Otto Soyka

Otto Soyka

Otto Soyka (* 9. Mai 1882 in Wien; † 2. Dezember 1955 ebenda) war ein österreichischer Schriftsteller und Journalist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Soyka war der Sohn des Rechtsanwalts Dr. Heinrich Soyka und dessen Ehefrau Marie geborene Porges. Nach dem Tod des Vaters 1888 kam er ins Internat. Durch die erneute Hochzeit der Mutter wurden 1895 Albert und Carl Ehrenstein seine Vettern. Nach der Matura studierte er an der Technischen Hochschule in Wien Maschinenbau und nahm am Ersten Weltkrieg als Reserveoffizier teil. Am 16. Februar 1915 heiratete er die Wiener Schauspielerin Dora Angel, Schwester von Ernst Angel. Bereits am 24. September 1917 wurde die Ehe wieder geschieden. Aus dieser Verbindung stammte Soykas Tochter Hedwig Soyka, die am 21. August 1914 in Wien nichtehelich zur Welt kam, zusammen mit ihrer Mutter ins Ausland ging und am 30. März 1958 in Barnstable (USA) durch Freitod aus dem Leben schied. Soyka wurde in jungen Jahren durch Karl Kraus gefördert und war Mitarbeiter an dessen Fackel. Er schrieb auch für die Zeitschriften Der Sturm und Simplicissimus. Vor allem schrieb er Romane und Erzählungen. In seinen Werken verband er Elemente des Kriminal- und Detektivromans mit Erkenntnissen der Psychologie wie mit phantastischen Motiven.

1914 leistete sich Otto Soyka die Privatverfilmung von „Die Söhne der Macht“. Drehort war das Wiener Café Central. Dora Angel, Soykas spätere Ehefrau, mimte die weibliche Hauptrolle, Hans Flesch-Brunningen den mit Psychopharmaka ermittelnden Detektiv. Zwischen 1915 und 1918 wurde das Buch mit hochkarätiger Besetzung erneut verfilmt; der Film ist allerdings bis heute verschollen.

Nach dem Anschluss Österreichs versuchte er in die Vereinigten Staaten zu emigrieren. Albert Ehrenstein setzte sich für ihn ein, jedoch verweigerte Soykas Tochter die in den USA erforderliche Bürgschaft für ihren Vater[1]. Stattdessen emigrierte er 1939 nach Frankreich. 1948 kehrte er nach Wien zurück, wo er 1955 vergessen und verarmt an einem Herzinfarkt starb,[2] Seine letzte Wohnanschrift lautete Wien VI., Gumpendorfer Straße 11/7. Er ist auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor IV, Grabstelle 8A-5-6, beigesetzt. Bekannt ist Otto Soyka heute fast nur noch aus Friedrich Torbergs Anekdotensammlung „Die Tante Jolesch“.

Werke

  • Jenseits der Sittlichkeits-Grenze. Beitrag zur Kritik der Moral (1906)
  • Herr im Spiel. Roman (1910)
  • Das Herbarium der Ehre. Roman (1911)
  • Die Söhne der Macht. Ein Zukunfts-Detektivroman (1911)
  • Revanche. Komödie in 3 Akten (1911)
  • Geldzauber. Komödie in 3 Akten (1912)
  • Das Glück der Edith Hilge. Kriminalroman (1913)
  • Die Liebesfalle (und andere Novellen) (1916)
  • Der entfesselte Mensch. Roman (1919)
  • Im Joch der Zeit. Roman (1919)
  • Herr im zweiten Reich. Novelle (1921)
  • Der Seelenschmied. Roman (1921)
  • Die Traumpeitsche. Roman (1921); Neuauflage 1995 als Suhrkamp Taschenbuch, ISBN 3-518-38986-6.
  • Käufer der Ehre. Roman (1922)
  • Eva Morsini. Roman (1923)
  • Das heißere Leben. Roman (1924)
  • Das Experiment. Kriminalroman (1925?)
  • Der Mann in der Kulisse. Roman (1926)
  • Die Erfolge Philipp Sonlos. Detektiv-Grotesken (1926)
  • Der Schachspieler Jörre. Erzählung (1930)
  • Zusammen mit O. F. Scheuer: Das Gefühl. Eine sexualpsychologische und physiologische Darstellung der Rolle und Bedeutung des Tastsinnes für das Triebleben des Menschen (1930)
  • Der Seelenschmied (1931)
  • Bob Kreit sieht alles voraus. Kriminalroman (1931); 1952 portugiesisch
  • Fünf Gramm Liebeszauber. Roman (1931)
  • Hans Zellorin ist dagegen. Kriminalroman (1934)
  • Das Geheimnis der Akte K. Roman (1934)
  • Der Detektiv des Königs. Roman (1935)
  • Der Edelsteinsucher. Detektiv-Roman (1936)

Wichtige Aufsätze

  • Begegnung mit Karl Kraus; in: "Die Schau", 1. Jg., Nr. 19/20 (Wien 1953); S. 9-10 und 21.
  • Erinnerung ans Café Central (Begegnung mit Karl Kraus); in: "Lynkeus. Dichtung - Kunst - Kritik" (Wiener Festwochen 1981) Nr. 16/17 (Wien: Mai/Juni 1981), hrsg. von Hermann Hakel; S. 42-53.

Unveröffentlichtes

  • Im Nachlass der Schriftstellerin Gina Kaus (1894-1985) in der Deutschen Nationalbibliothek (Deutsches Exilarchiv 1933-1945 - EB 96/82), in Frankfurt am Main, befindet sich ein 199 Seiten umfassendes Typoskript Soykas mit dem Titel Unfrei. Eine Geschichte der Jahre von 1920, das nicht nur äußerst subjektiv, sondern zum Teil auch falsche und ehrverletzende Behauptungen gegenüber Soykas Ehefrau Dora Angel-Soyka (1889-1984), der späteren Ehefrau von Heinrich Eduard Jacob (1889-1967), enthält. Gina Kaus hatte ein Verhältnis mit Soyka, worüber sie in ihren Erinnerungen Und was für ein Leben ... mit Liebe und Literatur, Theater und Film (Hamburg 1979) schrieb: "Ich hatte einen Geliebten, den ich nicht liebte. Otto Soyka war ein mittelmäßiger Schriftsteller, der heute vergessen ist." (S. 6)
  • Unter dem Titel Einer floh vor Hitler schrieb Soyka die Erinnerungen an seine Flucht über Italien nach Frankreich und sein dortiges Exilantendasein in Paris, Nizza und Marseille nieder. Das Manuskript ist bis heute verschollen.

Literatur

  • Robert N. Bloch: Otto Soyka - Bibliographie; in: "Bibliographisches Lexikon der utopisch-phantastischen Literatur (56. Erg.-Lieferung Januar 1999), S. 1-16. Meitingen: Corian-Verlag Heinrich Wimmer, 1999.
  • Siglinde Bolbecher & Konstantin Kaiser (Hrsg.): Otto Soyka; in: "Lexikon der österreichischen Exilliteratur". Wien & München: Deuticke Verlagsgesellschaft, 2000; S. 600-601. ISBN 3-216-30548-1.
  • Gina Kaus: Und was für ein Leben ... mit Liebe und Literatur, Theater und Film (Lebenserinnerungen). Hamburg: Knaus Verlag, 1979. ISBN 3-8135-0711-4. Als Taschenbuch unter dem Titel Von Wien nach Hollywood. Erinnerungen von Gina Kaus. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1990. ISBN 3-518-38257-8.
  • Clemens Ruthner: Am Rande. Kanon, Peripherie und die Intertextualität des Marginalen am Beispiel der (österreichischen) Phantastik im 20. Jh. Tübingen: A. Francke Verlag. ISBN 978-3-7720-3333-9. (Kap. III-b)
  • Reinhard Urbach: Otto Soyka - Biographie. In: Bibliographisches Lexikon der utopisch-phantastischen Literatur. (56. Erg.-Lieferung Januar 1999), S. 1-9. Meitingen: Corian-Verlag Heinrich Wimmer, 1999.

Nachlass

Einzelnachweise

  1. Brief Ehrensteins an Oskar Kokoschka, 7. Januar 1942.
  2. Nachruf in der Wiener Zeitung [1]

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Soyka — ist der Familienname folgender Personen: Florian Soyka, deutscher Musicaldarsteller Ulf Diether Soyka (* 1954), österreichischer Komponist Brigitte Unger Soyka (* 1949), deutsche Pädagogin und Politikerin (SPD) Walther Soyka (1926–2006),… …   Deutsch Wikipedia

  • Soyka — Soyka,   Otto, österreichischer Schriftsteller, * Wien 9. 5. 1882, ✝ ebenda 2. 12. 1955; war Mitarbeiter der Zeitschriften »Die Fackel«, »Der Sturm« und »Simplicissimus«; ging 1938 nach Frankreich ins Exil. Soyka schrieb spannende, psychologisch… …   Universal-Lexikon

  • Otto Barth (Alpenmaler) — Selbstbildnis Otto Barth (* 3. Oktober 1876 in Wien; † 9. August 1916 Wien [Anm. 1]) war ein österreichischer akademischer Maler, Grafiker und Alpinist. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Henry Jakob — Heinrich Eduard Jacob (* 7. Oktober 1889 als Henry Edward Jacob in Berlin Friedrichstadt; † 25. Oktober 1967 in Salzburg) war ein deutscher und amerikanischer Journalist und Schriftsteller. Er schrieb auch unter den Pseudonymen Henry E. Jacob und …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/So — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Eduard Jacob — (* 7. Oktober 1889 als Henry Edward Jacob in Berlin Friedrichstadt; † 25. Oktober 1967 in Salzburg) war ein deutscher und amerikanischer Journalist und Schriftsteller. Er schrieb auch unter den Pseudonymen Henry E. Jacob und Eric Jens Petersen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Wiener Persönlichkeiten — Bekannte Wiener Persönlichkeiten A Carlo Abarth, in Italien lebender österreichischer Automobilrennfahrer und Tuner Emil Abel, Chemiker Othenio Abel, Paläontologe und Evolutionsbiologe Walter Abish, US amerikanischer Schriftsteller Kurt Absolon,… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutschsprachiger Schriftsteller/S — Hinweis: Die Umlaute ä, ö, ü werden wie die einfachen Vokale a, o, u eingeordnet, der Buchstabe ß wie ss. Dagegen werden ae, oe, ue unabhängig von der Aussprache immer als zwei Buchstaben behandelt Deutschsprachige Schriftsteller: A B C D E …   Deutsch Wikipedia

  • Liste österreichischer Schriftsteller — Es gibt keine historisch allgemeingültigen Kriterien, nach denen ein Autor der Liste österreichischer Autoren zugeordnet werden kann. Nach einer weiter gefassten Definition werden alle Schriftsteller und Dichter des ehemaligen Vielvölkerstaats… …   Deutsch Wikipedia

  • Listen österreichischer Autoren — Es gibt keine historisch allgemeingültigen Kriterien, nach denen ein Autor der Liste österreichischer Autoren zugeordnet werden kann. Nach einer weiter gefassten Definition werden alle Schriftsteller und Dichter des ehemaligen Vielvölkerstaats… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”