Pagode (Musik)

Pagode (Musik)
Samba-Parade in Helsinki

Samba bezeichnet einen brasilianischen Musikstil, der zwar meist mit der Stadt Rio de Janeiro in Verbindung gebracht wird, jedoch in unterschiedlichen Ausprägungen in fast ganz Brasilien gespielt und getanzt wird. Es handelt sich also um eine Musik und um einen Tanz. Das Verb sambar bezeichnet zusätzlich auch noch „schwoofen“. Die in den spanischsprachigen Ländern Südamerikas verwendeten Stile Zamba und Zambacueca haben mit der brasilianischen Samba nichts gemein.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Die Samba wird von der kultischen Musik Alt-Afrikas (vgl. „Traditionelle Afrikanische Musik“) aus dem Kongo- und Sambesigebiet abgeleitet. Sambastücke werden heutzutage im 2/4-Takt notiert, obwohl das Grundpattern (Partido Alto) 4 Viertelnoten lang ist. Andere lateinamerikanische, z. B. Kubanische Musik wird dagegen in „alla breve“ notiert; Grundpattern dort ist die Clave.

Das weltweit größte Samba-Festival außerhalb Brasiliens ist das jährlich im Juli stattfindende Samba-Festival Coburg, wie es auch in Deutschland die meisten Samba-(Trommel-)Gruppen außerhalb Brasiliens gibt.

Samba-Stile

  • Samba-Enredo ist der Karnevalssamba schlechthin und wird von den großen Sambaschulen in Rio de Janeiro, São Paulo und Recife beim Karneval mit Gesang vorgetragen. Kennzeichen: laut, schnell, hochgestimmte Instrumente: Surdo, Repinique, Caixa (Snare), Tamborim, Agogô, Chocalho (Shaker), Cavaquinho, Cuica, Maracas, Apito)
  • Samba-Batucada wird ähnlich gespielt wie der Samba-Enredo, aber ohne Gesang, meist mit rund 10 bis 20 Musikern
  • Pagode wird mit kleiner und leiserer Besetzung gespielt, dazu wird in einer Runde gesungen. Typische Instrumente sind Surdo de mão (Tantan, Rebolo), Repique de mão, Pandeiro, Tamborim, Cavaquinho
  • Samba Canção ist die meist langsamere Lied-Variante des Samba
  • Bossa Nova ist zwar vom Samba beeinflusst, zählt aber weniger zu den Samba-Stilen, weil es sich aus dem ursprünglichen Samba weiter entwickelt hat
  • Samba-Funk (moderne Richtung, z. B. Funk'n Lata)
  • Samba de Caboclo ist eine ländliche Spielart, die hauptsächlich auf Atabaques gespielt wird
  • Samba de Roda ist ebenfalls ländliche Spielart und gleichzeitig ein Rundtanz (roda: Runde)
  • Samba-Reggae entwickelte sich in Salvador da Bahia aus der dortigen Samba-Tradition und Reggae-Einflüssen (z. B. Olodum, Timbalada, Ilê Aiyê) und wird meistens nicht mehr zu den Samba-Stilen gerechnet

Samba und Politik

In den 1970ern entwickelten sich in den ärmsten Stadtteilen von Salvador da Bahia (Brasilien) „Afro Block“-Trommelgruppen. Bands wie Ilê Aiyê und Olodum gründeten sich als politischer Ausdruck von schwarzem Selbstbewusstsein, als Widerstandsform gegen zunehmenden ökonomischen Ausschluss. „Afro Blocks“ hatten eine mobilisierende Funktion bei Streiks, Kundgebungen und Demonstrationen.

Samba-Bands nehmen auch heute häufig teil an politischen Demonstrationen, wie die Gruppen aus dem weltweiten antikapitalistischen Rhythms of Resistance Netzwerk.

Samba in der Kunstmusik

  • Darius Milhaud (1892−1974): Mouvement de samba in Scaramouche für zwei Klaviere.

Samba-Festivals

Die wichtigsten Samba-Festivals in Deutschland finden an diesen Orten statt:

  • Samba-Festival Coburg, Hauptbühne Schloßplatz
    Das größte Ereignis dieser Art außerhalb Brasiliens ist das Samba-Festival Coburg, das seit 1992 alljährlich im Juli an drei Tagen mehr als 200.000 Besucher anzieht. 100 Sambagruppen mit mehr als 3.000 Sambistas aus Brasilien, Schweden, Frankreich, England, Schottland, der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland sorgten zuletzt 2008 auf neun Bühnen in der historischen Innenstadt von Coburg für Stimmung. Das Festival-Highlight 2008 war der Weltrekord für das Guinness-Buch der Rekorde. Coburg erreichte den Titel und bisher einzigen Rekord der „größten Samba-Bateria der Welt“. Das nächste Samba-Festival in Coburg findet im Juli 2009 statt.[1]
  • Der größte Samba-Karneval in Europa findet in Bremen statt. Über 100 Samba-Gruppen ziehen am Samstag vor Rosenmontag durch die Stadt. Der Bremer Karneval wurde 1985 von der Schweizer Künstlerin Janine Jaeggi ins Leben gerufen.
  • Ein weiteres Festival findet seit 2002 in Offenburg statt, jeweils im Juli über drei Tage in der Innenstadt von Offenburg mit jährlich rund 38.000 Besuchern. Präsentiert werden lateinamerikanische Bands und Gruppen aus allen musikalischen Bereichen. Terminierung des Samba Festival Offenburg (seit 2006 hat das Festival einen neuen Namen: Sabor de Samba Int. Festival Offenburg): Termin 2008: Vom 10. bis 12. Juli.
  • In Berlin findet seit 1996 jeweils am letzten Septemberwochenende unter Leitung der Landesmusikakademie Berlin mit stetig steigenden Teilnehmer- (2005: über 650 Teilnehmer in 16 verschiedenen Workshops) und Besucherzahlen das Samba Syndrom[2] statt. (Termin des Samba Syndroms 2008: Vom 25. bis 28.September 2008).
  • Das Sambafestival in Bad Wildungen findet seit 2001 alle zwei Jahre in der ersten Septemberwoche statt. Das Bad Wildunger Samba-Festival gehört mit über 50.000 Besuchern[3] zu den größten in Europa und wird von der Sambagruppe Sempre Samba organisiert. An vier Tagen treten etwa 50 Gruppen im Rotationsverfahren auf meist vier Bühnen auf.
  • Am 27. und 28. Juni 2008 findet zum ersten Mal das Samba-Festival in Heilbronn auf der Theresienwiese statt, mit Unterstützung der Escola de Samba Baden aus Pforzheim, der ältesten Sambaschule Deutschlands. Hierzu werden weit über 20.000 Besucher erwartet.

In Japan fand im August 2006 zum 26. Mal der „Asakusa Samba Carneval“ statt. Etwa 500.000 Zuschauer verfolgten in den Straßen Tokios die Darbietungen der kostümierten Tänzerinnen und Bands.

Samba in Deutschland

In Deutschland wird vor allem der aus dem Nordosten Brasiliens stammende Samba-Reggae gespielt. Hochburgen des deutschen Samba sind Köln (Suco Legal), Berlin (Sapucaiu no Samba, Bloco Explosão), Hamburg (Bando Sambado, Fogo do Samba, Unidos de Hamburgo, Virada), Paderborn (Querschläger),Bad Wildungen (Sempre Samba) und Bauschheim (Bloco X).

Siehe auch

Quellen

  1. Samba-Festival Coburg [1]
  2. Samba Syndrom [2]
  3. Waldeckische Landeszeitung/Frankenberger Zeitung vom 05. September 2005

Weblinks


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