Orthoptist

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Die Orthoptik (griechisch ορθοπτική = Geradesehen) gehört zum Fachgebiet der Schielheilkunde (Strabologie), einer recht jungen Spezialdisziplin der Augenheilkunde. Sie beschäftigt sich diagnostisch und therapeutisch mit allen motorischen und sensorischen Aspekten der Pathologie und Physiologie des beidäugigen Sehens (Binokularsehens). Ihren Ursprung fand die Orthoptik 1930 durch Mary Maddox in Großbritannien, von wo sie in den 1950er Jahren ihren Weg auch nach Deutschland nahm.

Inhaltsverzeichnis

Organisation und Berufsbild

Orthoptische Abteilungen findet man in Augen- und Rehakliniken, Frühförderstellen für Sehbehinderte, sowie in vielen Augenarztpraxen. Sie werden im Volksmund auch als Sehschulen bezeichnet. Das Fachgebiet hat ein eigenes Berufsbild hervorgebracht, den Orthoptist. Da jedoch die überwiegende Mehrzahl der tätigen Personen weiblichen Geschlechts ist, spricht man im beruflichen Alltag und in der Literatur in der Regel von der Orthoptistin. In Deutschland werden Orthoptisten an 14 Fachschulen für Orthoptik ausgebildet, die alle an Universitäten angeschlossen sind. Die Berufsausbildung dauert drei Jahre und schließt nach entsprechenden Prüfungen mit der staatlichen Anerkennung ab. In Österreich erfolgte im Zuge des Bologna-Prozesses die Umstellung auf eine Ausbildung an der Hochschule mit akademischem Abschluss. Im Wintersemester 2006 startete an der Fachhochschule Salzburg der erste Jahrgang, der im Sommer 2009 mit dem Titel "Bachelor of Science in Health Studies BCs" abschließen wird. Auch in Deutschland gibt es intensive Bestrebungen, die Ausbildung zu akademisieren.

Schwerpunkte

Augenmuskelgleichgewichtsstörungen

Das wesentliche Aufgabengebiet der Orthoptik stellt die konservative Diagnostik und Therapie aller Formen von Schielerkrankungen, Nystagmus und okulär bedingten Kopfzwangshaltungen dar. Insbesondere die umfangreiche, häufig apparative, Diagnostik besitzt hierbei einen hohen Stellenwert, unterstützt sie doch in entscheidendem Maße die Indikationsstellung bei Schiel- und Nystagmusoperationen. Therapeutische Maßnahmen finden sich in Übungsbehandlungen zur Verbesserung des Binokularsehens, sowie spezielle Brillenanpassungen - häufig unter Verwendung von Prismengläsern. Ergänzt wird das Tätigkeitsspektrum durch die Verfahren der Pleoptik, die sich mit der Behandlung von funktionaler Schwachsichtigkeit (Amblyopie) auseinandersetzt. Hierbei stehen differenzierte Okklusionsbehandlungen und weitere apparative Verfahren im Mittelpunkt.

Rehabilitation

Hauptartikel: Rehabilitation von Sehstörungen

Seit einigen Jahren hat sich das Aufgabenspektrum der Orthoptik zunehmend um die Bereiche Rehabilitation Sehbehinderter und Low-Vision-Training erweitert. Dabei geht es um die Betreuung und Rehabilitation von Patienten mit erworbenen Sehstörungen nach Hirnschädigungen, zum Beispiel durch Schlaganfall, Tumore, Unfälle oder andere neurologische Erkrankungen. Die orthoptische Rehabilitation versucht hierbei, Seh- und Wahrnehmungsdefizite zu reduzieren, Strategien zu deren Kompensation zu entwickeln und die Anwendung des Sehens im Alltag zu trainieren. Dabei werden auch computergestützte Verfahren eingesetzt.

Siehe auch

Literatur

  • Herbert Kaufmann: "Strabismus", 3. grundlegend überarbeitete und erweiterte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York ISBN 3-13-129723-9
  • Wolfram Aust: Pleoptik und Orthoptik. Eine praktische Anleitung zur konservativen Therapie des Begleitschielens. 2. A. Karger, Basel u. a. 1973, ISBN 3-8055-1576-6
  • Joachim Otto: Lehrbuch und Atlas der Orthoptik. Huber, Bern u. a. 1975, ISBN 3-456-80133-5
  • Martin Klett/Ellen Kraus-Mackiw (Hrsg.): Visuelle Orientierung. Thieme, Stuttgart/New York 1989 , ISBN 3-13-727301-3
  • Christine Paul: Reha-Sehtraining. Therapieleitfaden für Orthoptistinnen. Diagnostik und Therapie zerebraler Sehstörungen nach erworbenen Hirnschäden. Praefcke, Ravensburg 1995, ISBN 3-9801412-1-7
  • Indikationskatalog Orthoptik. 2. Aufl., Berufsverband der Orthoptistinnen Deutschlands, Nürnberg 2002 [1]

Weblinks

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