Paisiello

Paisiello
Paisiello am Cembalo, mit der Partitur von Nina, o la pazza d'amore, Gemälde von Élisabeth Vigée-Lebrun, 1791

Giovanni Paisiello (auch „Paesiello“; * 9. Mai 1740 in Roccatagliata bei Tarent (ital. Taranto); † 5. Juni 1816 in Neapel) war ein italienischer Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Paisiello machte, zum Studium der Rechtswissenschaft bestimmt, die Vorstudien im Jesuitenkollegium, trat aber im Alter von 13 Jahren in das Konservatorium Sant' Onofrio zu Neapel ein, wo er sich unter Leitung von Francesco Durante, Carlo Cotumacci und Girolamo Abos zum Musiker ausbildete.

Nachdem er zunächst eine Anzahl Messen, Oratorien, Psalmen und andere Werke geschrieben hatte, versuchte er sich in der dramatischen Komposition. 1763 wurde am Konservatorium sein „dramatisches Intermezzo“ aufgeführt, das seine Begabung für die Opera buffa enthüllte. Schnell nahmen sich nun die Theater seiner an: drei Opern wurden in Parma aufgeführt, zwei in Bologna; weitere in Florenz, Modena und Rom folgten. Er wurde jedoch erst dann zu den ersten Komponisten Italiens gezählt, als er 1767 mit L'idolo Cinese auch in Neapel (wo bis dahin Niccolò Piccinni tonangebend war) Erfolg hatte. Er begann eine so fruchtbare Tätigkeit als Opernkomponist zu entfalten, dass er in wenigen Jahren außer Domenico Cimarosa keinen Konkurrenten in Europa hatte.

1776 folgte er einem Ruf der Zarin Katharina II. nach Sankt Petersburg, wo er zum Kapellmeister und Inspektor der beiden Italienischen Opern ernannt wurde und bis 1784 im Dienst blieb. Für Petersburg schrieb er neun neue Opern, darunter den berühmt gewordenen „Barbier von Sevilla“ nach der Komödie von Beaumarchais. Während seiner Rückreise schrieb er auf den Wunsch des Königs von Polen in Warschau ein Tedeum und das Oratorium La Passione di Nostro Signore Gesù Cristo nach Pietro Metastasio sowie in Wien im Auftrag Josephs II. zwölf Symphonien (Ouvertüren) und die Oper „Il Re Teodoro in Venezia“ auf ein Libretto von Giovanni Battista Casti.

Seine Rückreise von Petersburg nach Italien unterbrach Paisiello in Wien und traf sich im Jahr 1784 zum zweiten Mal mit Mozart. In Italien ließ sich Paisiello in Neapel nieder und leitete die Hofkapelle König Ferdinands IV.. Bei Ausbruch der Revolution 1799 wusste er sich mit der republikanischen Regierung gut zu stellen und behielt seinen Kapellmeisterposten als Direktor der Nationalmusik. Er fiel dadurch aber beim König in Ungnade und musste nach dessen Rückkehr zwei Jahre warten, bis er wieder in Gnaden aufgenommen wurde. 1802 folgte er einer Aufforderung Napoleons, der ihn schon fünf Jahre zuvor für eine „Trauerkantate zur Gedächtnisfeier des Generals Hoche“ ausgezeichnet hatte, zur Organisierung und Leitung seiner Kapelle nach Paris überzusiedeln.

Da jedoch seine Opern dort wenig Anklang fanden, wandte er sich bereits ein Jahr später, nachdem er eine Menge von Kirchenmusiken für die Kapelle des Ersten Konsuls geschrieben hatte, wieder nach Neapel. Er konnte in seine alte Stelle antreten (als Direktor des nach französischem Muster an Stelle der früheren Musikschulen eingerichteten Konservatoriums und der königlichen Kapelle), die er auch unter Joseph Bonaparte und Joachim Murat behielt. Die Restauration der Bourbonenherrschaft im Jahre 1815 brachte ihn um seine Stellung und die lukrativen Nebeneinkünfte; schließlich verstarb er am 5. Juni 1816 in dürftigen Verhältnissen.

Werk

Paisiello hat über 100 Opern geschrieben, ein Passionsoratorium, ein Weihnachtspastorale, zwei Requien, drei große Orchestermessen, etwa 30 kleinere vierstimmige Messen und ein doppelchöriges Tedeum. Daneben schuf er etliche Werke der Instrumentalmusik: sechs Klavierkonzerte, zwölf Klavierquartette, sechs Streichquartette, eine Sonate, ein Konzert für Harfe und zwölf Orchestersinfonien, darunter die

  • Sinfonia funebre (1799 zum Tode von Papst Pius VI.)

Von seinen Opern, welche den Melodienzauber und die dramatische Schlagkraft der neapolitanischen Schule in reichem Maß offenbaren, haben sich am längsten in der Gunst des Publikums erhalten:

  • La molinara (dt. Die Müllerin); Uraufführung 1788 in Neapel
  • Il barbiere di Siviglia (dt. Der Barbier von Sevilla) (Uraufführung 1782 in St. Petersburg), welche unter anderem in Rom so beliebt war, dass es als ein waghalsiges Unterfangen angesehen wurde, als im Jahr 1816 Rossini dasselbe Libretto neu komponieren wollte.
  • Nina, ossia la pazza per amore (dt. Nina oder Die Wahnsinnige aus Liebe); Uraufführung 1789 in Caserta
  • Il Re Teodoro in Venezia (dt. König Theodor in Venedig); Uraufführung 1784 in Wien.

Diskographie

Overtures and Symphonies. Orchestra della Svizzera italiana. Dynamic, Genova 2001 (CDS 376).

Weblinks


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