typus in den Jahren 1946 bis 1950. Dietz Verlag, Berlin 1996.

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