Paddelboot

Paddelboot
Zweier-Kajak auf der Brda
Familie in einem Alu-Kanadier

Das Wort Kanu ist (im deutschsprachigen Raum) der Oberbegriff für alle Wassersportgeräte, die mit Paddeln in Blickrichtung bewegt werden. Die wesentlichen Gattungen sind dabei Kajaks und Kanadier.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Der Begriff ist auf eine Eindeutschung des englischen canoe Ende des 19. Jahrhunderts zurückzuführen, als vermehrt aus Großbritannien stammende Kanuten in Kontinentaleuropa unterwegs waren. Der älteste deutsche Kanuverein, der 1905 gegründete Alster-Canoe-Club aus Hamburg, führt weiterhin die veraltete Schreibweise Canoe in seinem Namen.

Durch die homonyme Übertragung des (dort für offene Kanadier stehenden) amerikanischen canoe als Kanu wird auch in der deutschen Sprache gelegentlich fälschlich zwischen Kajak und Kanu differenziert, obwohl Kanadier gemeint ist. Im Britischen Englisch wird canoe eher gemäß dem deutschen Sprachgebrauch als Oberbegriff verstanden und das nordamerikanische canoe als open, canadian oder indian canoe bezeichnet. In der französischen Sprache wird auch weiterhin zwischen den beiden Bootsformen unterschieden und der Kanusport als Canoë-Kayak bezeichnet.

Zuerst verwandte Christoph Kolumbus den Ausdruck der Arawack aus der Karibik, und Garcilaso de la Vega definierte ihn als ein offenes Boot. Die Engländer verwandten dann diesen Ausdruck für alle Boote der Indianer. Der Begriff Kanadier in Europa entstand aus einem Missverständnis, als das Open Canadian Style Kanu aus Kanada, dem damals von der American Canoe Association anerkannten offenen Kanu, stellvertretend für alle Kanus angesehen wurde. Das Kanu aus Maine aus Holz und Tuch, welches erst 1934 anerkannt wurde, wurde dann auch als Kanadier bezeichnet.

Geschichte

Einbaum auf dem Euphrat

Einbaumfunde von 6000 - 4000 v. Chr. gibt es in Schottland. Den Ursprung des Kanus datiert man auf ca. 4000 v. Chr. Ein Ur-Kanu, das etwa dieses Alter hat, wurde auch am Euphrat gefunden. Das Einbaum ist jedoch kein direkter Vorfahre der heutigen Kanusportboote. So sind Kajaks, Kanadier und Faltboote aus den Fellbooten der Inuit und den Rindenbooten der Indianer Nordamerikas weiterentwickelt worden. Die ersten Ausführungen bestanden aus Tierhaut und Knochen bzw. Birkenrinde oder Holz. Auch Faltboote bestehen aus einem Innengestell mit Bespannung, und sind sowohl als Kajaks als auch als Faltkanadier erhältlich. Manche Schlauchboote werden zu den Kanus gezählt.

Die Kajaks (ursprünglich immer gedeckte, also bauartbedingt oben geschlossene Kanus) stammen ebenso wie die Umiaks von den Inuit, die Kanadier von den Indianern Nordamerikas. Drachenboote stammen aus Asien, Auslegerkanus, Waka und Pirogen aus der Südsee.

Bezeichnung

Den Fahrer eines Kanus bezeichnet man als Kanuten bzw. Paddler. Kajaks werden in der Regel mit einem Doppelpaddel und Kanadier mit einem Stechpaddel bewegt.

Kanadier aus GFK

Bauformen

Grob kann man zwischen Kajaks mit geschlossenem Deck und Sitzluken und den traditionell offenen Kanadiern unterscheiden. Diese Unterscheidung trifft vor allem für Tourenboote, aber auch für Wettkampfboote im Kanurennsport und Kanumarathon zu. Im Kanuslalom, Wildwasserrennsport und Freestyle ist es jedoch manchmal schwierig, ein Kajak von einem Kanadier zu unterscheiden, da hier auch die Kanadier teilweise ein geschlossenes Deck haben. Während Kajaks immer im Sitzen gefahren werden, kniet man meist beim Wettkampfkanadier. In den Wildwasserkanadiern werden zur besseren Bootskontrolle und Gewichtsverteilung häufig Sattelsitze verwendet. Zusätzlich im Boot befestigte Knie- bzw. Oberschenkelgurte sorgen dafür, dass auch in extremen Fahrsituationen nicht der Halt im Boot verloren geht. So ausgerüstet, ist z.B. selbst im offenen Kanadier eine Eskimorolle zum Wiederaufrichten möglich. Im Kanurennsport und Kanumarathon (in der europäischen Wettkampfform) kniet der Paddler auf einem Knie, das andere ist aufgestellt. Diese Boote verzichten oft komplett auf einen Sitz. Tourenkanadier werden vielfach im Sitzen gepaddelt, da die kniende Position (auf der Sitzvorderkante hockend, Füße unter den Sitz geschoben) gewöhnungsbedürftig ist. Die kniende Position bietet jedoch eine bessere Bootskontrolle und mehr Bewegungsfreiheit, daher wird sie in Kursen und Vereinen bevorzugt geschult. Einige Bootshersteller tragen dem Rechnung, indem sie Sitze verwenden die an der Vorderkante absenkbar sind und so die kniende Position erleichtern.

Eine Zwischenform ist die Baidarka, die sowohl kniend mit Stechpaddeln als auch Sitzend mit Doppelpaddeln gefahren werden kann.

Die Hauptmerkmale der Fahreigenschaften sind Schnelligkeit, Wendigkeit und Kippstabilität. Heute kennt man im Kanusport vielfältige Bootsformen, Bootsklassen und Disziplinen. Der meist oben offene Kanadier verträgt in der Regel eine wesentlich höhere Zuladung als ein Kajak, und lässt sich viel einfacher beladen. Bedingt durch die bulligere Form sind Kanadier dagegen meist langsamer als Kajaks.

Heute werden Kajaks und Kanadier vor allem aus GFK, PE, Royalex, PVC und Aluminium gefertigt, seltener auch aus Holz oder als Textil- oder lederbespannte Spantenkonstruktion aus Weide, Schilf oder gar Knochen.

Siehe auch

Weblinks

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  • Paddelboot — Paddelboot,das:1.〈mitPaddelnbewegtesBoot〉+Kajak·Kanu·Faltboot;auch⇨Boot–2.P.fahren:⇨rudern(1) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Paddelboot — ↑Kajak, ↑Kanu …   Das große Fremdwörterbuch

  • Paddelboot — Kanu * * * Pad|del|boot [ padl̩bo:t], das; [e]s, e: kleineres Boot mit einem oder mehreren Sitzen, das mit dem Paddel fortbewegt wird: mit dem Paddelboot fahren. * * * Pạd|del|boot 〈n. 11〉 mit Paddel fortbewegtes, kleines Boot * * *… …   Universal-Lexikon

  • Paddelboot — baidarė statusas T sritis Kūno kultūra ir sportas apibrėžtis Siauras, lengvas, mažos grimzlės laivelis iš dalies arba visai uždaru viršumi, irkluojamas dvimenčiu irklu, vairuojamas kojiniu vairu. Yra ↑burinės, ↑slalomo, ↑sportinės ir ↑turistinės… …   Sporto terminų žodynas

  • Paddelboot — baidarė statusas T sritis Kūno kultūra ir sportas apibrėžtis Šiaurės kraštuose atvira, oda aptraukta didelė verslinė arba transportinė valtis, varoma irklais arba burėmis. atitikmenys: angl. canoe; kayak vok. Kajak, m; Paddelboot, n rus. байдарка …   Sporto terminų žodynas

  • Paddelboot — mit einem Paddel bewegtes Boot, z.B. Faltboot, Kanu …   Maritimes Wörterbuch

  • Paddelboot — Pạd·del·boot das; ein schmales Boot, das man mit Paddeln bewegt || NB: ↑Kanu …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Paddelboot — Pạd|del|boot 〈n.; Gen.: (e)s, Pl.: e〉 mit Paddel fortbewegtes, kleines Boot …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Paddelboot — Pạd|del|boot …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Kanu — Paddelboot * * * Ka|nu 〈n. 15〉 1. 〈bei traditionellen Völkern〉 Einbaum 2. 〈danach〉 Paddelboot [<engl. canoe <span. canoa <karib. can(a)oa „Baumkahn“] * * * Ka|nu [auch, österr. nur: ka nu: ], das; s, s [engl. canoe < frz. canot, span …   Universal-Lexikon

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