Panevėžys

Panevėžys
Panevėžys
Wappen
Wappen
Staat: Litauen Litauen
Bezirk (ab 1994): Panevezys County flag.png Panevėžys
Koordinaten: 55° 44′ N, 24° 22′ O55.73755277777824.36328888888950Koordinaten: 55° 44′ N, 24° 22′ O
Höhe: 50 m. ü. NN
Fläche (Ort): 52 km²
 
Einwohner (Ort): 113.653 (2008)
Bevölkerungsdichte: 2.186 Einwohner je km²
Zeitzone: EET (UTC+2)
Telefonvorwahl: (+370) 45
Postleitzahl: 352xx
 
Status: Stadtgemeinde
 
Webpräsenz:
Panevėžys (Litauen)
Panevėžys
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Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: Lithuanian Hydrometeorological Service
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Panevėžys
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Max. Temperatur (°C) −3,0 −1,9 2,9 10,5 17,7 21,1 22,2 21,6 16,5 10,5 4,0 −0,6 Ø 10,1
Min. Temperatur (°C) −8,0 −7,7 −3,9 1,7 6,9 10,8 11,9 11,2 7,7 3,9 −0,4 −5,3 Ø 2,4
Niederschlag (mm) 32 26 32 42 54 63 74 74 57 47 51 44 Σ 596
Regentage (d) 17 14 14 13 12 13 14 13 15 14 17 20 Σ 176
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Das Zentrum von Panevėžys
Innenstadtpanorama

Panevėžys ( anhören?/i; deutsch: Ponewiesch; polnisch Poniewież; Yiddisch פוניבעזש, wobei die Transkription hiervon Ponevezh lautet) ist eine litauische Großstadt im Norden des Landes – in jeweils rund 130 km Entfernung zwischen den beiden Landeshauptstädten Riga (Lettland) und Vilnius (Litauen). Der Name Panevėžys geht auf den Fluss Nevėžis zurück und bedeutet am Ufer des Nevėžis gelegen.[1]. Panevėžys liegt im gleichnamigen Distrikt Panevėžys einem Verwaltungsbezirk im Nordosten Litauens, wobei der Bezirk zur historischen Landschaft Oberlitauen gehört. Als fünftgrößte Stadt des Landes ist Panevėžys bereits die kleinste Großstadt in Litauen. Das Stadtgebiet von Panevėžys verfügt über eine Fläche 50 Quadratkilometern.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 7. September 1503 wird Panevėžys in einem Brief des Großherzogs von Litauen Alexander dem I an den Bischof von Ramgyla erstmalig urkundlich erwähnt.[2] Mit diesem Schreiben machte der Großherzog den Geistlichen zum Eigentümer der Ländereien rund um das zwischen den Flüssen Nevėžis und Lėvuo gelegene Gut Panevėžys. Bedingung hierfür war die Errichtung einer Kirche, wobei diese Holzkirche mittlerweile zerstört ist. Zum 500. Geburtstag der Stadt Panevėžys im Jahre 2003 wurde ein Denkmal für den Großherzog Alexander errichtet. Eine Besiedlung der Gegend durch Gruppen von Polen und Karäern bestand bereits im 14. Jahrhundert.

Unweit des Gutes Panevėžys wurden im 16. Jahrhundert die Siedlung Mikolajevas gegründet und auf der anderen Flussseite entstand die Ortschaft Naujasis (Neu-) Panevėžys. Im 19. Jahrhundert wurden diese drei Orte zur Stadt Panevėžys vereint. Im Jahre 1813 wurden Panevėžys die Stadtrechte verliehen. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren nahezu alle Gebäude der Stadt in Holzbauweise errichtet, wobei diese Gebäude im Ersten Weltkrieg, als nahezu die gesamte Stadt abbrannte, zerstört wurden. Im Zeitalter zunehmender Industrialisierung gewann Panevėžys auch als Banken- und Handelsplatz an Bedeutung. Im Jahre 1927 wurde die Stadt zudem Bischofssitz.

Am 15. Juni 1940 übernahmen russische Militärs im Zuge der erzwungenen Eingliederung von Litauen in die Sowjetunion die Kontrolle der Stadt. In Zeiten der russischen Besatzung wurde eine Vielzahl von politischen Gefangenen in der Nähe der Zuckerfabrik ermordet eine noch erheblich größere Zahl von Bürgern entweder ins Exil nach Sibirien geschickt oder auf andere Weise verfolgt.

Nach dem Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion wurde Panevėžys wie schon im Ersten Weltrkrieg von deutschen Truppen besetzt. Dabei war der Status der Stadt der eines Gebietskommissariats innerhalb des Reichskommisariats Ostland. Während der Besatzungszeit durch die Nationalsozialisten wurde nahezu die komplette jüdische Bevölkerung der Stadt ermordet: bereits im Juli und August 1941 über 10.000 Menschen. Dabei fielen dem so genannten Einsatzkommando 3 unter Führung Karl Jägers (Einsatzgruppe A) allein am 23. August 1312 jüdische Männer, 4602 Frauen und 1609 Kinder zum Opfer.[3] Beim Rückzug der Nationalsozialisten wurde die Stadt zusätzlich stark zerstört. Nach Kriegsende setzte die Sowjetführung auf die zunehmende Industrialisierung der Stadt. Insbesondere in den 1960er und 1980er Jahren wurden viele große Unternehmen gegründet. Durch verkehrsgünstige Lage und Bau der Eisenbahn entwickelte sich Panevėžys immer mehr zu einem Industriezentrum. Aufgrund des steigenden Wohnungsbedarfs bei Arbeitern wurden insbesondere in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts viele Plattenbauten errichtetet.

Sehenswürdigkeiten

Im Gegensatz zu anderen litauischen Innenstädten wie z.B. Vilnius und Kaunas, wo mittelalterliche oder barocke Bauten dominieren, prägt in Panevėžys Architektur aus dem 19. und 20. Jahrhundert das Stadtbild.[4] Beispiele hierfür sind das Gymnasium, in dem 1915 als erstes landesweit in litauischer Sprache unterrichtet wurde und eine der ältesten Buchhandlungen Litauens aus dem Jahre 1905.

  • Im Zentrum der Stadt liegt in unmittelbarer Nähe des Busbahnhofs der Freiheitsplatz (Laisves aikste), um den sich einige Geschäfte und Cafes gruppieren. Hier liegen auch das Rathaus und das J. Miltinis Theater.
  • Nördlich des Freiheitsplatzes befindet sich das alte Flussbett, das zu einem großen Teich mit Fontäne und Inselchen aufgestaut wurde. Entlang des neuen Flussbetts wurden Uferpromenaden gebaut, auf denen einige Skulpturen stehen.
Das Gerichtsarchiv von 1614
  • Die Geschichte der St. Peter-und Paulskirche geht auf die ursprünglich vom Bischof von Ramgyla zur Stadtgründung erbaute Holzkirche zurück. Über die Jahrhunderte wurde der Standort verlegt und mehrmals Neubauten errichtet.[5] Das heutige Gebäude ein im Jahre 1804 fertig gestellter Barockbau.
  • Die bischöfliche Christ-Königs-Kathedrale wurde in den Jahren 1908-1929 in neobarockem Stil erbaut und von Maironis geweiht. Über dem Altar befindet sich ein sehr großes Gemälde, das ein siegreiches litauisches Heer im Mittelalter zeigt.[6]

Wirtschaft

Zu den größten Industriebetrieben am Ort gehörte Ekranas, ein Hersteller von Fernsehröhren und Flachbildschirmen mit ehemals 4200 Beschäftigten[7] ebenso wie die Brauerei Kalnapils, die zur dänischen Royal Unibrew Brauereigruppe gehört. Weitere wichtige Unternehmen sind Linas, ein Hersteller von Leinenerzeugnissen und die Baufirma Statybos Trestas, die bei 1080 Beschäftigten einen Umsatz von 170 Millionen Euro erwirtschaftete.[8]

Verkehr

Schmalspurbahn

Panevėžys ist durch die Via Baltica mit Kaunas und Riga verbunden. Nach Vilnius führt eine Autobahn. In West-Ost-Richtung verläuft die Fernverkehrsstraße Palanga-Šiauliai-Kupiškis nach Daugavpils in Lettland. In der gleichen Richtung verläuft die Bahnverbindung von Kaliningrad via Klaipeda nach Panevėžys. Von hier aus führt die Strecke weiter via Rokiskis und Daugavapils in Richtung Moskau. Eine direkte Bahnverbindung nach Vilnius gibt es nicht – vielmehr ist ein Umstieg in Radviliškis erforderlich. Darüber hinaus gibt es eine Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 750 mm. Diese besteht seit 1899 und ist damit die älteste ihrer Art in Europa. Sie verbindet auf einer Strecke von 69 km Länge Panevėžys über Anykščiai mit Rubikiai. Der weitere Streckenverlauf bis Utena ist stillgelegt. Sechs Kilometer östlich von Panevėžys liegt der frühere Militärflugplatz Panevėžys, der auch unter den Namen Pajuostis (ICAO: EYPP) bekannt ist.[9] Für Radfahrer hat die Stadt Panevėžys den Versuch unternommen, einen Radweg in Ost-West-Richtung quer durch die Stadt auszuweisen. Innerstädtisch verfügt Panevėžys über 13 Buslinien, wobei das gesamte Streckennetz eine Länge von 136,8 Kilometer und hat 223 Haltestellen aufweist.[10]

Kultur und Bildung

Theater

  • Das J. Miltinis Theater hatte lange eine republikweite und sogar internationale Reputation.
  • Das Puppentheater führt regelmäßig im Sommer seine Vorstellungen auf einem Pferdefuhrwerk auf.
  • Vor dem im Jahre 1991 gegründeten Menas Theater steht eine Skulptur der Romanfigur Don Quijote
  • Musiktheater

Museen

  • Das Landeskundemuseum beherbergt archäologische Funde sowie eine Sammlung von 5000 Schmetterlingen.
  • Die Fotogalerie veranstaltet ca. 30 Ausstellungen pro Jahr
  • Auch die Kunstgalerie bietet ca. 25 Ausstellungen jährlich an.
  • Im Gerichtsarchiv, dem ältesten erhaltenen Gebäude der Stadt aus dem Jahre 1614 befindet, sich eine Ausstellung, die Gemälde, historische Urkunden und Holzskulpturen zeigt.[11]
  • Im Sportmuseum, werden Exponate zur Geschichte des Sports in der Region Panevėžys gezeigt.

Sport

Die Cido-Arena

Ekranas Panevėžys ist der bedeutendste Fußballverein der Stadt.

Seit 2008 verfügt die Stadt über die multifunktionale Cido-Arena, in der Sportveranstaltungen sowie Konzerte stattfinden. 2011 wurden dort Spiele der Basketball-Europameisterschaft 2011 ausgetragen. Die Arena verfügt über eine 250 Meter lange Radrennbahn nach UCI-Standard. Entworfen wurde die Bahn vom Münsteraner Architekten Ralph Schürmann.[12] Im November 2012 sollen dort die Bahn-Europameisterschaften stattfinden.[13]

Justiz

Städtepartnerschaften

Panevėžys hat Städtepartnerschaften geschlossen mit

  • DeutschlandDeutschland Lünen, Deutschland, seit 1990
  • SchwedenSchweden Kalmar, Schweden, seit 1992
  • NiederlandeNiederlande Goes, Niederlande, seit 1993
  • PolenPolen Lublin, Polen, seit 1999
  • DanemarkDänemark Kolding, Dänenmark, seit 2000
  • RusslandRussland Mytischtschi, Russland, seit 2001
  • RusslandRussland Kaliningrad, Russland, seit 2002
  • LettlandLettland Daugavpils, Lettland, seit 2004
  • BulgarienBulgarien Gabrovo, Bulgarien
  • EstlandEstland Rakvere, Estland, seit 2005

Söhne und Töchter der Stadt

Einzelnachweise

  1. Homepage der Stadt Panevėžys, abgerufen am 15. August 2010
  2. Soweit nicht anders angegeben, beruht die Darstellung der Geschichte und der Sehenswürdigkeiten auf: Claudia Marrenbach, Gaby Coldewey, Sybille Heeg, Gertrud Ranner: Baltische Länder, Lettland, Litauen, Estland, Michael Müller Verlag, Erlangen, 5. Auflage, 2008, S. 181 ff., ISBN 3-89953-380-1 und Günther Schäfer: Litauen mit Kaliningrad, Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH, Bielefeld, 4. Auflage, 2003, S. 337 ff., ISBN 3-8317-1152-6
  3. Vgl. Wolfram Wette: Karl Jäger. Mörder der litauischen Juden, Frankfurt, Fischer 2011, hier: Der Jäger-Bericht, Faksimile im Anhang.
  4. Informationen von der Website Litauen-Netz, abgerufen am 15. August 2010
  5. Informationen zur Geschichte auf der Website der Stadt Panevėžys, abgerufen am 15. August 2010
  6. Howard Jarvis, John Oates, Tim Ochser, Neil Taylor: Baltikum, Estland, Lettland und Litauen, Dorling Kindersley, München 2009, S. 264.
  7. Informationen von der Ekranas Website, abgerufen am 16. August 2010
  8. Website der Bauunternehmung Statybos Trestas abgerufen am 16. August 2010
  9. Beschreibung des Flughafens Panevėžys bei fallingrain.com, abgerufen am 15. August 2010
  10. Informationen zur Busgesellschaft Panevėžio autobusų parkas in der englischen Wikipedia, abgerufen am 15. August 2010
  11. Informationen des Portals Litauen.info, abgerufen am 15. August 2010
  12. cidoarena.lt
  13. UEC-Kalender auf uec-federation.eu Der Termin ist noch nicht endgültig bestätigt.

Weblinks

 Commons: Panevėžys – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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