Parascha

Parascha

Parascha (hebr. פרשה, Einteilung, Absonderung; Plural פרשות Paraschot oder פרשיות Paraschijot) ist ein Leseabschnitt nach babylonischer Ordnung im masoretischen Text der Tora. Nach palästinischer Ordnung ist die Tora ebenfalls in Abschnitte aufgeteilt, genannt Sidra (aramäisch סדרא, Ordnung, dazu der hebräische Plural סדרים, sedarim).

Inhaltsverzeichnis

Jüdischer Gottesdienst

Im jüdischen Synagogengottesdienst am Schabbat wird die Tora als fortlaufender Text vorgelesen. Entsprechend den Wochen des jüdischen Jahres (siehe Jüdischer Kalender) wurde der masoretische Text im 3. Jh. n. Chr. in 54 Abschnitte eingeteilt. Daher wird eine Parascha im Deutschen auch Wochenabschnitt genannt. Nach den Namen der Paraschijot werden im Judentum auch die Sabbate selbst bezeichnet.

Der Zyklus der Tora-Lesungen endet und beginnt am Feiertag Simchat Tora („Freude der Tora“), der gleichzeitig der letzte Tag des jüdischen Laubhüttenfestes ist. Falls das Jahr auf Grund von Feiertagen oder Schaltregelungen weniger Sabbate hat, als für 54 Lesungen nötig wären, werden auch zwei aufeinander folgende Lesungen zusammen vorgetragen.

Geschichte

In talmudischer Zeit wurden am Schabbat in den Synagogen relativ kurze Stücke als Wochenabschnitte gelesen. Im Land Israel brauchten die Gemeinden für die Vorlesung der ganzen Tora drei bis dreieinhalb Jahre.

In Babylonien hingegen setzte sich die einjährige Vorlesung der ganzen Tora durch; die Wochenabschnitte sind entsprechend wesentlich länger. Diese Wochenabschnitte heißen Parascha.

Benjamin von Tudela, ein jüdischer Reisender aus dem 12. Jahrhundert, beobachtete in Alexandria mit seinem sehr vielfältigen jüdischen Leben sowohl Synagogen mit der palästinensischen (also der dreijährigen) wie der babylonischen (also der einjährigen) Tradition.

Die palästinische Tradition hat sich mit Änderungen in vielen liberalen und einigen konservativen Gemeinden durchgesetzt. Dabei sind heute die palästinischen Sedarim den babylonischen Parschijot zugeordnet. Babylonische und palästinische Ordnung sind freilich harmonisiert; die ganze Tora wird im Verlauf von drei Lesejahren einmal gelesen, und zwar, indem aus der aktuellen babylonischen Parascha jeweils der Sidra des betreffenden Lesejahres vorgetragen wird.

Liste der Wochenabschnitte

Die Paraschijot werden im Hebräischen benannt nach den Worten, mit denen sie beginnen, oder nach dem ersten wichtigen Begriff.

Bereschit (1. Buch Mose - Genesis)

  • Bereschit בראשית „Am Anfang“ (Gen 1,1-6,8)
  • Noach נח „Noah“ (Gen 6,9-11,32)
  • Lech Lecha לך לך „Gehe für dich“ (Gen 12,1-17,27)
  • Wajera וירא „Und es erschien“ (Gen 18,1-22,24)
  • Chaje Sara חיי שרה „Das Leben Saras“ (Gen 23,1-25,18)
  • Toledot תולדות „Geschlechter“ (Gen 25,19-28,9)
  • Wajeze ויצא „Und er zog aus“ (Gen 28,10-32,3)
  • Wajischlach וישלח „Und er schickte“ (Gen 32,4-36,43)
  • Wajeschew וישב „Und er wohnte“ (Gen 37,1-40,23)
  • Mikez מקץ „Am Ende“ (Gen 41,1-44,17)
  • Wajigasch ויגש „Und er trat heran“ (Gen 44,18-47,27)
  • Wajechi ויחי „Und er lebte“ Gen 47,28-50,26)

Sch'mot (2. Buch Mose - Exodus)

  • Schemot שמות „Namen“ (Ex 1,1-6,1)
  • Wa'era וארא „Und ich erschien“ (Ex 6,2-9,35)
  • Bo בא „Komm“ (Ex 10,1-13,16)
  • Beschalach בשלח „Als er ziehen ließ“ (Ex 13,17-17,16)
  • Jitro יתרו „Jitro“ (Ex 18,1-20,23)
  • Mischpatim משפטים „Rechte“ (Ex 21,1-24,18)
  • Teruma תרומה „Hebopfer“ (Ex 25,1-27,19)
  • Tezawe תצוה „Du sollst befehlen“ (Ex 27,20-30,10)
  • Ki Tissa כי תשא „Wenn du erhebst“ (Ex 30,11-34,35)
  • Wajakhel ויקהל „Und er versammelte“ (Ex 35,1-38,20)
  • Pekude פקודי „Die Zählungen“ (Ex 38,21-40,38)

Wajikra (3. Buch Mose - Leviticus)

  • Wajikra ויקרא „Und er rief“ (Lev 1,1-5,26)
  • Zaw צו „Gebiete!“ (Lev 6,1-8,36)
  • Schemini שמיני „Achter“ (Lev 9,1-11,47)
  • Tasria תזריע „Sie empfängt“ (Lev 12,1-13,59)
  • Mezora מצורע „Aussätziger“ (Lev 14,1-15,33)
  • Achare Mot אחרי מות „Nach dem Tode“ (Lev 16,1-18,30)
  • Kedoschim קדושים „Heilige“ (Lev 19,1-20,27)
  • Emor אמור „Sage“ (Lev 21,1-24,23)
  • Behar בהר „Auf dem Berge“ (Lev 25,1-26,2)
  • Bechukotaj בחוקותי „In meinen Satzungen“ (Lev 26,3-27,34)

Bemidbar (4. Buch Mose - Numeri)

  • Bemidbar „In der Wüste“ (Num 1,1-4,20)
  • Nasso „Erhebe“ (Num 4,21-7,89)
  • Beha'alotcha „Wenn du anzündest“ (Num 8,1-12,16)
  • Schelach Lecha „Schicke!“ (Num 13,1-15,41)
  • Korach „Korach“ (Num 16,1-18,32)
  • Chukkat „Satzung“ (Num 19,1-22,1)
  • Balak „Balak“ (Num 22,2-25,9)
  • Pinchas „Pinchas“ (Num 25,10-30,1)
  • Matot „Stämme“ (Num 30,2-32,42)
  • Masse „Reisen“ (Num 33,1-36,13)

Dewarim (5. Buch Mose - Deuteronomium)

  • Dewarim „Reden“ (Dtn 1,1-3,22)
  • Waetchanan „Und ich flehte“ (Dtn 3,23-7,11)
  • Ekew „Sofern“ (Dtn 7,12-11,25)
  • Re'eh „Siehe!“ (Dtn 11,26-16,17)
  • Schoftim „Richter“ (Dtn 16,18-21,9)
  • Ki Teze „Wenn du ziehst“ (Dtn 21,10-25,19)
  • Ki Tawo „Wenn du kommst“ (Dtn 26,1-29,8)
  • Nizawim „Ihr steht“ (Dtn 29,9-30,20)
  • Wajelech „Und er ging“ (Dtn 31,1-30)
  • Ha'asinu „Höret!“ (Dtn 32,1-52)
  • Wesot Habracha „Und dies ist der Segen“ (Dtn 33,1-34,12)

Feiertage und Fastentage

  • Sukkot
    • 1.Tag Lev 22,26 - 23,44 & Num 29,12 - 29,16
    • 2.Tag (wird in der Orthodoxie außerhalb Israels beachtet) Lev 22,26 - 23,44 & Num 29,12 - 29,16

Im Anschluss an die Parascha wird die Haftara (Text aus den biblischen Prophetenbüchern) vorgelesen.

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  • Schemot (Parascha) — Die Tochter des Pharao findet Moses im Fluss (Gemälde von Edwin Long, 1886) Schemot (hebr. שְׁמוֹת, „Namen“) bezeichnet einen Leseabschnitt (Parascha oder Sidra genannt) der Tora und umfasst den Text Ex/Schemot 1,1–6,1. Es handelt sich um die… …   Deutsch Wikipedia

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