Papstwahl 2005

Papstwahl 2005
Wappen des Kardinalkämmerers während der Sedisvakanz
Johannes Paul II.
Papst Benedikt XVI.

Das Konklave 2005 war die Wahlversammlung der Kardinäle zur Wahl des Nachfolgers von Johannes Paul II. und fand am 18. und 19. April 2005 statt. Es wählte Joseph Kardinal Ratzinger zum Papst, der den Namen Benedikt XVI. wählte.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Als Kardinaldekan fiel Joseph Ratzinger die Schlüsselrolle zu, die Kardinäle zum Konklave einzuberufen. Das Konklave trat am Nachmittag des 18. April 2005 in der Sixtinischen Kapelle zusammen, dem ein vom Kardinaldekan geleiteter Gottesdienst im Petersdom vorausging. Er hielt eine vielbeachtete, gegen Materialismus und Relativismus gerichtete Predigt. Diese Papstwahl fand erstmals nach der neuen Wahlordnung statt, welche von Papst Johannes Paul II. in dem 1996 erschienenen apostolischen Sendschreiben Universi Dominici Gregis festgelegt wurde.

Wie bei den beiden Konklaven zuvor waren alle Kardinäle stimmberechtigt, die am Tag vor dem Tod des vorhergehenden Papstes, also am 1. April 2005, das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten. Von den 117 Wahlberechtigten waren zwei Kardinäle aus Krankheitsgründen verhindert. Es war das bisher größte Konklave; noch nie zuvor gab es so viele Kardinäle, die einen neuen Papst gewählt haben.

Bis auf Joseph Ratzinger und William Wakefield Baum wurden alle teilnehmenden Wähler von Johannes Paul II. zu Kardinälen ernannt. Der Kardinalprotodiakon, welcher traditionsgemäß das Ende des Konklaves und den Namen des neuen Papstes bekannt gibt, war Jorge Arturo Medina Estévez.

Während der Sedisvakanz nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. vom 2. April 2005 bis zum 19. April 2005 wurden die genannten Ämter von folgenden Personen ausgeübt:

Folgende in alphabetischer Reihenfolge aufgeführten Kardinäle waren im Konklave 2005 wahlberechtigt:

Wahlberechtigt, aber krankheitsbedingt abwesend waren die Kardinäle Jaime Lachica Sin († 2005) von den Philippinen und Adolfo Antonio Suárez Rivera († 2008) aus Mexiko. Die Kardinäle dieses Konklaves kamen zwar noch überwiegend aus Europa (58), doch geht ihr Einfluss fortwährend zurück. Lateinamerika ist mit 20 Kardinälen vertreten, Nordamerika (ohne Mexiko) mit 14, Afrika mit 11, Asien erst mit 10 und Ozeanien sowie der Nahe Osten je mit einem. Auf die Länder sind die Kardinäle wie folgt verteilt:

Land wahlberechtigte Kardinäle
Italien 20
Vereinigte Staaten 11
Deutschland, Spanien 6
Frankreich 5
Brasilien, Mexiko 4
Indien, Kanada, Kolumbien, Polen 3
Chile, Japan, Nigeria, Philippinen, Portugal, Ukraine, Ungarn, Vereinigtes Königreich 2
Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Bosnien-Herzegowina, Dominikanische Republik, Côte d'Ivoire, Ghana, Guatemala, Honduras, Indonesien, Irland, Kamerun, Demokratische Republik Kongo, Kroatien, Kuba, Lettland, Litauen, Madagaskar, Niederlande, Neuseeland, Nikaragua, Österreich, Peru, Südafrika, Sudan, Schweiz, Syrien, Tansania, Thailand, Tschechische Republik, Uganda, Vietnam 1

Wahlablauf

Wahlgänge

Für die Wahl waren vier Wahlgänge nötig. Deren Ende wurde mit den traditionellen Rauchzeichen aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle mitgeteilt. (Schwarzer Rauch, wenn keine Mehrheit gefunden wurde, weißer Rauch bei erfolgreicher Wahl). Schwarzer Rauch war sichtbar am 18. April kurz nach 20 Uhr und am 19. April gegen 11:50 Uhr (gemeinsam für den zweiten und dritten Wahlgang). Weißer Rauch kündigte am 19. April gegen 17:50 Uhr an, dass ein neuer Papst gefunden war. Zunächst war nicht klar, ob es sich um weißen oder schwarzen Rauch handelte. Der niederländische Kardinal Adrianus Simonis erklärte dazu, dass es Probleme mit der Entzündung der Wahlzettel gegeben hatte. Kurz darauf läuteten die Glocken des Petersdomes. Mit einer Dauer von rund 26 Stunden war diese Wahl die kürzeste in der jüngeren Kirchengeschichte nach dem Konklave von 1939, das nach drei Wahlgängen zur Wahl Pius XII. führte. Die Wahl und insbesondere der aufsteigende Rauch lenkten großes Medieninteresse auf sich und ließen etwa 100.000 Gläubige sich auf dem Petersplatz versammeln.

Verlauf und Ausgang

Dem Kardinal Angelo Sodano als Subdekan des Kardinalskollegiums kam die Frage zu: „Acceptasne electionem de te canonice factam in Summum Pontificem?“ (Nimmst Du Deine kanonische Wahl zum Papst an?) Der chilenische Kardinalprotodiakon Jorge Arturo Medina Estévez verkündete um 18:41 Uhr, dass ein neuer Papst gewählt sei. Die vollständige Formel lautete auf Latein:

Annuntio vobis gaudium magnum. Habemus Papam: Eminentissimum ac Reverendissimum Dominum, Dominum Iosephum, Sanctae Romanae Ecclesiae Cardinalem Ratzinger, qui sibi nomen imposuit Benedicti Decimi Sexti.

(Vorgesehen wäre zwar die Form Benedictum für „Benedikt“ gewesen, jedoch ist auch Benedicti in der Funktion eines Genitivus Explicativus korrektes Latein.)

Ins Deutsche übersetzt lautet die Formel: „Ich verkünde euch große Freude: Wir haben einen Papst, und zwar Seine Eminenz, den hochwürdigsten Herrn Joseph, der Heiligen Römischen Kirche Kardinal Ratzinger, der sich den Namen Benedikts des Sechzehnten gegeben hat.“

Um 18:48 Uhr zeigte sich der neue Papst erstmals auf der Benediktionsloggia der Peterskirche. Der gewählte Kardinal Ratzinger war im Gegensatz zu seinem Vorgänger schon im Vorfeld als einer von mehreren Kandidaten („papabili“) gehandelt worden. Zum Zeitpunkt der Wahl war er bereits 78 Jahre alt. Über den genauen Verlauf der Wahl sind zunächst keine genauen Informationen bekannt geworden, insbesondere über die Anzahl der Stimmen, mit denen Benedikt XVI. gewählt wurde. Gemäß Meldungen kurz nach der Wahl erreichte Benedikt XVI. über 100 Stimmen und konnte damit fast alle der 115 Kardinäle hinter sich versammeln. Der Wiener Erzbischof, Christoph Kardinal Schönborn, erklärte, dass es im Konklave keinen Richtungsstreit gegeben habe. Am 23. September 2005 meldete der italienische TV-Sender RAI jedoch, dass nur 84 Kardinäle bei der Papstwahl am Abend des 19. April 2005 für Joseph Kardinal Ratzinger gestimmt hätten. Als Quelle führte der Sender das Tagebuch eines anonymen Mitglieds des Konklave an. Den zweiten Platz soll der Argentinier Jorge Mario Kardinal Bergoglio belegt haben. Laut Aufzeichnungen des Tagebuchs des unbekannten Kardinals soll Benedikt XVI. im ersten Wahlgang 47, im zweiten 65 und im dritten 72 Stimmen bekommen haben. Weitere Stimmen entfielen auf die Italiener Angelo Kardinal Sodano, Carlo Maria Kardinal Martini und Camillo Kardinal Ruini.

Öffentliches Echo

Die Wahl von Benedikt XVI. wurde in den Medien unterschiedlich aufgenommen. Die traditionell antideutschen (und antikatholischen) britischen Boulevardzeitungen sahen Ratzinger besonders negativ („Panzerkardinal“, „God's Rottweiler“, Nazi-Vorwürfe (umgehend von der Jerusalem Post zurückgewiesen [1]) trotz seines damaligen noch jugendlichen Alters und zwangsweiser Einberufung in NS-Organisationen). Die Bezeichnung „Papa Ratzi“ wird dagegen im allgemeinen liebevoll gebraucht. Die türkische Presse sah in dem neuen Papst überwiegend einen „Feind der Türkei“. Bild titelte doppeldeutig patriotisch: „Wir sind Papst!“, auf der Titelseite der taz hingegen prangte auf schwarzem Hintergrund der Ausruf „Oh, mein Gott!“[2]. Es gab neben skeptischen oder gar ablehnenden Stimmen aber auch viele, die angesichts der ersten Gesten im Amt dem „Bewahrer“ Ratzinger als Papst Benedikt XVI. auch durchaus versöhnlichere Töne zutrauten. Als Anzeichen hierfür wurden u. a. die Namenswahl Benedikt als Hinweis auf den „Friedenspapst“ Benedikt XV. und den heiligen Benedikt als Schutzpatron Europas gesehen, aber auch die Gesten gegenüber der jüdischen Gemeinde und gegenüber den anderen christlichen Kirchen.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Jerusalem Post: Ratzinger a Nazi? Don't believe it, 18. April, 2005
  2. die tageszeitung: Oh, mein Gott!, 20. April 2005


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