Otto Leonhard Heubner

Otto Leonhard Heubner
Otto Leonhard Heubner
Gedenktafel in Freiberg
Grab Otto Leonhard Heubners auf dem Alten Annenfriedhof in Dresden

Otto Leonhard Heubner (* 17. Januar 1812 in Plauen; † 1. April 1893 in Blasewitz) war ein deutscher Jurist, Politiker und Dichter. Er gehörte der Frankfurter Nationalversammlung an und war nach dem Dresdner Maiaufstand 1849 Mitglied der provisorischen Regierung.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Der Sohn des in Plauen und Mühltroff praktizierenden Rechtsanwalts Johann Friedrich Leonhard Heubner (1768–1838) erhielt bis 1824 Privatunterricht. Dem Besuch der Fürstenschule Grimma schloss er ab 1829 ein Studium des Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig an. Nachdem er dieses erfolgreich abgeschlossen hatte, trat er 1832 als Praktikant in die Kanzlei seines Vaters in Plauen ein. 1834 erhielt er selbst die Zulassung als Advokat und ließ sich in seiner Heimatstadt nieder. Zwischen 1838 und 1843 fungierte er als Direktor des Patrimonialgerichts des Grafen von Hohenthal-Püchau in Mühltroff. Gleichzeitig war er königlich sächsischer Kommissar für die Ablösung der Feudallasten im Vogtland. 1843 wurde er zum Kreisamtmann von Freiberg berufen.

Heubner gehörte 1848/49 der Frankfurter Nationalversammlung an, wo er sich zunächst der Fraktion der gemäßigten Linken, bald aber schon den entschiedenen Linken um Robert Blum anschloss. Nachdem er im Dezember 1848 im 61., 62. und 63. Wahlbezirk als Kandidat der Vaterlandsvereine in die I. Kammer des Sächsischen Landtags gewählt worden war, legte er sein Mandat in der Paulskirche nieder. In Sachsen trat er vehement für die von der Nationalversammlung erarbeitete und beschlossene Reichsverfassung in die darin verankerten Grundrechte für das deutsche Volk an. Während des Dresdner Maiaufstands gehörte er vom 4. bis zum 9. Mai 1849 der provisorischen Regierung an. Am 10. Mai wurde er in Chemnitz zusammen mit Michail Bakunin verhaftet. Nachdem er eine Untersuchungshaft in Dresden und auf der Festung Königstein verbüßt hatte, kam es zum Prozess gegen ihn, in dem er am 28. Januar 1850 wegen Hochverrats zum Tode verurteilt wurde. Die Strafe wurde aber bereits am 12. Mai 1850 in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt, die er im Zuchthaus Waldheim abbüßte. Am 28. Mai 1859 erhielt er anlässlich der Hochzeit des sächsischen Prinzen Georg den Gnadenerlass für seine Strafe, allerdings ohne seine bürgerlichen Ehrenrechte wieder zu erlangen. Seinen Beruf als Rechtsanwalt konnte er deswegen nicht mehr ausüben.

Im Herbst 1859 trat er in den juristischen Beirat der Sächsischen Hypotheken-Versicherungsgesellschaft in Dresden ein, zu deren 2. Direktor er 1862 aufstieg und schließlich 1865 deren Direktorat übernahm. Nachdem ihm die bürgerlichen Ehrenrechte 1865 wieder zuerkannt worden waren, wurde er 1867 wieder als Rechtsanwalt in Dresden tätig. Als Vertreter des 15. bäuerlichen Wahlbezirks war er 1869 bis 1871 Mitglied der II. Sächsischen Kammer.[1] Er war Mitglied der Deutsche Fortschrittspartei. Ab 1869 war er Stadtverordneter von Dresden. Im August 1871 wurde er als besoldetes Mitglied in den Rat der sächsischen Residenzstadt berufen, dem er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1887 angehörte. In dieser Zeit war ihm als Leiter des städtischen Schulamts die Entwicklung des Dresdner Schulwesens anvertraut. Heubner starb 1893, sein Grab befindet sich auf dem Alten Annenfriedhof in Dresden.

Er ist der Vater des Arztes Johann Otto Leonhard Heubner.

Literatur

  • Viktor HantzschHeubner, Otto. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 50, Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 287–293.
  • Josef Matzerath: Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952. Sächsischer Landtag, Dresden 2001, S. 43 und 105.
  • Josef Matzerath: Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Formierungen und Brüche des Zweikammerparlaments (1833–1868). Sächsischer Landtag, Dresden 2007, S. 53.
  • Elvira Döscher, Wolfgang Schröder: Sächsische Parlamentarier 1869–1918. Die Abgeordneten der II. Kammer des Königreichs Sachsen im Spiegel historischer Photographien. Droste, Düsseldorf 2001, ISBN 3-7700-5236-6, S. 395f. (Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 5).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Josef Matzerath: Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte – Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 105 (als Otto Bernhard Heubner gelistet); Döscher/Schröder führen ihn unter seinem korrekten Namen

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