Palasteunuch

Palasteunuch

Ein Palasteunuch war in früheren Kulturen (besonders in Byzanz und im Kaiserreich China) ein Eunuch, der im Palast des Herrschers beschäftigt war bzw. der zum Hofstaat gehörte.

An vielen Höfen waren Palasteunuchen begehrt und geschätzt, denn viele Knaben überlebten die Kastration nicht und starben als Eunuchen-Neulinge.

Inhaltsverzeichnis

Palasteunuchen (Tàijiān 太監) im Kaiserreich China

Sowohl in den Haushaltungen der Prinzen als auch in der Verbotenen Stadt selbst lebten und arbeiteten Palasteunuchen. Sie gehörten zum Haushalt und verrichteten die verschiedensten Tätigkeiten, beispielsweise als Minister und Berater, als Haremswächter und Badediener, als Sänftenträger, als Boten und Herolde und als Hausdiener etc.

In der Verbotenen Stadt existierte seit der Qing-Dynastie ein Gesetz, laut welchem nach Sonnenuntergang in der Verbotenen Stadt kein „richtiger“ Mann, sondern nur noch Frauen (beispielsweise Hofdamen, Zofen und Konkubinen) und Eunuchen anwesend sein durften.

Besonders unter der Herrschaft der Kaiserinwitwe Cixi waren die Palasteunuchen harten Bestrafungen ausgesetzt. Anfang des 20. Jahrhunderts kannte jeder die Geschichte des Eunuchen, der beim Schachspiel mit der Kaiserinwitwe ausrief: „Der Sklave schlägt dieses Pferd des Erhabenen Stammvaters!“ (Cixi ließ sich gern als Mann anreden.) Die Kaiserinwitwe war darüber so erbost, dass sie den Eunuchen augenblicklich hinausschleifen und zu Tode peitschen ließ. - Von ihren Kammerdienern wird erzählt, dass sie jedes Mal zitterten, wenn sie zu Cixi mussten, weil einer von ihnen wegen eines vergessenen Haares im Kamm der Kaiserinwitwe ausgepeitscht worden war.

In der Verbotenen Stadt selbst lebten die Palasteunuchen in strengen Hierarchien. Zuoberst standen die Generaleunuchen, die sich neben den kaiserlichen Zuwendungen noch andere Einkünfte sichern konnten, teilweise durch Betrügereien. Einige Generaleunuchen führten wegen dieser Einkünfte einen Lebensstil wie Adlige. Einige von ihnen sollen sogar mit Frauen zusammengelebt haben. Sie besaßen die Befehlsgewalt über die Obereunuchen. Auch sie bezogen ein kaiserliches Gehalt, von dem sie leben konnten und sie befahlen den gewöhnlichen Eunuchen. Diese wiederum waren in verschiedene Ränge unterteilt und verrichteten die „niederen“, die körperlichen Arbeiten etwa als Köche, Sänftenträger oder als Hausdiener. Ihre Einkünfte waren oftmals gering und sie führten ein ärmliches Leben. Am schlechtesten unter ihnen erging es den Sulas, den einfachen Putzsklaven in der Verbotenen Stadt.

Des Weiteren unterschied man in der Verbotenen Stadt auch noch Jungeunuchen. Sie waren erst vor relativ kurzer Zeit kastriert und in den Kaiserpalast gekommen und verrichteten meistens „niedere“ Arbeiten wie etwa als Sänftenträger oder Küchendiener.

Eine weitere Besonderheit der chinesischen Palasteunuchen in der Verbotenen Stadt war, dass sie, wenn sie zum Beispiel wegen einer Verfehlung entlassen wurden, im Gegensatz zu den bei den Prinzen beschäftigten Eunuchen, nirgendwo anders beschäftigt werden durften. Besonders die Sulas gerieten deshalb in Armut, wurden zu Bettlern und starben den Hungertod.[1]

Im 14. Jahrhundert wurde ein chinesischer Eunuch mit höchsten Ehren bedacht, indem er Admiral der Flotte wurde und auf kaiserlichen Befehl hin Teile des Pazifischen Ozeans und Südostasien erforschte: Zheng He.

Durchführung der Kastration im alten China

Im Kaiserreich China gab es für die Kastration eigene Eunuchenhäuser, wohin zum Beispiel Knaben von ihren Eltern verkauft wurden. Die Prozedur selbst wurde von dafür ausgebildeten Kastrateuren ohne Betäubung wie folgt durchgeführt:

Der Kastrateur, ebenfalls ein Eunuch, ließ den Jungen sich auf einen Stuhl mit schräger Rückenlehne setzen. Um den Blutverlust zu verringern, wurde der Unterleib des Jungen mit Stricken stramm abgebunden. Nun wusch der Operateur mit gepfeffertem Wasser dreimal die Genitalien des Jungen. Dann nahm er ein scharfes Messer und trennte mit einem einzigen Schnitt seiner rasiermesserscharfen Klinge die Hoden und den Penis ab. Danach verband er die Wunde mit Packpapier. Nun musste das Opfer stundenlang auf und ab laufen und bekam drei Tage lang kein Wasser. Nach Ablauf dieser Zeit der entsetzlichen Qualen kam der Augenblick, der über Leben und Tod entschied: Konnte der Junge urinieren, war er über den Berg. Konnte er es nicht, war der Urintrakt entzündet und das bedeutete den Tod.

Quelle: www.blubie.de - Mein wunderbares China

Palasteunuchen in Byzanz

Auch im byzantinischen Reich hatten Eunuchen teilweise hohe Posten inne, beispielsweise als Kämmerer oder als Truppenbefehlshaber, siehe auch: Narses.

Byzantinischen Eunuchen wurden nur die Hoden entfernt. Vollständige Eunuchen, denen auch der Penis fehlte, waren eine Seltenheit.

Offiziell war die Kastration in Byzanz verboten. Der Import von Eunuchensklaven aus dem Ausland war jedoch legal. Es wurden jedoch auch freigeborene, byzantinische Knaben kastriert, da Eunuchen hohe Ämter in Staat und Kirche erreichen konnten. Mehrere Patriarchen waren Eunuchen. Anfang des 9. Jahrhunderts wurden mehrfach die Söhne gestürzter Kaiser kastriert. Die Jungen mussten sich entmannen lassen, damit sie nicht mehr zur Thronfolge fähig waren.

Verwandte Themen

Einzelnachweise

  1. Pu Yi: Ich war Kaiser von China

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  • Testikel — Der Hoden [ˈhoːdn̩] oder (seltener) der/die Hode [ˈhoːdə] (v. mittelhochdt.: hode, v. althochdt.: hodo, v. idg.: *skeu(t) „bedecken, verhüllen“) oder der Testikel (v. lat.: testiculus, Vkl. von testis Zeuge [der Virilität], Hode, Plural:… …   Deutsch Wikipedia

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