Panzerfaust

Panzerfaust
Vier "Panzerfaust 30", aufgenommen im Militärmuseum Helsinki

Die Panzerfaust (auch Panzerabwehrrohr) ist eine deutsche reaktive Panzerbüchse aus dem Zweiten Weltkrieg. Die in großen Stückzahlen produzierte Waffe war vor allem für die Panzerabwehr konstruiert. Durch ihre große Bekanntheit und die plakative Wirkung der Bezeichnung wurde die Panzerfaust oft ein Synonym für den gesamten Waffentyp.

Inhaltsverzeichnis

Technik

Hinten Panzerfaust, davor Granate für 88 mm RPzB 54 (Ofenrohr)

Die Panzerfaust verschießt Hohlladungsgeschosse nach dem Prinzip des rückstoßfreien Geschützes. Die Rückstoßenergie des Projektils wird durch die Energie einer sich entgegengesetzt nach hinten bewegenden Masse bzw. Gasmenge ausgeglichen. Der nach hinten austretende Strahl kann auf kurze Entfernung tödlich sein.

Die Abschussvorrichtung (Rohr) war eigentlich als Wegwerfwaffe konzipiert. Die Rohre wurden jedoch oftmals auf Kompanie-, Bataillons- oder Regimentsebene gesammelt und in einer Waffenmeisterei nachgeladen.

Auf dem Abschussrohr befindet sich eine aufklappbare Metallschiene, die als einfaches Visier nach dem Prinzip der offenen Visierung dient. In der Metallschiene befinden sich Löcher (Lochkimmen) mit Meterangaben (30, 60, 80 bei Panzerfaust 60). Als Korn dient dabei die Oberseite der Granate.

Abgeschossen wurde die Panzerfaust entweder von der Schulter oder unter der Schulter, eingeklemmt zwischen Oberarm und Rumpf.

Geschichte

Volkssturmmänner mit Panzerfaust im Januar 1945 in Königsberg
Finnische Soldaten mit Panzerfaust

1942 wurde die Panzerfaust auf der Grundlage der Faustpatrone von der Hugo Schneider AG entwickelt und im KZ-Außenlager Schlieben produziert. Das Ergebnis war ein einfaches Werferrohr mit einem Gesamtgewicht von weniger als 10 kg. An der oberen Seite des Rohrs befand sich eine einfache aufklappbare Zielvorrichtung und der darin enthaltene Abzug. An der Vorderseite befand sich ein 3,3 kg schweres Geschoss mit ungefähr 1,6 kg Sprengstoff.

Insgesamt wurden während des Zweiten Weltkrieges drei Ausführungen verwendet. Die Panzerfaust 30 wurde im August 1943 ausgeliefert. Die „30“ gab die optimale Reichweite in Metern an. Später wurden die Panzerfaust 60 sowie die Panzerfaust 100 entwickelt. Ein weiteres Modell mit 150 Metern Reichweite, optional montierbarem Splitterring (sog. „Splitterfaust“) und nachladbarem Startrohr wurde zum Ende des Krieges in sehr geringer Stückzahl hergestellt. Die Panzerfaust 250 kam nie über die Planungsphase hinaus. Verbessert wurden jeweils Reichweite, Hohlladung und Abschussvorrichtung.

1945 wurden noch über 2 Millionen dieser Waffen hergestellt und an Soldaten sowie an den Volkssturm ausgegeben. Insgesamt wurden 6,7 Millionen Panzerfäuste produziert.[1]

Die Rote Armee erbeutete große Mengen der Panzerfaust und setzte diese ebenfalls ein, da ihr keine vergleichbare eigene Waffe zur Verfügung stand. Finnland wurde als Verbündeter Deutschlands (bis September 1944) mit Panzerfäusten beliefert.

Technische Daten

Bezeichnung Gewicht Gewicht der
Treibladung
Ø des
Gefechtskopfes
Geschwindigkeit Vmax Wirksame
Schussweite
Durchschlags-
leistung
Faustpatrone 30 m 2,7–3,2 kg 70 g 100 mm 28 m/s 30 m 140 mm
Panzerfaust 30 m 6,9 kg 95–100 g 149 mm 30 m/s 30 m 200 mm
Panzerfaust 60 m 8,5 kg 120–134 g 149 mm 45 m/s 60 m 200 mm
Panzerfaust 100 m 9,4 kg 190–200 g 149 mm 60 m/s 100 m 200 mm
Panzerfaust 150 m 6,5 kg 190–200 g 106 mm 85 m/s 150 m 280–320 mm

Bundeswehr heute

Heutzutage verwendet die Bundeswehr nach Ablösung der lange genutzten leichten Panzerfaust 44 mm sowie der schweren Panzerfaust 84 mm „Carl Gustaf“ zur Panzerabwehr die Panzerfaust 3.

Siehe auch

Literatur

  • OKW: Vorschrift D 560/2 – Merkblatt für die Handhabung der Panzerfaust, 1943

Weblinks

 Commons: Panzerfaust – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Panzerfaust – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Vgl. Hans Holzträger: Kampfeinsatz der Hitler-Jugend im Chaos der letzten Kriegsmonate, AGK 1995, ISBN 978-3-928389-15-0; S. 29 Fn. 39

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