Otto Schlüter

Otto Schlüter

Otto Ludwig Karl Schlüter (* 12. November 1872 in Witten/Ruhr; † 12. Oktober 1959 in Halle (Saale)) war ein deutscher Geograph, der sich hauptsächlich mit Siedlungsgeographie befasste.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schlüter war der Sohn eines Rechtsanwalts und absolvierte seine Schulpflicht in seiner Vaterstadt. Schlüter begann in Freiburg im Breisgau Geographie, Geschichte, deutsche Philologie und Philosophie zu studieren. In Freiburg schloss er sich 1891 dem Corps Rhenania an. Als er 1892 mit denselben Fächern an die Universität Halle wechselte, wurde er auch beim Corps Palaiomarchia aktiv.[1]

1896 beendete er sein Studium erfolgreich mit einer Promotion über Siedlungsgeographie bei Prof. Alfred Kirchhoff. Seit 1899 Assistent der Gesellschaft für Erdkunde, habilitierte er sich 1906 in Berlin an der Friedrich-Wilhelms-Universität und wurde Privatdozent an den Universitäten Köln und Bonn. Am 15. Februar 1911 wurde er als o. Professor und Ordinarius der Nachfolger von Alfred Philippson in Halle.

1938 emeritiert[2], wurde Schlüter 1948-1951 erneut mit einer Professur für Geographie der Kulturlandschaft und für Methodik der Geographie betraut. 1952 wurde er Dr. rer. nat. h.c. der Universität Leipzig.

Bedeutung

Schlüter war Mitglied mehrerer geographischer Gesellschaften und Vereine für Erdkunde; er war seit 1923 ordentliches Mitglied der Leopoldina, wurde 1943 deren Vizepräsident und 1952/53 als Nachfolger von Emil Abderhalden Präsident. Sein Nachfolger wurde 1954 Kurt Mothes. 1953 ernannte ihn die Akademie zum „Ehrenmitglied“. Die Berliner Gesellschaft für Erdkunde verlieh ihm anlässlich der Feier ihres 125jährigen Bestehens am 2. Mai 1953 die (sehr selten verliehene) goldene Karl-Ritter-Medaille.

Wissenschaftlich bedeutend sind seine Leistungen im Bereich der Siedlungsgeographie. 1952 legte er eine Karte der frühgeschichtlichen Siedlungsräume Mitteleuropas vor, die zwar der alten Vorstellung einer relativ linearen Entwicklung folgte, aber die Veränderlichkeit der Landschaft eindrücklich zeigte und so auch Eingang in viele Schulbücher fand.

Politik

Schlüter gehörte politisch dem rechtskonservativen Lager an. 1912 wurde er Mitglied des Reichskolonialbunds, 1915 des Alldeutschen Verbands und nach dem Ersten Weltkrieg des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbunds. Ende 1918 trat er der Deutschnationalen Volkspartei bei.[2]

Seit 1935 gehörte er der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und dem Nationalsozialistischen Altherrenbund an.[2].

Familie

Schlüter war seit 1907 verheiratet mit Margret geb. Heyer, einer Führerin der Caritativen Bewegung. Sie starb früh. Zwei Söhne fielen im Zweiten Weltkrieg; der dritte wurde Stadtoberbaumeister in Hannover. Seit 1948 lebte der tiefgläubige Otto Schlüter allein.

Werke

  • Bemerkungen zur Siedlungsgeographie (1899)
  • Siedlungskunde des Thales der Unstrut von der Sachsenburger Pforte bis zur Mündung (1896)
  • Siedlungsräume Mitteleuropas in frühgeschichtlicher Zeit (1952–1954)
  • Über das Verhältnis von Mensch und Natur in der Anthropogeographie (1907)
  • Ziele der Geographie des Menschen (1906)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1930: 35, 553; 61, 256
  2. a b c Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 526.

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