Otto Bernheimer

Otto Bernheimer

Otto Bernheimer (* 1877 in München; † 5. Juli 1960 in München) war ein Kunstsammler und erfolgreicher Antiquitätenhändler mit internationalem Ansehen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Otto Bernheimer wurde als Sohn des 1884 zum Königlich Bayerischen Hoflieferanten ernannten Lehmann Bernheimer (1841–1918) geboren, der seit 1864 ein Handelsgeschäft in München betrieb. Mit seinen beiden Brüdern Max und Ernst (1875–1956) bereiste er viele Länder Europas auf der Suche nach schöner Kunst. Zu den Kunden der Bernheimer gehörten der europäische Hochadel, Finanziers, Diplomaten, Künstler ebenso wie die Familie Krupp oder William Randolph Hearst. Bernheimer bot nicht nur exklusive Einzelstücke, sondern komplette Raumausstattungen für seine Kunden an.

Nach dem Tod des Vaters 1918 übernahm er die Firma in zweiter Generation, aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation gingen die Geschäfte schlechter. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten konnte das Geschäftvolumen zunächst sogar gesteigert werden, da Ausstattungen für Prestigeveranstaltungen benötigt wurden. In der Reichspogromnacht 1938 wurden die Schaufenster eingeschlagen und Otto Bernheimer im KZ Dachau inhaftiert. Durch Intervention der mexikanischen Regierung kam Otto Bernheimer jedoch frei. Die Familie emigrierte in die ganze Welt: Otto wurde gezwungen, Verwandten von Hermann Göring eine Kaffeeplantage in Venezuela abzukaufen. Es erfolgte die Arisierung der Kunsthandlung Otto Bernheimer (danach „Münchner Kunsthandelsgesellschaft" und „Kameradschaft Münchener Künstler"), sowie die Beschlagnahme des gesamten Besitzes (darunter eine Sammlung von deutschen und französischen Gemälden aus dem 19. Jahrhundert).

1948 kehrte Otto Bernheimer nach München zurück, baute das kriegsbeschädigte Geschäftshaus und seine Firma erneut auf und setzte sich für die Restitution des Familienbesitzes ein. Auf seine Initiative wurde 1956 zu Beginn der Wirtschaftswunderjahre die „Deutschen Kunst- und Antiquitätenmesse“ in München gegründet und Bernheimer zum Präsidenten des Deutschen Kunsthandelsverbands gewählt.

Neben dem Geschäftshaus am Lenbachplatz in München besaß Otto Bernheimer ein Landhaus in Feldafing, das er sich ein 1912/13 vom Architekten Max Littmann in der Höhenbergstraße erbauen ließ.

Auszeichnungen

Literatur

  • Otto Bernheimer: Erinnerungen eines alten Münchners. München 1957, 137 Seiten (Autobiografie)
  • Erich Pfeiffer-Belli: Bernheimer - 100 Jahre in München. 1864-1964. Festschrift, München 1964.
  • Joseph Walk (Hrsg.), Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918-1945. hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. München : Saur, 1988 ISBN 3-598-10477-4

Weblinks


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