Otto von Taube

Otto von Taube

Otto Adolf Alexander Freiherr von Taube (* 9. Junijul./ 21. Juni 1879greg. in Reval; † 30. Juni 1973 in Gauting) war ein deutscher Schriftsteller, Jurist, Kunsthistoriker und Übersetzer.[1]

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Otto von Taube war ein Nachkomme des alten baltischen Adelsgeschlechts derer von Taube und wuchs im Schloss seines Großvaters in Estland auf.[2] Die Erinnerungen an diese Zeit haben sich in späteren Werken (Aus dem alten Estland (1944) und Wanderjahre (1950)) niedergeschlagen.

Nach Abschluss der Schulzeit studierte er zunächst Rechtswissenschaften in Leipzig, wechselte jedoch zur Kunstgeschichte, da er eine für ihn vorgesehene Beamtenlaufbahn ablehnte. Bald begann er ein Wanderleben. Die Erlebnisse mit Tippelbrüdern und Handwerksburschen verarbeitete er in seinem 1935 fertiggestellten Roman Die Metzgerpost.

Ab 1910 arbeitete er als freier Schriftsteller, sehr intensiv auch für den Leipziger Insel Verlag. In der dortigen Insel-Bücherei gab er u. a. Übertragungen von Ausgewählten Sonetten des portugiesischen Nationaldichters Camões (IB 264) und Calderóns Stück Der Schulze von Zalamea (IB 354) heraus. Taube war befreundet mit den Verlagsautoren Hugo von Hofmannsthal und Rudolf Alexander Schröder. Die Begegnung mit ihnen und mit Rilke, der ebenfalls im Insel Verlag veröffentlichte, schilderte er in seiner 1967 erschienen Autobiographie Begegnungen und Bilder.

Als Romanautor debütierte Taube 1913 mit Der verborgene Herbst. 1921 gab er die Erinnerungen von Helene Freifrau von Taube, Am russischen Hof in den Jahren der deutschen Reichsgründung, im Berliner Kentaur-Verlag heraus und veröffentlichte 1925 bei C. H. Beck eine Biographie Rasputins.

Taube war befreundet mit Gregor Strasser.[3] Nach dem Kapp-Putsch trat er aus der DNVP aus.[4] Noch 1923 bekannte sich Taube in der Zeitschrift Der Türmer zum Nationalsozialismus:

„[…] gerade in jenen Verzweiflungstagen finde ich eine Gemeinschaft, […] die […] den Gedanken des Deutschtums auf reiner völkischer Grundlage vertritt, […] die endlich dem gesunden bayerischen – und deutschen – Volkswillen Geltung zu verschaffen sich bestrebt […]. Dies alles finde ich bei den Nationalsozialisten samt der Erkenntnis, daß in Zeiten wie heute nur stetes Wollen frommt und ‚gegen Extreme nur mit Extremen‘ zu wirken ist […] Hier finde ich die rettende Rücksichtslosigkeit und, wonach ich schon lange schrie, einen Führer. Ich finde bei Adolf Hitler nicht nur das zündende Wort, das eine Bewegung zur volkstümlichen macht, sondern auch den Willen, für das Wort zu leiden und zu siegen; […] ich finde den Willen zur Tat […].“[5]

Doch angesichts des Hitlerputsches sagte sich Taube auch vom Nationalsozialismus los und begann sogleich mit der Abschrift des Romanes Das Opferfest. Während der Zeit des Nationalsozialismus hatte Taube Schreib- und Veröffentlichungsverbot, da er in Das Opferfest (1926), einer humorvoll-bitteren Satire, die „unechte“ Deutschtümelei verurteilt hatte. Er ging in die Innere Emigration.

Der multilinguale Taube – er soll acht Sprachen beherrscht haben – war auch in großem Umfang als Übersetzer tätig. Er hat neben dem schon erwähnten Calderon Autoren, wie den Heiligen Franziskus von Assisi, William Blake, Stendhal, D'Anunnzio und Nikolai Leskow, ins Deutsche übertragen. Otto von Taubes Bibliographie umfasst 1172 Einträge (Bücher, Beiträge in Zeitungen und Anthologien etc.).

Ab 1921 bis zu seinem Tode lebte Taube in Gauting bei München, wo er auch auf dem Friedhof sein Grab liegt.[6]. Er war Nachbar des bekannten Illustrators Paul Hey. Das dortige Gymnasium trägt seit 1975 den Namen "Otto von Taube".

Werke (Auswahl)

  • Gedichtsammlungen
    • Verse (1907)
    • Gedichte und Szenen. Leipzig, Insel Verlag 1908
    • Licht der Welt. Eine Gedichtsammlung. München, Chr. Kaiser Verlag 1946
  • Romane
    • Der verborgene Herbst. Leipzig, Insel Verlag 1913
    • Die Löwenpranke. Leipzig, Insel Verlag 1921
    • Das Opferfest. Leipzig, Insel Verlag 1926
    • Die Metzgerpost. Merseburg, Verlag Friedrich Stollberg 1936
  • Dokumentationen
    • Klage und Jubel. Briefe um den Tod eines jungen Christen. München, Chr. Kaiser Verlag 1946

Einzelnachweise

  1. Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften, Teil 2, Band 1.2: Estland, Görlitz, 1930, s.386
  2. Rittergut Jerwakant im Kirchspiel Rappel, Harrien, Estland
  3. Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern, Bände 110-113, 1985, S. 130.
  4. Frank-Lothar Kroll (Hg.): Die totalitäre Erfahrung: deutsche Literatur und Drittes Reich. Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 64.
  5. Otto von Taube: „Mein Anschluß an die Nationalsozialisten“, in: Der Türmer 25(1923), S. 184 f., hier S. 185.
  6. Gerd Otto-Rieke: Gräber in Bayern. München 2000. S.112.

Weblinks


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