Othmar von St. Gallen

Othmar von St. Gallen
Der heilige Otmar (mit Abtsstab und Weinfässchen) auf der Zunftfahne der Weinhauer von Mödling (1755)

Otmar von St. Gallen (auch Othmar, * um 689, vermutlich in der Umgebung von St. Gallen; † 16. November 759 auf der Insel Werd in Eschenz bei Stein am Rhein)[1] war Gründer und erster Abt des Klosters St. Gallen. Er wird, seit er 864 durch den Konstanzer Bischof Salomo I. kanonisiert wurde, als heiliger Otmar verehrt; Gedenktag ist der 16. November.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Otmar war von alemannischer Herkunft. Er absolvierte seine Priesterausbildung in Chur und wahrscheinlich betreute er dort zunächst eine Florinenkirche. Sein hervorragender Ruf war für Waltram von Thurgau der Grund, Otmar mit der Aufsicht über die im Jahr 612 von dem irischen Mönch, dem heiligen Gallus begründeten Eremitenzellen zu betrauen, um sie vor dem drohenden Verfall zu bewahren. Otmar organisierte grundlegend neu, er beendete das Eremitentum, veranlasste die Mönche, gemeinsam in einem Kloster zu leben, und führte eine Klosterregel ein. Otmar wurde 719 erster Abt dieses Klosters.

Nach dem Blutgericht zu Cannstatt durch den fränkischen Hausmeier Karlmann im Jahr 746 gerieten die Reste alemannischer Eigenständigkeit unter den zunehmenden Druck fränkisch-karolingischer Interessen und wurden immer weiter zurückgedrängt. So gerieten auch das Kloster St. Gallen und Abt Otmar, als dem alemannischen Bereich zugehörend, in die Auseinandersetzung. 747 wurde auf Karlmanns und Pippins Druck hin von Otmar in St. Gallen die Regula Benedicti (Benediktinerregel) eingeführt, was der Durchsetzung der karolingischen Strategie der Vereinheitlichung der Reichskirche auf klösterlicher Ebene entsprach. Da Otmar sich dem fügte, wurde das Kloster im Gegenzug durch Landschenkungen belohnt.

Trotz der Spannungen zwischen Karolingern und Alemannen erlebte das Kloster unter Otmar eine erste Blüte. Nach innen war ihm sehr am geistlichen Leben der Mönche gelegen, nach außen widmete er sich vor allem der Aufgabe der Pflege von Kranken und Armen. Otmar organisierte dazu jeweils die passende Infrastruktur: So ließ er eine Armenherberge errichten, und ein Siechenhaus für unheilbar Kranke und Aussätzige, das medizingeschichtliche Bedeutung als älteste Einrichtung dieser Art in der Schweiz hat. Otmar widmete sich daneben ebenso der praktischen Umsetzung: Ihm war die direkte menschliche Begegnung mit den Armen ebenso ein Anliegen, wie er auch die Kranken persönlich pflegte.

Wahrscheinlich resultierte aus diesen karitativen Werken Otmars bzw. des Klosters eine erhebliche (alemannische) Volksverbundenheit. Diese, zusammen mit der Selbständigkeit des Klosters, erregte bei den im Zuge der fränkisch-alemannischen Auseinandersetzung eingesetzten fränkischen Grafen Warin und Ruthard zunehmend Missfallen, das sich in Landbesitzstreitigkeiten zwischen den Grafen und dem Kloster manifestierte. Hinzu traten Spannungen aufgrund der Herrschaftsansprüche des Bischofs Sidonius von Konstanz, der St. Gallen als Eigenkloster seinem Bistum unterstellen wollte. Diese Konflikte führten 759 schließlich zur Gefangennahme Otmars. Er wurde unter einer üblichen falschen Anklage (Sittlichkeitsverbrechen, Ehebruch) vor Gericht gestellt und zum Tode durch Verhungern in der Königspfalz Bodman verurteilt. Die Strafe wurde abgemildert und Otmar danach auf der Insel Werd in Gewahrsam gehalten. Dort starb Otmar noch im gleichen Jahr, am 16. November 759.

Nachwirkung

Obwohl er der Gründer des Klosters St. Gallen ist, trägt es nicht seinen Namen. Das ist zum einen durch die besondere Verehrung des heiligen Gallus begründet, zum anderen dadurch, dass Otmar erst rund 100 Jahre nach seinem Tode heilig gesprochen wurde. Im Bistum St. Gallen gilt Otmar als gleichgestellter Patronus aeque principalis.

Theologiegeschichtlich kann Otmar als ein Vorgänger der Ordensbewegungen des 12. und 13. Jahrhunderts gesehen werden, die in ihrer Praxis die Verkündigung des Evangeliums, eigenes Leben in Armut, Armenhilfe und allgemeine Sorge um das einfache Volk verbanden. Nicht zufällig sind es Franziskaner, die heutzutage im ursprünglich benediktinischen Kloster Werd auf der gleichnamigen Insel das Otmarheiligtum mit einer kleinen Kapelle betreuen.

In künstlerischen Darstellungen wird Otmar als benediktinischer Abt mit Stab und einem Weinfässchen abgebildet. Das Weinfässchen hat seinen Hintergrund in der Legende über die Überführung seines Leichnams zehn Jahre nach seinem Tod, bei der ein Sturm dem Boot nichts hätte anhaben können, und die Pilgerflasche mit Wein nicht leer wurde.[1] Nach einer anderen Legende wurde Otmars Fässchen nicht leer, egal wie viel er mit den Armen teilte oder selbst daraus trank.[2]

Namensträger

Berühmte Namensträger findet man unter Othmar. Kirchen mit dem Patrozinium St. Ot(h)mar sind in St. Othmarkirche aufgelistet.

Der Sportverein TSV St. Otmar St. Gallen ist ebenso nach ihm benannt, wie der österreichische Fußballverein SC Othmar III aus Wien.

Der Name Ott kommt von dem Schweizer Heiligen Othmar, der im Jahre 759 gestorben ist. Im 13. bzw. 14. Jahrhundert wurde aus Othmar zuerst Oth später dann Ott.

Einzelnachweise

  1. a b Ottmar Fuchs: Otmar. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 6, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-044-1, Sp. 1336–1339.
  2. nach Catholic Encyclopedia online, siehe unter Weblinks

Literatur

Weblinks


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