Ostara (Zeitschrift)

Ostara (Zeitschrift)
Titelseite Ausgabe Nr. 13/14

Unter dem Sammeltitel Ostara wurde von 1905 an eine Reihe von Abhandlungen des österreichischen Rassentheoretikers Jörg Lanz von Liebenfels veröffentlicht, in denen arische und antisemitische Rassentheorien verbreitet wurden. Die Schriften sind durch die These, dass Hitler sie gelesen habe und von ihren Inhalten nachhaltig beeinflusst gewesen sei, mit besonderer historischer Relevanz ausgestattet worden.

Zwischen 1905 und 1931 entstanden 128 Zeitschriftenausgaben der Ostara, wobei die Ausgaben der zweiten und dritten Serie zumeist kaum oder gar nicht veränderte Neuauflagen früherer Hefte waren.

Inhaltsverzeichnis

Die Zielsetzung der Ostara

Die inhaltliche Ausrichtung der Ostara und ihre Zielsetzungen ergeben sich aus den Untertiteln bzw. Vorworten der einzelnen Hefte. Bei im Detail abweichenden Formulierungen blieb die generelle Ausrichtung über die Jahre im Wesentlichen gleich.

  • Seit Heft 19/20 bezeichnete sich die Ostara als
die einzige und erste rassenwissenschaftliche Zeitung, die die Ergebnisse der Rassenkunde tatsächlich in Anwendung bringen will, um die sozialistischen und feministischen Umstürzler zu bekämpfen und die arische Edelrasse durch Reinzucht vor dem Untergang zu bewahren.
  • Ab Heft 70 wurde die Ostara wie folgt beschrieben:
Die Ostara ist die erste und einzige illustrierte arisch-aristokratische Schriftensammlung, die in Wort und Bild den Nachweis erbringt, dass der blonde heldische Mensch der schöne, sittliche, adlige, idealistische, geniale und religiöse Mensch, der Schöpfer und Erhalter aller Wissenschaft, Kunst und Kultur und Hauptträger der Gottheit ist. Alles Häßliche und Böse stammt von der Rassenmischung her, der das Weib aus physiologischen Gründen mehr ergeben war und ist als der Mann. Die Ostara ist daher in einer Zeit, die das Weibische und Niederrassige sorgsam pflegt und die blonde heldische Menschenart rücksichtslos ausrottet, der Sammelpunkt aller vornehmen Schönheit, Wahrheit, Lebenszweck und Gott suchenden Idealisten geworden.

Die Publikationen

In der Wissenschaft werden gemeinhin drei Serien von Ostara-Publikationen unterschieden. Diese Differenzierung geht auf den Lanz-Biographen Wilfried Daim zurück.

Erste Serie (1905 bis 1917)

Die erste Serie der Ostara umfasst 89 Ausgaben, die bis zum Ende des Ersten Weltkriegs veröffentlicht wurden. Sie wurden bis Heft 64 (1913) in Rodaun verlegt, ab Heft 65 war der Verlagsort Mödling bei Wien. Im Hinblick darauf wird diese Serie gelegentlich auch als Rodaun-Mödlinger Serie bezeichnet. Die erste Ausgabe erschien im "Akademischen Verlag Wien-Lpz", die folgenden Hefte im Ostara-Verlag. Lanz von Liebenfels wurde jeweils als "Verantwortlicher Leiter" bezeichnet.

Lanz von Liebenfels verfasste die meisten Beiträge der Ostara selbst. Bis Heft 25 (1908) erschienen insgesamt 15 Artikel, die nicht von Lanz stammten; danach war Lanz von Liebenfels alleiniger Autor der veröffentlichten Beiträge.

Die Ostara-Hefte waren in der Vorkriegs- und in der Kriegszeit jedenfalls in Wien weit verbreitet. Sie waren für einen vergleichsweise geringen Preis von 4,50 Kronen in vielen sog. Traffiken zu erhalten und lagen gelegentlich auch in Kaffeehäusern aus. Es gilt als sicher, dass Adolf Hitler schon vor dem Ersten Weltkrieg die Ostara wahrgenommen und zumindest einige Ausgaben der Ostara gelesen hat.

Die Höhe der erreichten Auflagen lässt sich nicht mehr ermitteln. Lanz selbst gab mitunter an, seine Hefte seien mitunter in 100.000 Exemplaren aufgelegt worden. Diese Zahl wird in der heutigen Forschung als deutlich zu hoch angesehen. Richtig ist allerdings, dass bereits in der Vorkriegszeit einige Hefte der Ersten Serie eine zweite Auflage erlebten.

Mit Heft Nr. 89 wurde 1917 die letzte Ausgabe der ersten Serie veröffentlicht. Lanz gab an, dass 11 weitere Ausgaben existierten. Für eine Veröffentlichung gibt es allerdings keine Belege. Ekkehard Hieronimus nimmt an, dass Lanz diese Ausgaben zwar geplant hatte, der Rohstoffmangel des letzten Kriegsjahres aber eine Veröffentlichung verhindert habe.

Zweite Serie

Die zweite Serie wird nach Daim auch als Magdeburger Serie bezeichnet. Tatsächlich entstanden in Magdeburg keine neuen Ausgaben der Ostara; es wurden lediglich zwei Hefte (Nr. 1 und Nr. 50 der ersten Serie) neu aufgelegt; sie unterschieden sich von den Erstauflagen geringfügig. Hieronimus (a.a.O.) nimmt an, dass diese Zweitauflagen nicht von Lanz, sondern von einem in Magdeburg ansässigen Mitglied des Neutempler-Ordens initiiert wurde.

Dritte Serie

Ab 1926 erschien eine dritte Serie der Ostara, die auch als Wiener Serie bezeichnet wird. Sie war ebenfalls als Neuauflage der ersten Serie angelegt; Initiator war wiederum ein Angehöriger des Neutempler-Ordens, der für sein Vorgehen die ausdrückliche Unterstützung von Lanz erhalten hatte. Anfänglich war vorgesehen, alle 89 (bzw. 100) Ausgaben der ersten Serie neu aufzulegen und so eine zweite, u.U. sogar eine dritte Auflage zu erreichen. Tatsächlich wurden bis 1931 nachweislich nur 38 Ausgaben der ersten Serie neu aufgelegt, wobei die Reihenfolge der Veröffentlichung nicht der der ersten Serie entsprach. Die Neuauflagen waren inhaltlich weitestgehend identisch mit den Ausgaben der Ersten Serie; allerdings waren die 15 frühen Artikel, die nicht von Lanz verfasst waren, entfernt und durch neue Beiträge von Lanz ersetzt worden.

Bedeutung der Ostara

Die Bedeutung der Ostara-Hefte ist an dem Einfluss zu messen, die die Reihe auf maßgebliche Entscheidungsträger namentlich des sog. Dritten Reiches hatte. Sicher ist, dass Adolf Hitler in seiner Wiener Zeit vor dem Ersten Weltkrieg völkische Literatur und Traktate las; sicher ist auch, dass auch die Ostara von Hitler gelesen wurde. Der österreichische Schriftsteller Wilfried Daim folgert daraus, bei Lanz von Liebenfels handele es sich um den Mann, der Hitler die Ideen gab (so der Titel seiner erstmals 1958 erschienenen Lanz-Biographie). Diese Einschätzung wird in der modernen Wissenschaft nicht geteilt. Nach allgemeiner Auffassung war der Einfluss Lanz´ (und damit der der Ostara) auf Hitler gering bzw. zu vernachlässigen.

Literatur

  • Wilfried Daim: Der Mann, der Hitler die Ideen gab. Jörg Lanz von Liebenfels. Isar, Wien 1994, ISBN 3-928127-73-X.
  • Joachim Fest: Hitler. Eine Biographie. Propyläen, Berlin 1973, ISBN 3-549-07301-1.
  • Nicholas Goodrick-Clarke: Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus. Stocker, Graz / Stuttgart 1997, ISBN 3-7020-0795-4.
  • Brigitte Hamann: Hitlers Wien. Lehrjahre eines Diktators. Piper, München 2001, ISBN 3-492-23240-X.
  • Ekkehard Hieronimus: Lanz von Liebenfels. Eine Bibliographie. Toppenstedt, Berg 1991, ISBN 3-922119-11-5.
  • Ekkehard Hieronimus: Jörg Lanz von Liebenfels. In: Uwe Puschner, Walter Schmitz, Justus H. Ulbricht: Handbuch zur „Völkischen Bewegung“ 1871–1918. Saur, München u. a. 1996 / 1999. ISBN 3-598-11241-6 / ISBN 3-598-11421-4, S. 131–146.

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