Oswiecim

Oswiecim
Oświęcim
Wappen von Oświęcim
Oświęcim (Polen)
DEC
Oświęcim
Oświęcim
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Kleinpolen
Landkreis: Oświęcim
Fläche: 30,3 km²
Geographische Lage: 50° 3′ N, 19° 14′ O50.0519.2333333333337Koordinaten: 50° 3′ 0″ N, 19° 14′ 0″ O
Einwohner: 40.403 (30. Juni 2008[1])
Postleitzahl: 32-600 bis 32-610
Telefonvorwahl: (+48) 33
Kfz-Kennzeichen: KOS
Wirtschaft und Verkehr
Straße: TychyZator
Nächster int. Flughafen: Krakau-Balice
Gemeinde
Gemeindeart: Stadtgemeinde
Verwaltung (Stand: 2009)
Stadtpräsident: Janusz Marszałek
Adresse: ul. Zaborska 2
32-600 Oświęcim
Webpräsenz: www.um.oswiecim.pl

Oświęcim  [ɔˈɕfʲɛɲtɕim]?/i (deutsch Auschwitz) ist eine am Fluss Sola gelegene polnische Stadt in der Woiwodschaft Kleinpolen im südlichen Teil des Landes, rund 50 Kilometer westlich der Wojewodschaftshauptstadt Krakau.

Bekannt geworden ist die Stadt als Standort des größten Komplexes von deutschen Konzentrationslagern zur Zeit des Nationalsozialismus, insbesondere des KZ Auschwitz II (Auschwitz-Birkenau).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Herzogtum Oppeln, Auschwitz

Im Jahr 1179 fand die Stadt erste urkundliche Erwähnung, als sie aus der Krakauer Seniorenprovinz herausgelöst und dem Herzogtum Oppeln zugeschlagen wurde. Sie lag an der Nahtstelle zwischen Slawen und Deutschen. Der Name ist vom altpolnischen „święty“ abgeleitet, das soviel wie „Heiliger“ bedeutet, was auf die frühe Christianisierung hindeutet. 1272 wurden dem Ort die Stadtrechte (Magdeburger Recht?) verliehen. Ende des 13. Jahrhunderts ließen sich Deutsche erstmals in der Gegend nieder. Im Laufe der Geschichte lebten hier Deutsche und Polen friedlich zusammen.

Die Stadt am Zusammenfluss von Weichsel und Soła wurde bald zu einem Handelszentrum, war Gerichtssitz und Sitz des Herzogtum Auschwitz. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die politische Zugehörigkeit: Die den westlichen Teil Galiziens bildenden die Herzogtümer Auschwitz und Zator kamen 1327 durch Herzog Johann von Auschwitz in ein Vasallenverhältnis zum Königreich Böhmen. 1348 wurde es dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation einverleibt und Deutsch setzte sich als Amtssprache durch. Nach der ersten Agrarkrise des Mittelalters geriet die deutsche Siedlungsbewegung Mitte des 14. Jahrhunderts ins Stocken und die Hussitenkriege beendeten die Ostkolonisation und unter böhmischer Herrschaft – später ging die Gegend wieder an die Herzöge von Teschen und Großglogau – wurde Tschechisch die Amtssprache.

Im 14. Jahrhundert setzte eine Landflucht ein, die viele Bewohner des Ortes in andere Gebiete zog. Das Interesse der Deutschen am Ort schwand und 1457 kaufte der polnische König Kasimir IV. für 50.000 Silbermark die Rechte am Ort, der anschließend der Woiwodschaft Krakau angegliedert wurde. Bereits im 15. Jahrhundert stellten Juden, die von den polnischen Königen zur Ansiedlung eingeladen worden waren, die Bevölkerungsmehrheit.

Königreich Galizien und Lodomerien, Kongress, bis 1918

1655 wurde Oświęcim von schwedischen Truppen verwüstet und hatte bis zu den Teilungen Polens am Ende des 18. Jahrhunderts seine frühere Bedeutung völlig verloren. Es kam 1772 zu Österreich – Deutsch wurde wieder Amtssprache – und lag bald auch an der Grenze zu Preußen und Russland. Die Stadt hieß Auschwitz und war Teil des neuen Königreich Galizien und Lodomerien des habsburgischen Kaiserreichs (ab 1804). Der österreichische Kaiser Franz II. bestätigte 1793 alle bisher verliehenen Privilegien und erweiterte es auf bis zu 12 Jahrmärkte im Lauf eines Jahres. Darüber hinaus verlieh er der Stadt den Titel einer Munizipalgemeinde sowie ein neues Wappen.

Auf dem Wiener Kongress wurde die Gegend 1818 Teil des Deutschen Bundes, wo sie dann lange Zeit Bestandteil von Schlesien war. Während des Preußisch-Österreichischen Krieges erfolgte am 27. Juni 1866 ein Angriff der Preußen auf Auschwitz, der jedoch zurückgeschlagen wurde. Ab 1867 gehörte die Stadt zur neuen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Bis 1918 führte der Kaiser von Österreich auch den Titel „Herzog von Auschwitz“.

Bereits 1916 errichtete die Stadt ein Barackenlager für Wanderarbeiter, die Sachsengänger.

1918 bis 1939

Am 3. November berief die Krakauer Polska Komisja Likwidacyjna (Polnische Liquidationskommission) ein Landkreiskomitee, eine Keimzelle der polnischen zivilen Verwaltung, in Oświęcim ein. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Ort als Oświęcim Teil der Zweiten Polnischen Republik. Am 2. Januar 1919 wurde die Stadt samt Landkreis Teil der Woiwodschaft Krakau. Am 1. April 1932 wurde der Landkreis Oświęcim aufgelöst, wobei ein Teil zurück zum Landkreis Wadowice kam, der Rest wurde dem Landkreis Biala zugeordnet.

Zweiter Weltkrieg

Vom 3. bis 4. September 1939 fand ca. fünf Kilometer vor der Stadt eine der letzten Grenzschlachten der Armee Kraków statt. Am 4. September wurde die Stadt von der deutschen Wehrmacht besetzt. Im Oktober 1939 wurde Oświęcim und seine Umgebung unmittelbar dem Reich einverleibt. Dies stand im Gegensatz zu den meisten eroberten polnischen Gebieten, die als separate Verwaltungseinheit, das Generalgouvernement, zusammengefasst wurden. Am 30. November 1940 wurde die Stadt, die nun Auschwitz genannt wurde, Verwaltungsmittelpunkt des neuen gleichnamigen Amtsbezirks. Dieser bestand aus der Stadt Auschwitz und den umliegenden Gemeinden "Babitz, Birkenau, Broschkowitz, Dwory, Klutschnikowitz, Monowitz, Poremba-Wielka, Stara-Stawy, Wlocienitz und Zaborz-Ost". Auschwitz war der Sitz des deutschen Amtskommissars. Auschwitz bildete im westlichen Teil des neuen Landkreises Bielitz einen Teil des neuen Regierungsbezirkes Kattowitz in der Provinz Schlesien, ab dem 18. Januar 1941 – nach der Teilung Schlesiens – der Provinz Oberschlesien.

Mit der Einführung der Deutschen Gemeindeordnung (von 1935) galt in Auschwitz ab 1. April 1943 das so genannte Führerprinzip auf Gemeindeebene. Die Stadt gehörte nun nicht mehr einem Amtsbezirk an, sondern war bis zum Ende der deutschen Besatzungszeit 1945 einem deutschen Bürgermeister unterstellt.

Konzentrationslager

Auschwitz wurde zum Standort des größten Komplexes von Konzentrationslagern im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten. Dazu zählten:

Nachkriegszeit

Marktplatz
Ehemalige Chrzanower Synagoge
Lomdei-Misznajot-Synagoge

Der Powiat Oświęcimski wurde 1948 wieder eingerichtet. Zwischen 1975 und 1999 gehörte die Stadt zur Woiwodschaft Bielsko-Biała.

Die durch die IG Farben von Häftlingen des KZ Auschwitz aufgebauten Buna-Werke wurden vom polnischen Staat übernommen und als Chemiewerke Oświęcim (heute: Dwory S.A.) zum größten Arbeitgeber des Ortes. Die einseitige wirtschaftliche Ausrichtung auf diesen Großbetrieb brachte der Stadt nach 1990 wirtschaftliche Probleme. Seither werden die Bereiche Handel und Dienstleistungen ausgebaut.

Im September 1945 lebten zwar wieder etwa 190 Juden in Oświęcim, die aber fast alle in den zwei folgenden Jahren emigrierten. Der einzige länger gebliebene jüdische Heimkehrer starb 2000 und wurde auf dem örtlichen jüdischen Friedhof beigesetzt. Es gibt derzeit keine hier ansässige jüdische Bevölkerung. Die einzige erhaltene Synagoge der Stadt wurde rekonstruiert, nachdem das Gebäude 1977 verstaatlicht und als Teppichlager genutzt wurde. Das Gebäude der erst 1928 eröffneten Chevra Lomdei Mishnayot-Synagoge wurde im Krieg als Waffen- und Munitionslager genutzt. Dadurch hat zumindest das Gebäude die Zeit überdauert und wurde nicht, wie beispielsweise die Große Synagoge am 20. September 1939, von den Besatzern niedergebrannt. Am 12. September 2000 wurde die kleine Synagoge schließlich als Synagoge wieder eröffnet.

Stadtgliederung

Die Stadt Oświęcim gliedert sich in die Stadtteile Błonie, Domki Szeregowe, Dwory-Kruki, Monowice (Monowitz), Pod Borem, Północ, Południe, Stare Miasto (Altstadt), Stare Stawy (Stara Stawy), Wschód, Zachód, Zasole.

Museen

Bekanntestes Museum Oświęcims ist das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau auf dem Gelände der ehemaligen Konzentrationslager. Es wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Im Stadtzentrum befindet sich auch das jüdische Zentrum (Auschwitz Jewish Center), welches 2000 eröffnet wurde und das reichhaltige jüdische Leben der Stadt vor dem Einmarsch der Nazis beleuchtet. Es beinhaltet neben der Rekonstruktion der kleinen Synagoge eine Ausstellung über Oświęcim vor dem Zweiten Weltkrieg.

Es gibt in Oświęcim auch ein städtisches Museum, das in bescheidenem Rahmen über die Geschichte der Stadt und das frühere Leben ihrer Einwohner informiert.

Sport

Das Eishockey-Team von Unia Oświęcim wurde bereits mehrfach polnischer Meister. Der Schwimmer Paweł Korzeniowski aus Oświęcim wurde bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen Vierter über 200 m Schmetterling.

Partnerstädte

  • Kerpen, Deutschland
  • La Confluence, Frankreich
  • Sambir, Ukraine

Söhne und Töchter der Stadt

  • Łukasz Górnicki (1527−1603), polnischer Humanist, Schriftsteller, Poet, Sekretär und Kanzler von König Sigismund II. August von Polen
  • Jakob Haberfeld, gruendete 1804 die international bekannte Wodka- und Likoerfabrik 'Dampffabrik feiner Liqueure - Jakob Haberfeld'
  • Jan Sarbek (1885-1951), ehemaliger Priester und seit 1934 Ehrenbuerger von Oświęcim
  • Szymon Kluger (1925-2000), letzter Jude in Oświęcim
  • Miroslav Sikora (*5. Oktober 1957), ehemaliger deutsch-polnischer Eishockeyspieler, deutscher Nationalspieler

Landgemeinde

Die Landgemeinde (gmina wiejska) Oświęcim umfasst ein Gebiet von 74,47 km² mit 17.009 Einwohnern[1]. Sie gliedert sich in die Schulzenämter:

  • Babice (Babitz), 1.582 Einwohner
  • Broszkowice (Broschkowitz), 563 Einwohner
  • Brzezinka (Birkenau), 2.195 Einwohner
  • Dwory II, 342 Einwohner
  • Grojec, 2.798 Einwohner
  • Harmęże (Harmense), 572 Einwohner
  • Osada Stawy Grojeckie
  • Łazy, 396 Einwohner
  • Pławy, 330 Einwohner
  • Poręba Wielka (Poremba Wielka), 1.764 Einwohner
  • Rajsko, 1.300 Einwohner
  • Stawy Monowskie, 319 Einwohner
  • Włosienica (Wlocienitz), 1.440 Einwohner
  • Zaborze (Zaborz), 2.257 Einwohner

Verweise

Literatur

  • Lucyna Filip, Juden in Oswiecim 1918-1941. Verlag Scientia, 2005. Originaltitel „Zydzi w Oswiêcimiu 1918-1941“ - 2003. (auch zahlreiche alte Fotografien)
  • Sybille Steinbacher: Auschwitz. Geschichte und Nachgeschichte. C.H. Beck Verl., München. 2004. 128 Seiten. 3-406-50833-2.
  • Sybille Steinbacher: „Musterstadt“ Auschwitz. Germanisierungspolitik und Judenmord in Ostoberschlesien. Bd. 2 der Darstellungen und Quellen zur Geschichte von Auschwitz vom Institut für Zeitgeschichte. K. G. Saur Verlag, München. 2000. 419 Seiten. 3-598-24031-7.

Weblinks

Fußnoten

  1. a b Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2008 (WebCite)

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