PONV

PONV

Postoperative Übelkeit und Erbrechen sind Nebenwirkungen der Narkose, die nach dem Erwachen auftreten. Auch im deutschen Sprachraum wird zumeist die Abkürzung PONV für das engl. postoperative nausea and vomiting genutzt.

Die Inzidenz liegt bei Allgemeinanaesthesie mit heute üblichen Anästhesieverfahren bei etwa 20-30 %. Sie kann bei Durchführung geeigneter Narkoseverfahren erheblich tiefer liegen.

Die Steuerung des Brechreflexes erfolgt im Hirnstamm. Die Übelkeit und das Erbrechen werden postoperativ durch ein multifaktorielles Geschehen ausgelöst. Jedoch kann eine PONV-Auslösung und Verstärkung durch die Gabe von postoperativen Opioiden als relativ gesichert angesehen werden. Ein multimodales Behandlungskonzept kann die Inzidenz jedoch wesentlich verringern.

Inhaltsverzeichnis

Risikofaktoren

Die Risikofaktoren für das PONV sind:

  • weibliches Geschlecht
  • junges Alter ansteigend bis zur Pubertät
  • PONV oder „Reisekrankheit“ in der Anamnese
  • Nichtraucherstatus
  • Verwendung von Inhalationsanästhetika
  • Verwendung von Lachgas
  • Postoperative Verabreichung von Opioiden
  • OP-Dauer, durch nachhaltige Wirkung der verabreichten Medikamente

Vorbeugung

Das Auftreten von Postoperativer Übelkeit und Erbrechen kann schon durch die Wahl eines geeigneten Narkoseverfahrens wirksam vermindert werden. Die intravenöse Gabe von Propofol (Hypnotikum), i.v. anstelle eines Inhalationsanästhetikum zur Aufrechterhaltung der Narkose hat sich dabei als vorteilhaft herausgestellt.

So führt die Vermeidung von Inhalationsanästhetika, Lachgas und postoperativen Opioiden wesentlich zur Reduktion von PONV. Außerdem kann durch eine präoperative Gabe von Dexamethason die Häufigkeit vermindert werden. Regionalanästhesie-Verfahren können den postoperativen Wundschmerz vermindern und dadurch die postoperative Gabe von Opioiden verringern.

Bei Patienten mit erhöhtem Risiko für das Auftreten von postoperativer Übelkeit, kann eine präoperative Gabe von Antiemetika das Risiko deutlich senken.

Therapie

Die Therapie besteht aus der Gabe eines einzelnen Antiemetikums oder einer Kombination. Hierfür kommen Antihistaminika wie beispielsweise Dimenhydrinat, Neuroleptika wie Droperidol, ein 5-HT-Rezeptor-Blocker wie Ondansetron oder Neurokinin 1 (NK1)-Rezeptor-Antagonisten wie Aprepitant in Frage.

Als vorbeugende Maßnahmen kommen die Verabreichung von Kortikoiden wie Dexamethason sowie eine Triggerfreie Narkose (als TIVA) in Frage.

Folgen

Folgen des postoperativen Erbrechen sind extreme Beeinträchtigung des Wohlbefindens und Störung des Heilungsprozesses. Im Extremfall kann es zu Wunddehiszenz, Aspiration, Dehydratation und Elektrolytstörungen kommen. Viele Patienten nehmen die Übelkeit als stärkere Beeinträchtigung für ihr Wohlbefinden wahr als den postoperativen Wundschmerz.

Literatur

  • Maybauer DM, Eberhart LH, Kranke P, Steinfeld T, Putzke C: Übelkeit und Erbrechen in der postoperativen Phase (PONV) - Bedeutung und multimodale Therapie Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther. 2005 Sep;40(9):555-9. Review. PMID 16145646 (Zusammenfassung)
  • Kranke P, Eberhart LH: Übelkeit und Erbrechen nach Narkosen - Was ist gesichert in Prophylaxe und Therapie? Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther. 2005 Sep;40(9):549-54. Review. PMID 16145644 (Zusammenfassung)
  • Apfel CC, Roewer N: Postoperative Uebelkeit und Erbrechen. Anaesthesist. 2004 Apr;53(4):377-89; Review. PMID 15190867

Weblinks

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