Otto von Botenlauben

Otto von Botenlauben
Graf Otto von Botenlauben vertraut einem Boten sein Lied an
(verbildlicht durch eine Schriftrolle)
(Codex Manesse, 14. Jh.)
folio 27v des Codex Manesse (cpg 848)
„Otto von Botenlauben“ als Minnesänger („Botenlauben-Brunnen“, Marktplatz, Bad Kissingen)
Hochgrab des Grafen Otto und der Gräfin Beatrix (2007)
(Klosterkirche Frauenroth)

Otto von Henneberg (* wahrscheinlich 1177 in Henneberg; † vor 1245 bei Bad Kissingen) war ein deutscher Minnesänger, Kreuzfahrer und Klostergründer sowie Graf von Botenlauben (als solcher auch Otto von Botenlauben) aus dem Adelgeschlecht Henneberg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Otto war der vierte Sohn des Grafen Poppo VI. von Henneberg und seiner Gattin Sophie, einer geborenen Gräfin zu Andechs. In den ältesten Urkunden (1196 und 1197) nannte er sich noch nach seinem Vater „Graf von Henneberg“. Im Jahr 1206 zeichnete er erstmals als „Graf von Botenlauben“, nach der Burg Botenlauben bei Kissingen, deren Ruine heute noch steht.

Kreuzfahrer

Otto ist 1197 erstmals urkundlich am Hof von Kaiser Heinrich VI. bezeugt, an dessen Italienzug er teilnahm. Danach fuhr Otto mit dem Kreuzzug Heinrichs VI. ins Heilige Land und machte Karriere im Königreich Jerusalem, wo er es zu Ansehen und Wohlstand brachte und spätestens 1208 Beatrix von Courtenay, die Erbtochter des königlichen Seneschalls Joscelin III., heiratete, aus deren Recht er die „Seigneurie de Joscelin“ genannte Herrschaft erbte. 1220 verkaufte er die Herrschaft an den Deutschen Orden und kehrte endgültig nach Deutschland zurück, wo er in den folgenden Jahren wieder mehrfach am kaiserlichen Hof auftrat. Seit 1206 nannte er sich meist „Otto von Botenlauben“ nach der gleichnamigen Burg. Seine beiden Söhne, Otto und Heinrich, wie auch sein Enkel Albert, traten in den geistlichen Stand, so dass Ottos Linie ohne Erben erlosch.

Klostergründer

Otto stiftete 1231 zusammen mit seiner Frau das Zisterzienserinnenkloster Frauenroth, wo beide auch begraben liegen. Das Kloster wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört; der Grabstein ist jedoch bis heute erhalten.

Minnesänger

Otto zählt zu den im Codex Manesse gesammelten Minnesängern. Sein Oeuvre ist schmal: Wenig mehr als zehn Werbe- und Tagelieder und ein Leich sind überliefert. Texte von ihm stehen auch in der Weingartner Liederhandschrift und (ein Gedicht unter dem Namen Niune) in der Kleinen Heidelberger Liederhandschrift und auch in den Carmina Burana.

Von Otto stammt eine für die Literaturgeschichte bedeutsame Einzelstrophe, die vom Karfunkelstein:

Karbvnkel ist ain stain genant,
von dem saget man, wie lieht er schine.
der ist min - vnd ist das wol bewant:
zu loche lit er in dem rine.
der kvnig also den waisen hat,
das ime den nieman schinen lat.
mir schinet dirre als ime tvt der:
behalten ist min vrowe als er.

Die 4. Zeile ist ohne Zweifel eine Anspielung auf das Nibelungenlied (Versenkung des Nibelungenhortes durch Hagen „zu Loche im Rhein“); Otto muss es also gekannt haben; und dieses sein Gedicht könnte ein Schlüssel für seine Datierung sein.

Die 5. Zeile ist eine Anspielung auf den Waisen genannten schönsten und wertvollsten [Karfunkel-]Stein (Bezeichnung für rote Korunde, vor allem Rubine) in der Reichskrone, der hier wohl - ähnlich wie bei Walther von der Vogelweide - pars pro toto steht, d.h. die ganze Krone meint. Mit dem König, dem die Krone mit dem „Waisen“ nicht scheint, ist nach allgemeiner Auffassung einer der Doppelwahl-Könige der Stauferzeit gemeint, der - jedenfalls im Zeitpunkt der Krönung - nicht im Besitz der Reichskrone war. Solche [Gegen-]Könige ohne Reichskrone gab es 1198 (Otto IV. - Krone im Besitz Philipps von Schwaben), 1208 (Otto IV. alleiniger König, aber die Krone von Bischof Konrad von Speier auf der Burg Trifels unter Verschluss gehalten) und 1215/1219 (Friedrich II. - Krone im Besitz Ottos IV.).

Literatur

Primärtexte

  • Otte von Bottenlouben. In: Carl von Kraus: Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts. Band 1: Text. 2. Auflage, durchgesehen von Gisela Kornrumpf. Niemeyer, Tübingen 1978, ISBN 3-484-10284-5, S. 307–316 (= Nr. 41).

Sekundärliteratur

  • Klaus Dieter Jaehrling: Die Lieder Ottos von Bodenlouben. Lüdke, Hamburg 1970, ISBN 3-920588-05-3 (Geistes- und sozialwissenschaftliche Dissertationen 5), (Zugleich: Hamburg, Fachbereich Sprachwiss., Diss. 1970).
  • Joachim Kröll: Otto von Botenlauben. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken. 40, 1960, ISSN 0066-6335, S. 83–107.
  • Joachim Kröll: Otto von Botenlauben. In: Wolfgang Buhl: Fränkische Klassiker. Eine Literaturgeschichte in Einzeldarstellungen. Nürnberger Presse, Nürnberg 1971, ISBN 3-920701-28-3, S. 74–84.
  • Silvia Ranawake: Otto von Botenlauben. In: Verfasserlexikon. Band 7, 1989, Spalte 208–213.
  • Peter Weidisch: Otto von Botenlauben. Minnesänger, Kreuzfahrer, Klostergründer. Schöningh, Würzburg 1994, ISBN 3-87717-703-4 (Bad Kissinger Archiv-Schriften 1).
  • Rudolf Kilian Weigand: Vom Kreuzzugsaufruf zum Minnelied. Überlieferungsformen und Datierungsfragen weltlicher Minnelyrik. In: Marcel Dobberstein (Hrsg.): Artes liberales. Karlheinz Schlager zum 60. Geburtstag. Schneider, Tutzing 1998, ISBN 3-7952-0932-3, S. 69–92 (Eichstätter Abhandlungen zur Musikwissenschaft 13).

Weblinks

 Commons: Otto von Botenlouben – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Wikisource: Otto von Botenlouben – Quellen und Volltexte


Vorgänger Amt Nachfolger
Joscelin Herr der „Seigneurie de Joscelin“
(de iure uxoris)

1208–1220
Deutscher Orden

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