Ostwestfalen

Ostwestfalen
Lage
Lage von Ostwestfalen
Basisdaten
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Regierungsbezirk Detmold
Fläche: 5273,62 km²
Einwohner: 1.706.221 (31. Dez. 2006)
Bevölkerungsdichte: 324 Einwohner pro km²
Höchster Punkt: am Totenkopf, bei Bad Wünnenberg, mit 498 m ü. NN
Tiefster Punkt: Wesertal bei Petershagen mit 27 m ü. NN
Gliederung: 54 Gemeinden, davon 53 in 5 Kreisen
Kfz-Kennzeichen: BI, GT, HF, HX, MI, PB
Karte
Ostwestfalen im Regierungsbezirk Detmold und NRW

Ostwestfalen Zum Anhören bitte klicken! [ˈɔstvɛst'faːln] (niederdeutsch: Austwestfaolen) ist der östliche Teil von Westfalen und geht auf den alten preußischen Regierungsbezirk Minden (1815 bis 1947) zurück, der als Mittelbehörde Ostwestfalen verwaltete und so eine Klammer für mehrere historische Gebiete, nämlich das Fürstentum Minden, die Grafschaft Ravensberg und das Hochstift Paderborn sowie das Amt Reckenberg, die Grafschaft Rietberg und die Herrschaft Rheda bildete. Ostwestfalen repräsentiert heute etwa 80 Prozent der Fläche des Regierungsbezirks Detmold beziehungsweise der Region Ostwestfalen-Lippe, die neben Ostwestfalen auch das ehemalige Land Lippe umfasst.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Topographie Ostwestfalens

Naturräumliche und politische Gliederung

Ostwestfalen liegt im Nordosten und Osten von Westfalen am Übergang der Mittelgebirge in die Norddeutsche Tiefebene. Das Gebiet kann durch eine im Uhrzeigersinn um etwa 45 Grad gedrehte (linke) Hand beschrieben werden: Sie erstreckt sich zum einen quasi zweifingerig mit dem Mindener Land in die Norddeutsche Tiefebene und dem Ravensberger Hügelland als Mittelfinger, zum anderen als dicker Daumen in den Osten auf die Warburger Börde. Die Handfläche wird gebildet durch die Paderborner Hochfläche im äußersten Süden und durch die nordwestlich davon liegenden Teile der Emssandebene.

Details: Im Nordosten liegt nördlich des Wiehengebirges das Mindener Land mit den Städten Minden und Lübbecke im Kreis Minden-Lübbecke, im östlichen Teil durch die Weser begrenzt. Diese fließt hier durch die Porta Westfalica in die Norddeutsche Tiefebene. Südwestlich von der Porta schließt sich südlich des Wiehengebirges auf fruchtbaren Lößboden das Ravensberger Hügellands mit der Stadt Herford (Kreis Herford), als Mittelpunkt an. Im Ravensberger Hügelland fließen die Flüsse Else, Westfälische Aa und Werre. Westlich davon riegelt der Teutoburger Wald die evangelisch geprägte Gegend des Mindener und Ravensberger Land gegen die römisch-katholisch geprägten Gebiete im Süden ab. An dieser konfessionellen und naturrümlichen Grenze liegt als ein wirtschaftlicher Schwerpunkt und bevölkerungsreichste Stadt Ostwestfalens die Stadt Bielefeld. Westlich des Teutoburger Waldes liegt der Kreis Gütersloh und südlich davon der Kreis Paderborn. Beide Kreise liegen im östlichen Teil der Westfälischen Bucht, zu der auch die vom Eggegebirge im Osten begrenzte Paderborner Hochfläche zählt. Im Süden geht die Paderborner Hochfläche mit dem Sintfeld in das Sauerland über, das allerdings im Wesentlichen nicht mehr Teil Ostwestfalens ist. Beide Kreise haben außerdem Anteil an der Emssandebene, zu der auch die Senne bei Paderborn zählt, in der u.a. die Ems entspringt. Im Kreis Paderborn entspringen außerdem die Pader und Lippe. Im Südosten liegt der Kreis Höxter fast vollständig in der Warburger Börde. Teile des Kreises Höxter liegen bereits im Oberen Wesertal und das durch die Nethe durchflossene Oberwälder Land.

Höchster Punkt ist eine Flanke des Totenkopfs bei Bad Wünnenberg mit einer Höhe von 498 m ü. NN im Süden Ostwestfalens. Tiefster Punkt ist das Wesertal bei Petershagen mit 27 m ü. NN im äußersten Norden Ostwestfalens.

Angrenzende Gebiete

Ostwestfalen ist im Nordwesten, Norden, Nord- und Südosten von den niedersächsischen Landkreisen Osnabrück, Diepholz, Nienburg/Weser, Schaumburg, Holzminden und Northeim umschlossen. Im Süden grenzt Ostwestfalen an die hessischen Landkreise Kassel und Waldeck-Frankenberg (beide Regierungsbezirk Kassel). Im Westen und Osten grenzt die Region an die nordrhein-westfälischen Kreise Soest, Hochsauerlandkreis (beide Regierungsbezirk Arnsberg), Lippe (Regierungsbezirk Detmold) und Warendorf (Regierungsbezirk Münster).

Geschichte

Historisch bildete das Gebiet das Herzstück des ehemaligen sächsischen Herzogtums Engern und konnte nach der Entmachtung Heinrich des Löwen 1180 seine Unabhängigkeit gegenüber den Kirchenterritorien im Süden und den wieder erstarkenden Welfen im Norden lange Zeit in mehreren selbständigen Gebieten erhalten. Als erstes fiel 1614 die Grafschaft Ravensberg durch Erbfolge an das Kurfürstentum Brandenburg, und bildete den Ausgangspunkt für weitere brandenburgisch-preußische Erwerbungen; im Westfälischen Frieden wurde das Gebiet um das Hochstift Minden erweitert; 1652 annektierte Brandenburg die bis dahin Freie Reichsstadt Herford und erwarb 1803 beim Reichsdeputationshauptschluss das Hochstift Paderborn, im selben Jahr auch die Fürstabtei Herford und 1815 die Territorien Herrschaft Rheda, Grafschaft Rietberg und das Amt Reckenberg zusammengefasst im Kreis Wiedenbrück. Lediglich die Grafschaft bzw. das nunmehrige Fürstentum Lippe konnte seine Unabhängigkeit wahren. Zwischen 1811 und 1813 wurde dieses Gebiet zwischen dem Königreich Westfalen im Südosten und dem Kaiserreich Frankreich im Nordwesten etwa auf der Linie Bielefeld-Herford-Minden (Aa-Werre-Grenze) aufgeteilt.

Erst 1816 wurde durch Zusammenfassung dieser Gebiete und Bildung des preußischen Regierungsbezirks Minden dieser in die neugeschaffene Provinz Westfalen eingegliedert. Nach Auflösung des Regierungsbezirks Minden 1947 ist Ostwestfalen Teil des Regierungsbezirks Detmold beziehungsweise der Region Ostwestfalen-Lippe. Kleinere lippische und westfälische Exklaven (zum Beispiel Lügde) sowie die historisch zum Regierungsbezirk Münster gehörenden und damit meist zum Münsterland gerechneten Gebiete (zum Beispiel Harsewinkel) werden nach Grenzkorrekturen nach 1947 heute meist zu Ostwestfalen gezählt, wenn sie im Regierungsbezirk Detmold aber nicht im Kreis Lippe liegen. Umgekehrt gelten die westfälischen Exklaven im Lipperland heute meist als zum Landesteil Lippe gehörendes Gebiet.

Begriffsgeschichte

Das Gebiet des heutigen Ostwestfalen-Lippe um 1000 im Herzogtum Sachsen

Um 1000 war das Gebiet nicht westfälisch, sondern gehörte zum Gebiet des sächsischen Herzogtums Engern, das zwischen Westfalen und Ostfalen lag. Spätestens seit Gründung des Regierungsbezirks Minden und Eingliederung in die Provinz Westfalen 1816 gilt das Gebiet aber als westfälisch, jedoch wurde das Gebiet im Wesentlichen bereits davor zur kulturell-geographischen Region Westfalen bzw. zum Reichskreis Westfälischer Kreis gezählt. Der Begriff Ostwestfalen für ein einheitliches Territorium entwickelte sich also etwa ab 1816. Seitdem, spätestens seit dem Ende des 19. Jahrhunderts schriftlich belegt, bezeichnet Ostwestfalen die Region, die dem Gebiet des Regierungsbezirks Minden entsprach. Nach Auflösung des Regierungsbezirks Minden bezeichnet Ostwestfalen meist das Gebiet des Regierungsbezirks Detmold ohne das Gebiet des ehemaligen Landes Lippe beziehungsweise ohne den Kreis Lippe.

Ostwestfalen ist im Sprachgebrauch auch häufig ein Synonym für den Begriff Ostwestfalen-Lippe. Ein Grund dafür mag die ungeachtet der Historie Lippes und der Lippischen Punktationen zunehmend unbekannte beziehungsweise umstrittene Sonderstellung Lippes als eigenständiges, nicht-westfälisches Gebiet sein, die insbesondere durch die ursprüngliche Zugehörigkeit zum geographischen Raum Westfalen und zum Westfälischen Kreis in Frage gestellt wird.

Ebenso irrtümlich wird der scheinbare Gegensatz zwischen dem Begriffspaar Ost und West dadurch aufgelöst, das Gebiet als Ostfalen zu bezeichnen. Ostfalen bezeichnet jedoch ein Gebiet in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

Siehe auch: Begriffsgeschichte Westfalen

Kultur und Wirtschaft

Hauptartikel: Ostwestfalen-Lippe

Da Ostwestfalen etwa 80 Prozent der Fläche Ostwestfalen-Lippes repräsentiert, werden weitergehende Aspekte wie Kultur und Wirtschaft im Artikel Ostwestfalen-Lippe behandelt.

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