Parey an der Elbe

Parey an der Elbe
Parey
Gemeinde Elbe-Parey
Koordinaten: 52° 23′ N, 11° 59′ O52.37861111111111.98361111111140Koordinaten: 52° 22′ 43″ N, 11° 59′ 1″ O
Höhe: 40 m
Fläche: 21,9 km²
Einwohner: 2635
Eingemeindung: 1. Sep. 2001
Postleitzahl: 39317
Vorwahl: 039349
Wappen von Parey

Parey ist ein Ortsteil der Einheitsgemeinde Elbe-Parey im Landkreis Jerichower Land in Sachsen-Anhalt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Parey ist das verwaltungs- und geografische Zentrum der Einheitsgemeinde Elbe-Parey, die im Nordosten von Sachsen-Anhalt liegt. Parey ist von drei Seiten von Wasserwegen umgeben. Der Ort liegt direkt am Westufer des Elbe-Havel-Kanals, drei Kilometer westlich fließt die Elbe vorbei, und beide sind nördlich von Parey durch den ebenfalls schiffbaren Pareyer Durchstich verbunden. Am südlichen Ortsrand befindet sich ein 2 km² großes Waldgebiet. Zur Elbe hin erstreckt sich die Elbauenlandschaft. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 54, die Parey mit seinen Nachbarorten Derben im Norden und Güsen im Süden verbindet. Zur Kreisstadt Burg beträgt die Entfernung 21 Kilometer. Neben nach Westen hin angelegten Wohngebieten Siedlung und Westkolonie hat der Ortskern eine Flächengröße von 1,3 km² und liegt auf einer Meereshöhe um 40 Meter.

Geschichte

Im Zusammenhang mit der Gründung des Bistums Brandenburg wurde in der Stiftungsurkunde von König Otto I. sinngemäß der Wald „porei mit den Dörfern, die gebaut sind und noch gebaut werden“ erwähnt. Die Jahresangabe der Urkunde schwankt zwischen 946 und 948. Anhand archäologischer Funde ist jedoch nachgewiesen, dass die Pareyer Talsandinsel bereits in früheren Zeiten besiedelt war. Zur Zeit der slawischen Besiedelung im 5. und 6. Jahrhundert gehörte das Pareyer Gebiet zum Untergau Semcici. Vom 10. Jahrhundert an ist Parey eng mit der Adelsfamilie von Plotho verknüpft. Diese Verbundenheit zeigt sich noch heute im Pareyer Ortswappen, in dem die Plothosche Lilie dargestellt ist. Schon 946 gab es ein Plothosches Schlossgut in Parey. Im Verlauf der weiteren Geschichte wurden 1499 das Schloss und der Ort von einer Elbeflut zerstört, die Einwohner siedelten sich an anderer Stelle wieder an, die der heutigen Ortslage entspricht. Zwischen 1521 und 1525 waren Schloss und Dorf Lehen des Havelberger Bistums. Spätestens ab 1655 war der Plothosche Besitz in zwei Rittergüter aufgeteilt, zu denen jeweils ein eigenes Schloss gehörte. Das größere Gut I hatte Grundbesitz in Größe von 750 ha. 1698 stiftete Werner von Plotho dem Ort eine reich ausgestattete Kirche. Für das Gut II ist um 1700 als Besitzer der brandenburgische Staatsdiener Ludwig Otto von Plotho bekannt. Zu dieser Zeit befand sich Parey bereits unter brandenburgischer Landeshoheit. Die nächst höhere Verwaltungseinheit war der Gesamtkreis Jerichow, aus dem sich über den Distrikt Jerichow II (1785) der Kreis Jerichow II (1818) mit der Kreisstadt Genthin entwickelte. Bei einem Brand im Jahre 1736 wurde das größere im Renaissancestil erbaute Schloss zerstört und später durch einen einfacheren Barockbau ersetzt. 1800 verlor die Familie von Plotho auf Grund unklarer Lehnsverhältnisse das Rittergut II. Bis zum 19. Jahrhundert war Parey Sitz einer Postexpedition, wo die Postkutschen Pferdewechsel vornehmen konnten.

Plothosches Schloss um 1900
Pareyer Schleuse

Auf Veranlassung des preußischen Königs Friedrich II. wurde 1734 mit dem Bau des Plauer Kanals begonnen, aus dem später in Verbindung mit dem Ihle-Kanal der Elbe-Havel-Kanal entstand. Der Kanal mündete nördlich von Parey in die Elbe, und zur Regelung des Gefälles wurde bei Parey, das südlich des Kanals lag, eine hölzerne Schleuse installiert. Im Zusammenhang mit der Industrialisierung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden bei Erdbohrungen im Pareyer Gebiet ein Braunkohlenflöz entdeckt, der jedoch wie auch die meisten anderen im Jerichower Land gefundenen Vorkommen nicht abgebaut wurde. Vielmehr wurden das reiche Tonvorkommen von Ziegeleien genutzt, von denen sich im Laufe der Jahre in der Nähe von Parey 16 Betriebe ansiedelten. 1890 wurde in Parey eine Schifferschule gegründet. In den Jahren von 1888 bis 1892 wurde die Elbe bei Parey neu eingedeicht und in diesem Zusammenhang ein neuer Durchstich zwischen Elbe und Plauer Kanal geschaffen. Die Pareyer Schleuse wurde zu einem neuen Zweikammerverbundsystem umgebaut. Das Sägewerk Köster errichtete 1922 einen elektrisch betriebenen Kabelkran zum maschinellen Be- und Entladen der Holzfuhrwerke. Wegen seiner in Deutschland einmaligen Konstruktion wurde die Anlage später unter Denkmalschutz gestellt. Bis zum Beginn des 2. Weltkrieges war Pareys wirtschaftliche Struktur neben der Landwirtschaft im Wesentlichen bestimmt von der Ziegelbrennerei, der Schifffahrt und der Holzverarbeitung. Zwar war die Zahl der Ziegeleien schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts stark zurückgegangen, doch mit der der Hoffmannschen Ringofenziegelei war 1888 ein moderner und leistungsstarker Betrieb entstanden, der noch bis 1978 produzierte. Im Schifffahrtswesen waren um 1920 etwa 220 Pareyer beschäftigt. Mit der Eröffnung der Bahnstrecke Güsen - Jerichow erhielt Parey 1924 einen eigenen Bahnhof. In den 1930er Jahren nahm ein Betonwerk den Betrieb auf. Mit dem Erweiterungsbau des Elbe-Havel-Kanals führte die Wasserstraße ab 1938 direkt an Parey vorbei. Die Zahl der Einwohner war 1939 auf 2945 angestiegen.

Nach 1945

Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Plothoschen Güter enteignet, das Land an Kleinbauern verteilt. Die Pareyer Industriebe wurden als „volkseigen“ verstaatlicht. Das Plothosche Schloss wurde der Kommunalgemeinde übereignet, die dort zunächst öffentliche Einrichtungen unterbrachte, es aber 1951 wegen zu hoher Unterhaltungskosten abreißen ließ. Aus dem ehemaligen Betonwerk entstand der Stahlbau Parey, der mit zuletzt 750 Mitarbeitern zum größten Arbeitgeber des Ortes wurde. In Folge der DDR-Gebietsreform wurde Parey in den Kreis Genthin eingegliedert. 1964 betrug die Einwohnerzahl 3030.

Nach der Wiederherstellung der Einheit Deutschlands 1990 veränderte sich in Parey hauptsächlich die wirtschaftliche Struktur. Nach wie vor blieb das Stahlwerk der größte Betrieb, daneben bilden ein Kieswerk und eine Schrauben- und Drahtfabrik den industriellen Kern (Stand 2007). Am Elbe-Havel-Kanal wurde eine Montage- und Verladeanlage mit einer Hebevorrichtung für 500-Tonnen-Lasten und einem 35 Meter langen Kragarm errichtet. 1999 wurde der Personenverkehr auf der Bahnstrecke Güsen - Jerichow eingestellt. Nach der Bildung der Einheitsgemeinde Elbe-Parey am 1. September 2001 wurde Parey zum Verwaltungszentrum und Standort der zentralen Sekundarschule.

Politik

Historisches Wappenbild

Die ehemalige Gemeinde Parey führte in Ihrem Gemeindesiegel schon einmal ein wappenähnliches Siegelbild. Dieses wurde im Zeitraum nach dem zweiten Weltkrieg bis ca. der Einführung der Bezirke und Kreise in der DDR (1945-1952) benutzt. Eine weitere Quelle ist das Kreisheimatmuseum in Genthin.

Gedenkstätten

Bauwerke

Evangelische Dreifaltigkeitskirche

Die evangelische Dreifaltigkeits-Kirche in Parey wurde nach einer Stiftung durch den Rittergutsbesitzer Werner von Plotho in den Jahren 1697 und 1698 im barocken Baustil errichtet. Es war bereits der dritte Kirchenbau in Parey. Dem aus Backsteinen gemauerten aber verputzten Kirchenschiff sind im Osten ein mehrseitiger Altarraum und im Westen risalitartig der quadratische Kirchturm angefügt. Während das Kirchenschiff ein Satteldach und der Altarraum ein Walmdach tragen, wird der Turm mit Schweifdach, offener Laterne und Welscher Haube bekrönt. Über dem Innenraum spannt sich ein hölzernes Muldengewölbe, an der Westseite ist eine zweigeschossige Empore angebracht. Die Inneneinrichtung ist durchgehend barock gestaltet. Das herausragendste Inventarstück ist die aus Holz geschnitzte und reich verzierte Altarwand, in die eine Kopie des Rubensgemäldes „Kreuzabnahme“ eingefügt ist. Das Original war 1702 von Johann Vorberg gefertigt worden, es wurde am 25. April 1945 durch Kriegseinwirkung zerstört. Erst 1954 konnte eine Kopie aufgestellt werden. Die 1705 ebenfalls von Vorberg geschaffene wuchtig proportionierte Kanzel wird von einer Mosesfigur getragen und ist Christus- und Evangelisten-Figuren geschmückt. Die an der Nordseite befindlichen, von J. C. Wohler 1749 geschaffenen und ebenfalls mit Schnitzereien geschmückten Herrschaftsemporen sind mit dem Plotoschen Wappen versehen. An Friedrich Philipp und Charlotte Catharina von Ploto erinnern zwei aufwändige Marmorepitaphe aus dem 18. Jahrhundert. Die pneumatische Orgel wurde 1912 von der Stendaler Firma R. Voigt gebaut. Unter der Kirche befindet sich die Familiengruft der Familie von Plotho.

Quellen

  • Handbuch der historischen Stätten - Provinz Sachsen Anhalt. Alfred Körner Verlag, 1993, ISBN 3-520-31402-9. 
  • Ute Bednarz, Folkhard Cremer; Dehio-Vereinigung (Hrsg.): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Band: Sachsen-Anhalt. 1: Regierungsbezirk Magdeburg, Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7. 
  • Dietmar Möschner; Evangelischer Kirchenkreis Elbe-Fläming (Hrsg.): Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Elbe-Fläming. Evangelischer Kirchenkreis Elbe-Fläming, Burg 2003, ISBN 3-9809011-0-6. , ISBN 3-9809011 (formal falsche ISBN)
  • CD Sachsen-Anhalt - Amtliche Topografische Karten. Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, 2003

Weblinks


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