Otto Heubner

Otto Heubner
Otto Heubner

Johann Otto Leonhard Heubner (* 21. Januar 1843 in Mühltroff; † 17. Oktober 1926 in Loschwitz) war ein deutscher Internist und Kinderarzt. Er gilt als einer der Väter der Kinderheilkunde in Deutschland und trug zu ihrer Etablierung als akademisches Fach maßgeblich bei. Innerhalb des Deutschen Reiches erhielt er das erste Ordinariat für Pädiatrie. Er erkannte auch die politische und soziale Dimension vieler Krankheiten und wurde ein engagierter Vorkämpfer für Kinderfürsorge und Kinderschutz. Otto Heubner lieferte wertvolle wissenschaftliche Beiträge auf vielen Gebieten.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Otto Heubners Abschiedsvorlesung im Hörsaal der Charité Berlin, 1913

Otto Heubner wurde als Sohn des Juristen, Politiker und sogenannten "Turnvaters Sachsens" Otto Leonhard Heubner in Ober-Sachsen geboren und wuchs in Freiberg und Grimma auf. 1861 nahm er das Studium der Medizin an der Universität Leipzig auf, das er 1866 abschloss. Im Anschluss unternahm er eine Studienreise, die ihn nach Prag und Wien führte, wo er sich in der Diagnose innerer und Hautkrankheiten sowie der Syphilis schulte.

Die klinische Arbeit begann er 1867 am Leipziger Jakobshospital als Assistent des Internisten Carl Reinhold August Wunderlich. Heubner habilitierte sich 1868 und erhielt eine Privatdozentur für Innere Medizin. Während des Deutsch-französischen Krieges 1871 übernahm er zusätzlich zu seiner Arbeit die Leitung eines Reservelazaretts mit 180 Betten in Leipzig. 1873 wurde er auf Vorschlag von Wunderlich zum außerordentlichen Professor für Innere Medizin an der Leipziger Universität berufen und erhielt 1876 die Leitung der Leipziger Distriktpoliklinik, die er bis 1891 innehatte. Ebenfalls im Jahr 1876 heiratete er Martha Haußner, mit der er zwei Söhne, so den Pharmakologen Wolfgang Otto Leonhard Heubner (1877–1957), und zwei Töchter haben sollte. 1891 wurde auf sein Betreiben die Kinderklinik in Leipzig-Reudnitz eingerichtet, der Heubner als Leiter vorstand. Erfolge gelangen ihm in Zusammenarbeit mit Emil von Behring bei der Behandlung der Diphtherie mit „Heilserum“ (faktisch eine passive Impfung).

Als ausgebildeter Internist erkannte Heubner früh die Notwendigkeit einer eigenen pädiatrischen Disziplin. Da sich die Leipziger Universität weigerte, ihm einen ordentlichen Lehrstuhl für Kinderheilkunde einzurichten, ging Heubner 1894 an die Berliner Charité. Bis zu seiner Emeritierung 1913 machte er sich um die Behebung vieler hygienischer Missstände verdient, was sich auch im massiven Sinken der Säuglingssterblichkeit an seiner Klinik niederschlug. Er starb 83jährig an den Folgen eines Schlaganfalls; seine Urne befindet sich im Urnenhof des Urnenhains Tolkewitz.

Wissenschaftliches Werk

Wissenschaftlich befasste sich Heubner vor allem mit Hirn- und Hirnhautentzündungen sowie Nierenerkrankungen des Kindesalters, der Säuglingstuberkulose und der Tuberkulinbehandlung. Er war der erste, der 1902 bei einem Kind ein EKG ableitete. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt bildete der Energiebedarf von Kleinkindern und die künstliche Ernährung von Säuglingen. Viele Krankheiten und klinische Bilder tragen heute seinen Namen: Als „Heubnerscher Sternenhimmel“ wird der Ausschlag bei Windpocken bezeichnet, die Zöliakie wird auch „Heubner-Herter-Krankheit“, die Leukenzephalitis auch „Heubner-Schilder-Syndrom“ genannt. Die „Heubner-Krankheit“ wiederum ist die Gefäßentzündung (Endarteriitis obliterans) der Hirngefäße bei Syphilis. Sein 1903 herausgegebenes Lehrbuch der Kinderheilkunde blieb jahrzehntelang das Standardwerk in deutscher Sprache.

Ehrungen und Nachwirkung

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin vergibt seit 1955 den Otto-Heubner-Preis.

Der 1999 konstituierte Verbund der Kliniken für Kinder- und Jugendmedizin der Charité Berlin ist nach Otto Heubner benannt.

Literatur

  • Gerhard Jaeckel: Die Charité. Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin. Ullstein. Frankfurt/M. 1994. ISBN 3-548-34534-4.

Weblinks


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